Nachricht | Westafrika - Globalisierung - International / Transnational - Afrika „Wir sind nicht mehr allein auf der Welt“

Bertrand Badie diskutiert in Dakar eine gerechtere Weltordnung

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Auf Einladung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Westafrika (www.rosalux.sn) kam Professor Bertrand Badie (Sciences Po, Paris) nach Dakar, um mit interessierten BürgerInnen an der Universität Dakar und WissenschaftlerInnen am panafrikanischen Forschungsinstitut CODESRIA (www.codesria.org) zu diskutieren.

Bertrand Badie, Autor von mehr als 30 Büchern und zahlreichen Artikeln zur internationalen Politik, stellte in Senegals Hauptstadt sein jüngstes Buch mit dem Titel „Nous ne sommes plus seuls au monde. Un autre regard sur l‘ „ordre international“[1] vor.  Mehr als 100 Menschen, darunter viele StudentInnen, folgten der Einladung der Rosa-Luxemburg-Stiftung und kamen am 19. Mai 2017 in die Universität von Dakar, um mit dem Autor zu diskutieren.

Badie skizzierte in seinem Vortrag den Wandel der internationalen Weltordnung in den vergangenen Jahrzehnten. Drei Faktoren sind aus Sicht Badies von besonderer Bedeutung, um die Welt(un)ordnung, die wachsende soziale Ungleichheit, Terrorismus, Kriege und Konflikte zu verstehen.

Erstens hält Badie die Dekolonialisierung für missglückt, da sie in der stattgefundenen Form zu einer Zunahme der globalen Ungleichheit zwischen reichen und armen Ländern geführt hat. Diese enorme Ungleichheit, gepaart mit absoluter Armut und Misere in den Ländern der sogenannten ehemaligen Dritten Welt, kreiere eine Vielzahl an Konflikten,unter denen unser Planet heute leidet, so Badie.

Zweitens plädierte Badie in Dakar für eine analytisch umfassendere Sicht der Globalisierung und ihrer Auswirkungen auf die Weltordnung von Staaten und Gesellschaften. Globalisierung ist mehr als nur wirtschaftlicher Integrationsprozess, so Badie. Die kommunikative Verschränkung der Welt globalisiert mehr als je zuvor die lokalen Konflikte. Der Terrorismus von Islamisten, ob in Frankreich oder Deutschland, muss heute vor diesem Hintergrund gesehen werden. Die Staaten, auch die mächtigsten, wie die USA  oder Frankreich, sind verwundbarer denn je, denn sie können sich langfristig nicht vor der Kontaminierung durch die Konflikte in dieser eng verwobenen Welt schützen. Die Interventionen der USA in Afghanistan oder Frankreichs in der Sahelzone sieht Badie so als weitgehend nutzlos und daher als äußerst kritisch. Positiv sind für Badie die „Interventionen“ der Nichtregierungsorganisationen wie beispielsweise Amnesty International. Sie zeigen, so der Forscher aus Paris, die gute Seite der Globalisierung.

Schließlich kritisiert Badie die verpasste Chance nach Ende des Kalten Krieges. Mit dem Ende der Bipolarität habe es der Westen versäumt eine neue Sicherheitsarchitektur aufzubauen. Die Nato habe, so Badie, eigentlich ihre Aufgabe 1990 verloren. An ihre Stelle hätte eine neue Organisation treten müssen, die sich der menschlichen Sicherheit weltweit annimmt.

Badie lobte in diesem Zusammenhang die Vereinten Nationen, die 1994 mit Ihrem Bericht zur Human Security einen wichtigen Anstoß zur Fortentwicklung der Weltordnung geliefert hätten. Badie plädierte denn auch für eine Global Social Governance, die den zunehmenden Konflikten und Bedrohungen der menschlichen Sicherheit gemeinsam begegnet. Zur Finanzierung dieser weltweiten Aufgabe forderte Badie in Dakar eine globale Entwicklungssteuer.



[1] http://www.editionsladecouverte.fr/catalogue/index-Nous_ne_sommes_plus_seuls_au_monde-9782707190475.html


Weitere Informationen:

https://www.monde-diplomatique.fr/2016/05/APPELT/55481

http://frieden-sichern.dgvn.de/friedenssicherung/frieden-entwicklung/un-und-menschliche-sicherheit/

http://www.bloomsbury.com/au/humiliation-in-international-relations-9781509901173/

http://www.his-online.de/verlag/9010/programm/detailseite/publikationen/souveraenitaet-und-verantwortung/?sms_his_publikationen%5BbackPID%5D=1252&cHash=2a52dc8ed939b7eddc066837f2090d75