Nachricht | Wirtschafts- / Sozialpolitik - Afrika - International / Transnational Solidarisch Wirtschaften in Südafrika

Die RLS unterstützt in Südafrika seit einigen Jahren Projekte der solidarischen Ökonomie. Für die örtlichen Genossenschaften ist das größte Problem fehlendes Kapital.

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Vielen Südafrikanern fehlt es sechzehn Jahre nach dem Ende der Apartheid weiter an bezahlter Arbeit. Zwischen Johannesburg und Pretoria, im Township Ivory Park, wo über hunderttausend Menschen teilweise dicht an dicht leben, versuchen einige Bewohner mittels Genossenschaften selbst ihre wirtschaftliche Zukunft in die Hand zu nehmen.

1999 hat sich die erste Genossenschaft im Township gegründet. Jetzt gibt es eine ganze Handvoll. Sie betreiben Papier-Recycling, eine Augenklinik, eine Näherei und einen Gemüsegarten. Unterstützt werden die Genossenschaften von der Nichtregierungsorganisation COPAC (Co-operative and Policy Alternative Center / www.copac.org.za). Vishwas Satghar von COPAC, einem Projektpartner der Rosa Luxemburg Stiftung Südliches Afrika, berät die Genossenschaftsmitglieder in Fragen von Organisation und Finanzen.

Das größte Problem der Genossenschaften ist das fehlende Kapital. Geld für den Unterhalt und den Ausbau etwa des Gemüsegartens kommt aus dem Direktverkauf der Produkte an die Townshipbewohner. Geplant ist auch eine engere Zusammenarbeit mit dem zentralen Supermarkt im Township.

Pick and Pay, eine der größten Supermarktketten Südafrikas, ist an einer Kooperation mit der Genossenschaft, die gegenwärtig fünf Frauen beschäftigt, interessiert, doch eine konstante Belieferung, die das Unternehmen von der Genossenschaft fordert, macht Schwierigkeiten, da die Fläche noch zu klein ist, um beständig Spinat, Rüben und Erdbeeren liefern zu können.

Der Staat unterstützt mit diversen Programmen Genossenschaften im Land, doch im bürokratischen Dschungel braucht man Hilfe und sehr oft gute Beziehungen. „Wir geben nicht auf mit unseren Versuchen staatliche Fördergelder zu erhalten“, sagt Vishwas Satghar, und fährt fort „in der Zwischenzeit setzen wir aber auch in Sachen Kapitalbereitstellung auf Eigeninitiative“. Geplant ist ein Fonds, in den die Mitglieder der Genossenschaften einbezahlen und aus dem dann notwendige Maßnahmen finanziert werden.

Doch ohne staatlichen Zuschuss wird es für die Genossenschaften in Ivory Park schwer bleiben, denn der Kapitalbedarf ist groß. Sowohl die Näherei, die etwa Schuluniformen für die Kinder der Townshipbewohner anfertigt, als auch die Papier-Recycling-Genossenschaft, die Altpapier mit Pflanzenfasern mischt und daraus bemalte Nilpferde, aber auch Büromaterialien wie Hefter anfertigt, müssen dringend in Maschinen und Räumlichkeiten investieren.

Die RLS-Südliches Afrika unterstützt die Idee des solidarischen Wirtschaftens seit einigen Jahren. „Wir brauchen Eigeninitiative in der Region, gerade weil die Menschen, die Arbeitslosen und Armen, sich nicht allein auf den Staat verlassen können, da dieser mit der Lösung der sozialen, wirtschaftlichen und infrastrukturellen Probleme teilweise überfordert ist, aber auch deshalb weil die öffentliche Verwaltung vielfach unzureichend arbeitet “, so Armin Osmanovic, RLS-Büroleiter in Johannesburg.