Ken Henshaw

Ken Henshaw im Interview

Ken Henshaw, wie kämpft Social Action Nigeria gegen den Klimawandel?

  • « Wir kämpfen vor allem dagegen, dass das bei der Ölförderung im Niger-Delta frei werdende Gas nicht länger einfach abgefackelt wird. Dieses Abfackeln setzt große Mengen an Treibhausgasen frei - Kohlendioxid und Methan - und treibt damit den Klimawandel voran. Davon abgesehen hat es extrem negative Auswirkungen auf die Gesundheit und die Lebensbedingungen der Menschen, die in der Region leben. Wir haben in der Vergangenheit immer wieder Kampagnen gegen die Gas-Abfackelung gemacht und uns dafür eingesetzt, dass Programme für die Beendigung dieser Praxis entwickelt und die Umweltzerstörung aus der Ölförderung im Niger-Delta beseitigt werden.

    Im Cross-River-Basin im Südosten Nigerias findet sich außerdem die größte zusammenhängende Regenwaldfläche des Landes. Dieses Gebiet bietet ein gewaltiges Potenzial, im Rahmen des UN-Waldschutzprogramms REDD+ als Kohlenstoffsenke zu dienen. Allerdings ist der Wald für die lokale Bevölkerung die Grundlage für die Ernährung, für die Gewinnung von Feuerholz und von Medizin. Natürlich sind wir der Meinung, dass der verbleibende Regenwald erhalten werden muss. Jedoch arbeitet Social Action Nigeria mit den Gemeinschaften vor Ort zusammen, um sicherzustellen, dass ihre Rechte und ihre Lebensbedingungen durch internationale Handelssysteme für CO2-Zertifikate - wie zum Beispiel durch REDD+ - nicht bedroht werden. »

Worum geht es euch noch? Was sind andere wichtige Themen im Zusammenhang mit dem Klimawandel?

  • « Der Klimawandel lässt den Meeresspiegel ansteigen. Das gefährdet die Gemeinschaften, die an der Küsten und in den niedrig liegenden Gebieten des Niger-Deltas leben. Zudem hat die Erderwärmung bereits dazu geführt, dass es in der Sahel-Zone häufiger Dürren gibt und dadurch die Desertifikation des Bodens verschärft wird. Davon sind auch Teile Nigerias betroffen. Dürren und degradierte Böden aber führen dazu, dass die Menschen ihre Flächen für den Anbau von Pflanzen und für die Viehhaltung verlieren. Das treibt Millionen von Menschen in die Armut. Weltweit gibt es ein viel zu geringes Verständnis davon, wie diese Faktoren den Nährboden für gewaltsame Konflikt um den Zugang zu Land verschärfen und wie der Verlust der Lebensgrundlage von Millionen von Menschen die Bildung von Extremismus befördert. Wir von Social Action Nigeria halten es für absolut wichtig, auf diese zentrale Folge des Klimawandels hinzuweisen.

    Außerdem ist es für uns natürlich auch ein Thema, dass die Millionen von Nigerianern, die Opfer des Klimawandels sind, nicht zu den Emissionen beigetragen haben, die jetzt solche Probleme machen. Unserer Ansicht nach macht die Tatsache, dass sie die Lasten des Klimawandels tragen müssen, die Anpassung an den Klimawandel zu einer Frage ökologischer Gerechtigkeit. »

Was brauchen wir, um erfolgreiche Klimaverhandlungen zu haben?

  • « Während sich die UN-Klimaverhandlungen ohne jeden Fortschritten seit Jahren an denselben Paradigmen orientieren, sind die verheerenden Folgen des Klimawandels immer offensichtlicher geworden. Alle vorangegangenen Verhandlungen zum Beispiel haben sich kein Stück von dem Paradigma gelöst, dass die vorherrschenden Konsummuster und schädlichen Wirtschaftspraktiken weiter bestehen bleiben. Währenddessen hat man gehofft, dass das Problem sich schon irgendwie in Luft auflösen werde. Diese Herangehensweise hat in der Vergangenheit nicht funktioniert und sie wird es auch in Zukunft nicht tun.

    Wollten die UN-Klimaverhandlungen wirklich produktiv sein, müssen sie konkretere und realistischere Lösungen umsetzen: die Emissionen drastisch senken, die Unternehmen zur Verantwortung ziehen, deren Geschäftsmodell die Verschmutzung der Atmosphäre ist, den Kampf gegen den Klimawandel wirklich verbindlich machen. Die Verhandlungen müssen außerdem die Rechte indigener Völker beachten und respektieren, deren Heimat und Lebensgrundlage die Wälder sind. »

Über Social Action

Nigeria Social Action Nigeria ist eine Nichtregierungsorganisation, die den Indigene bei ihrem Kampf für politische, wirtschaftliche und ökologische Gerechtigkeit unterstützt. Die Organisation arbeitet im ölreichen, ökologisch zerstörten Niger-Delta. Sie betreibt in der Region mehrere Community-Center und macht Bildungsarbeit, um die Menschen vor Ort dazu ermutigen und sie befähigen soll, sich politisch zu engagieren.


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Ken Henshaw - Nigeria

 

Aktivist bei Social Action Nigeria