Nachricht | Geschichte - Rosa Luxemburg - Rosa-Luxemburg-Stiftung Expressionistische Erinnerung

Stiftung erwirbt Aquarelle zu Luxemburg und Liebknecht. Gysi: «Umgang mit Geschichte muss sich ändern»

Drei Werke des Spätexpressionismus zu Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht sind am Freitag (7.1.2011) von der Rosa-Luxemburg-Stiftung erworben worden. Es handelt sich um Aquarelle des Malers und Grafikers Ewald Christian Tergreve aus dem Jahr 1953. Die Stiftung kaufte die Bilder aus Mitteln ihres Trägervereins an.

Der Erwerb geht auf eine Initiative des Fraktionsvorsitzenden der LINKEN im Deutschen Bundestag, Gregor Gysi, zurück, der auch Mitglied des Stiftungsvereins ist. "Wir müssen Ereignisse, die zur deutschen Geschichte gehören, wachhalten für die nächsten Generationen", sagte er bei der Übergabe der Bilder in der "Galerie am Rathaus" in Berlin-Schöneberg. Die Werke zeigen den Leichenzug für Rosa Luxemburg im Jahr 1919 sowie Karl Liebknecht als Redner auf Demonstrationen während der Novemberrevolution 1918 in Berlin.

Gysi bemängelte die politische Kultur in Deutschland, wo es eine Ehrung herausragender Persönlichkeiten über politische Lagergrenzen hinweg so gut wie nicht gebe. Die Konservativen würdigten nicht das Leben und Werk zum Beispiel von Clara Zetkin, Linke würden sich kaum jemals für die Benennung einer Straße nach Bismarck aussprechen. Ganz anders beispielsweise in Frankreich - dort verneigten sich Staat, Politik und BürgerInnen vor Jeanne d'Arc und Napoleon gleichermaßen. "Wir brauchen im Umgang mit der Geschichte eine andere Haltung", sagte Gysi.

Vorstandsvorsitzender Heinz Vietze unterstrich den geschichts- und kulturpolitischen Bildungsauftrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung. "Dazu gehört die Bewahrung bildender Kunst, die sich mit unserer Namenspatronin und ihrem engen politischen Weggefährten Karl Liebknecht beschäftigt."

Die Galeristin Renita Schnorr zeichnete in ihrer Begrüßungsrede das Leben des Malers und Grafikers Ewald Christian Tergreve nach. Geboren im Jahr 1910 als Hans Helmut Scholz, verbrachte er seine Kindheit und Jugend in Berlin. Er war Schüler von Georg Fuger und Karl Hofer und wirkte zunächst künstlerisch im Osten der Stadt. Er geriet in Konflikt mit den Nazis und wurde unter anderem zur Arbeit in der Kriegsproduktion zwangsverpflichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging er nach Lauterbach in Hessen. Neben Aquarellen, Zeichnungen sowie Holz- und Linolschnitten schuf Tergreve Fresken und Wandmalereien in öffentlichen Gebäuden (Kunst am Bau). Eine Zeitlang war er in den 1950er-Jahren zudem in Paris tätig und nahm dort sowie in Rom an Ausstellungen teil. Tergreve starb 1971, sein künstlerischer Nachlass wurde nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau 1983 erschlossen.

Die SozialistInnen und AntimilitaristInnen Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, beide geboren im Jahr 1871, gehörten zu den wichtigsten Köpfen der Novemberrevolution 1918 und waren MitbegründerInnen der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD). Sie wurden am 15. Januar 1919 von Reichswehrsoldaten in Berlin ermordet.

Webseite von Gregor Gysi: http://www.linksfraktion.de/abgeordnete/gregor-gysi/profil/

Mehr zu Leben und Werk von Ewald Christian Tergreve auf der Homepage der "Galerie am Rathaus":http://www.kunstgalerie-berlin.eu