Michael Benz (Giengen/Brenz): "Fritz Lamm (1911-1977) - ein lebenslanger Außenseiter. Jude - Linkssozialist - Emigrant - Homosexueller. Eine politische Biographie"

Veranstalter: Rosa-Luxemburg-Forum Baden-Württemberg

Termin: 09.02.2007, 20:00 Uhr

Ort: Rosa-Luxemburg-Forum, Senefelderstr. 26, 70176 Stuttgart

Zum 30. Todestag von Fritz Lamm erscheint im Frühjahr 2007 die erste ausführliche Biographie über dessen bewegtes Leben. Recherchiert und aufgezeichnet hat sie in jahrelanger Arbeit Michael Benz und dabei umfangreiche Quellen aus allen Lebensstationen von Fritz Lamm einbezogen.

Fritz Lamm, 1911 in Stettin geboren, war seit 1930 Mitglied in SPD, SAJ, Gewerkschaft und Naturfreunden. 1930 wurde er wegen “parteischädigendem Verhalten” aus der SPD ausgeschlossen. Als Gründungsmitglied und aktives Mitglied der linken SPD-Abspaltung “Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands” (SAP) wurde er von den Nazis inhaftiert und floh 1936 aus dem faschistischen Deutschen Reich. Über die Schweiz, die Tschechoslowakei und Frankreich führte ihn sein Weg in der Emigration bis nach Kuba.
1948 kehrt er nach deutschlanf zurück und lässt sich in Stuttgart nieder. Dort war er langjähriger Vorsitzender des Betriebsrates bei der Stuttgarter Zeitung. Tätig war er weiter für die IG Druck und Papier, bei den Naturfreunden, im Ortsvorstand der SPD, der er wieder beitrat, sowie im Deutschen Freidenker-Verband. Von 1950 bis zur Einstellung 1959 war er Herausgeber der linkssozialistischen Zeitschrift “Funken. Aussprachehefte für sozialistische Politik”.
1963 wurde Fritz Lamm wegen seiner Unterstützung des SDS erneut aus der SPD ausgeschlossen. In zahlreichen Publikationen und Vorträgen sowie in praktischer Solidarität unterstütze und begleitete er die Entstehung der “Neuen Linken”, der Studentenbewegung und der APO.

“Trotz des hohen wissenschaftlichen Anspruchs der Biographie ist es Michael Benz gelungen eine interessante, spannende und lehrreiche Vita nachzuzeichnen. Fakten- und detailreich werden die sozialen und politischen Bewegungen dargestellt, von der Spätphase der Weimarer Republik, des Faschismus an der Macht, des Widerstands, der Emiranten und Emigrationsländer, der Bewegungen der deutschen Nachkriegszeit, bis hin zur außerparlamentarischen Opposition, sozialen Bewegungen und der undogmatischen Linken bis in die 1970er Jahre. Ein Kaleidoskop der linken Parteien und Gruppen, Jugendbewegten, Naturfreunden, Freidenkern, Gewerkschaftern, Persönlichkeiten, Literaten, Friedens- und Studentenbewegten tut sich dem Leser auf. In allen diesen Bewegungen wirkte Lamm originell und engagiert.” (Heiner Jestrabek)