16. November 2017 Diskussion/Vortrag Marxismus und Stalinismus: Bis zur (Un) Kenntlichkeit?

Mit Dr. Christoph Jünke

Information

Veranstaltungsort

Centro Sociale
Sternstraße 2
20357 Hamburg

Zeit

16.11.2017, 20:00 - 22:00 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Erinnerungspolitik / Antifaschismus, Soziale Bewegungen / Organisierung

Kosten

Normalpreis: 2,00 €

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Von Ernst Bloch stammt die, wie er selbst sagte, „scharfe und bösartige“ Frage nach dem Verhältnis von Marxismus und Stalinismus: hat sich dieser in jenem bis zur Kenntlichkeit oder bis zur Unkenntlichkeit verändert?  Stalin wurde seinerzeit als Erbe Lenins gefeiert – was aber hatte ihm dieser mit auf den Weg gegeben? Und verstand sich Lenin nicht als Schüler von Marx und Engels - gibt es also womöglich, wie Antisozialisten seit jeher mutmaßen, eine direkte Linie von Marx über Lenin zu Stalin? Der Referent wird sich ausführlich mit linker Stalinismuskritik und ihren wesentlichen Erkenntnissen befassen. Christoph Jünke ist Historiker und Publizist, zuletzt erschien von ihm als Herausgeber die Anthologie „Marxistische Stalinismuskritik im 20. Jahrhundert“ (ISP, Mai 2017).


"Ganz Europa ist vom Geist der Revolution erfüllt", notierte der britische Premierminister David Lloyd George im März 1919. "Die ganze bestehende soziale, politische und wirtschaftliche Ordnung wird von der Masse der Bevölkerung von einem Ende Europas zum anderen in Frage gestellt". Auslöser dieser nicht nur Europa umspannenden Rebellionen war der Erste Weltkrieg mit seinem unvorstellbaren Massensterben und Massenelend. Zum hoffnungsvollen internationalen Signal wurde die Losung „Brot, Land und Frieden“ der russische Oktoberrevolution 1917. Überall auf der Welt blickten die Menschen auf den neuen Sowjetstaat. Dies Signale „wurden überall dort gehört, wo Arbeiterorganisationen und sozialistische Bewegungen, gleich welcher Ideologie, operierten. Kurz gesagt, die Oktoberrevolution wurde überall als welterschütterndes Ereignis empfunden“, wie Eric Hobsbawm schreibt. Seither war jede Politik weltweit zugleich immer eine Antwort auf die mit dieser Revolution vollzogenen und fortwirkenden Veränderungen – und, natürlich, Gegenstand kontroverser Sichtweisen auch und gerade innerhalb der linken Bewegungen.

Mit Hintergründen und Widersprüchen, Strategien und Konflikten dieses weltgeschichtlichen Umbruches beschäftigt sich unsere Veranstaltungsreihe. Sie wird bemüht sein, die vielen Vereinfachungen und ideologischen Borniertheiten dieser Debatten zu vermeiden und dem Ansatz Rosa Luxemburgs zu folgen, die eine „eingehende, nachdenkliche“ Analyse der Oktoberrevolution empfohlen hatte.

Die Reihe wird im Januar fortgesetzt.

Gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg.

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