Dokumentation 10 Jahre nach dem Bombenanschlag des NSU in Köln

Die Kölner Initiative «Keupstraße ist überall» lädt ein zur Vorbereitung auf die anstehende Verhandlung der Keupstraße im NSU-Prozess.

Information

Veranstaltungsort

DGB-Haus
Schwanthalerstr. 64
80336 München

Zeit

31.03.2014

Themenbereiche

Rassismus / Neonazismus, NSU-Komplex

Die Keupstraße ist bekannt als die zentrale Geschäfts- und Ladenstraße der türkischen Community in Köln; weit über die Stadtgrenzen hinaus. Am 9. Juni 2004 explodierte am helllichten Tag auf der Keupstraße eine von Nazis gezündete Nagelbombe mit dem Ziel, möglichst viele, vermeintlich nicht-deutsche Menschen zu töten und zu verletzen und deren anliegende Geschäfte und Häuser zu zerstören.

Dieser versuchte Massenmord durch den Nationalsozialistischen Untergrund, der nur durch glückliche Zufälle keine Todesopfer gefordert hat, steht in der Kontinuität einer rassistischen Konjunktur, die seit dem Mauerfall hunderten von Menschen das Leben kostete und nicht nur unter Migrantinnen und Migranten entsetzliches Leid verursachte.

Bis zur Selbstenttarnung des NSU 2011 ermittelten die Behörden ausschließlich gegen die zum Teil schwer Verletzten und Geschädigten der Bombe und machten aus Opfern Täter. Die Medien und die Öffentlichkeit flankierten diese Handlungen mit dem Gerede von kriminellen Ausländermilieus. Der rassistische Anschlag, der für die Keupstraße mit der Bombe von 2004 begann, fand dadurch seine Fortsetzung.

Vor diesem Hintergrund hat sich die Initiative "Keupstraße ist überall" gegründet, um in Vorbereitung auf die Verhandlungstage zur Keupstraße im NSU-Prozess in München (wahrscheinlich im Mai) offensiv zu werden. Wir wollen gemeinsam in München auftreten und Solidarität mit den mehr als 20 Nebenkläger_innen demonstrieren. Wir fordern ein zu erfahren, wer alles zum NSU gehört und was die Rolle der unterschiedlichen Akteure war. Daher werden aus Köln viele Menschen nach München kommen und durch verschiedene Veranstaltungen, Aktionen und ihre bloße Präsenz im Gericht ein sichtbares Zeichen setzen. Auf der Veranstaltung in München werden wir über die spezielle Geschichte des Attentats und der jahrelangen Drangsalierungen informieren sowie eine Analyse versuchen.

Sieben Jahre lang wurde die Keupstraße terrorisiert - nun ist der Moment gekommen geschlossen und unmissverständlich in München unserer Wut und Empörung Ausdruck zu verleihen. Die Nazis, Teile der Politik, Ermittlungsbehörden und Öffentlichkeit sowie die Geheimdienste haben ihr Ziel verfehlt, die Keupstraße und eine offene Gesellschaft, für die diese Straße steht, zu zerstören. Keupstraße ist überall.

Referent_innen:
Mitat Özdemir - Interessengemeinschaft Keupstraße
Massimo Perinelli - Dostluk Sineması / Kanak Attak
A. Sembol - NSU Watch / Fachinformationsstelle Rechtsextremismus München
Kutlu Yurtseven - Dostluk Sineması / Microphone Mafia


Einlassvorbehalt:
"Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, sind von der Veranstaltung ausgeschlossen."


Eine Veranstaltung von Bündnis gegen Naziterror und Rassismus München in Kooperation mit der Petra Kelly Stiftung, der Initiative "Keupstraße ist überall" Köln, dem Arbeitskreis Aktiv gegen Rechts in ver.di München und dem KEV.

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