Lesung

Helmut Donat liest Hans Paasche: "Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland"

Donnerstag, 18.03.2010, 20.00 Uhr

Tübingen | Club Voltaire, Haaggasse 26b


Helmut Donat begleitet sich selbst auf der Gitarre und präsentiert passend zum Thema des Abends afrikanische und deutsche politische Lieder.

Rosa Luxemburg, Carl von Ossietzky und Kurt Tucholsky schätzten ihn: den Marineoffizier und streitbaren Pazifisten, den Großwildjäger und Naturschützer, Lebensreformer und Afrikareisenden Hans Paasche, dessen außergewöhnlichem Leben rechtsradikal gesinnte Reichswehrsoldaten im Mai 1920 ein Ende setzten. Er wandte sich gegen Hurrapatriotismus, Krieg und Militarismus, engagierte sich für Völkerversöhnung, bezeichnete den Ersten Weltkrieg als eine “Schändung des Evangeliums” und setzte sich für eine neue Welt mit den Worten ein: “Wer aber nicht auswandert aus seinem alten Menschen, der wird in keiner Steppe frei.”

Obwohl er seiner Generation um Meilen voraus war, ist sein Name nur noch wenigen vertraut. Die Themen, mit denen sich Paasche bereits vor vielen Jahrzehnten beschäftigt hat, sind jedoch aktuell geblieben, und seine Weitsicht fasziniert vor allem heute. Als Denker von beklemmender Modernität und “erster Grüner” stellte er die angeblichen Errungenschaften der Zivilisation bloß, wandte sich gegen die Unterdrückung der Frau, geißelte den Massen- und verlogenen “Traumschiff”-Tourismus auf See, die Ausrottung von seltenen Vogelarten und forderte die Verringerung der Fangquoten für Robben.

Der Bremer Historiker Karl Holl nennt Paasche einen der “gütigsten, menschlichsten Deutschen [des 20.] Jahrhunderts”. Während andere ihn als “einen Warner und Rufer in der Wüste” bezeichnen, rühmte der Zukunftsforscher Robert Jungk Paasches Fähigkeit zu “unbeirrbarer scharfer Kritik und Selbstkritik; sein Mut, mit dem er wagte, sich gegen vorherrschende Meinungen zu wenden, hoben ihn aus der Menge der Anpasser und Mitmacher heraus”. Und mit Blick auf die deutsche Geschichte und die politischen Verformungen des deutschen Charakters bemerkte der Bremer Politiker Völker Kröning, dass Paasche “wie ein Edelstein … in einem Trümmerhaufen aufblüht”.

Mit seinem Bericht über “Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland” wandte er sich gegen den Kolonialismus und Zivilisationsdünkel der wilhelminischen Gesellschaft, doch weisen seine den “Lettres Persanes” von Montesquieu nachempfundenen Briefe weit über das Kaiserreich hinaus. In ihrer zeitübergreifenden Anklage des Exportes europäischer Lebensformen, Sitten und Gebräuche sind sie von bleibender Aktualität.

“Eine ironische Herausforderung der Nachdenklichen von heute.” (Süddeutsche Zeitung)
“Eine politische und ökologische Kritik an der deutschen Gesellschaft.” (Neue Zürcher Zeitung)
“Eine noch heute aktuelle Anklage der Zivilisation und des Kolonialismus.” (DIE ZEIT)

Eintritt: 4 € / 2 € erm.

Gemeinsame Veranstaltung mit dem Club Voltaire



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