Dokumentation Ausstellung »Opfer rechter Gewalt«

Die Ausstellung porträtiert 131 Menschen, die rechter Gewalt seit 1990 zum Opfer fielen. Viele wurden getötet, weil für sie im Weltbild der Rechtsextremisten kein Platz ist; manche, weil sie den Mut hatten, Nazi-Parolen zu widersprechen (vom 9. bis 21.8.)

Information

Veranstaltungsort

Stadthausgalerie
Museumsstr. 2
59065 Hamm

Zeit

09.08.2007

Themenbereiche

Kultur / Medien

Einige Schicksale bewegten die Öffentlichkeit, viele wurden kaum zur Kenntnis genommen, vergessen sind die meisten. Die Ausstellung ruft diese Menschen in Erinnerung.


Die Ausstellung basiert auf öffentlich zugänglichen Informationen, vor allem auf Zeitungsartikeln. Sie dokumentiert das Bild, das sich die Gesellschaft von den Opfern rechter Gewalt gemacht hat: Manche Fälle führten zu öffentlicher Empörung oder waren Anlässe politischer Kontroversen; von vielen der Toten jedoch wurde nie ein Foto veröffentlicht, von manchen noch nicht einmal ihre Namen.

»Den Opfern einen Namen geben« wollten die beiden Tageszeitungen »Frankfurter Rundschau«, und »Der Tagesspiegel« als sie am 14. September 2000 eine Chronik von 93 Opfern rechter Gewalt seit 1990 veröffentlichten. Auf diese Chronik greift die Ausstellung maßgeblich zurück. Die Chronik entfachte einen politischen Streit, weil das Bundesinnenministerium im gleichen Zeitraum nur 24 Todesfälle durch rechte Gewalt registriert hatte.

Das ganze Ausmaß systematischer Verdrängung wurde etwa dadurch deutlich, dass das Ministerium nicht einmal den Tod von Farid Guendoul, der von Rechtsextremisten im Februar 1999 in den Tod getrieben wurde, zur Kenntnis genommen hatte. Die »Hetzjagd von Guben« hatte bundesweit Schlagzeilen gemacht, aber weil die Täter nur der »fahrlässigen Körperverletzung« angeklagt wurden, gab es offiziell kein Opfer.

Im Mai 2001 änderten die Innenminister von Bund und Ländern das System zur Erfassung rechter Straftaten. Die neuen Erfassungskriterien sollten es ermöglichen, die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren. Aber noch im September 2004 bewertete die Bundesregierung nur 39 Fälle seit 1990 als rechtsmotiviert.

Marinus Schöberl wurde im Juli 2002 stundenlang gequält und anschließend totgetreten, seine Leiche in einer Jauchegrube versenkt. Vor seinem Tod hatten die Täter, drei Rechtsextremisten, ihn gezwungen zu sagen: Ich bin ein Jude. Aber auch der »Mord von Potzlow«, der bundesweit Schlagzeilen machte, fand keinen Eingang in die Statistik des Innenministeriums.

Es gibt viele Tote, die niemals Schlagzeilen machten und von deren Schicksal keine Statistik zeugt. Die Ausstellung erinnert an diese Menschen und thematisiert zugleich die anhaltende Verdrängung rechter Gewalt.

Mehr Infos: externer Link in neuem Fenster folgt www.opfer-rechter-gewalt.de