Nachricht | Museum der deutschen Binnenschifffahrt, Duisburg

"ein imposantes Spartenmuseum, das vor allem einen technikgeschichtlichen Schwerpunkt hat, aber auch sozial- und kulturgeschichtliche Aspekte umfasst."

Information

Die Duisburg-Ruhrorter Häfen gelten als größter Binnenhafen Europas. Rund um die Mündung der Ruhr in den Rhein erstrecken sie sich auf insgesamt ungefähr 10 Quadratkilometer. Diese Tatsache erklärt vielleicht auch, warum 1977, vor über 30 Jahren in Duisburg das Museum der deutschen Binnenschifffahrt gegründet wurde. Zuerst war es im Rathaus des Stadtteils Ruhrort untergebracht, 1998 erfolgte der Umzug an den heutigen Standort in direkter Laufnähe zum Rhein.

Die Besucherin erwartet ein imposantes Spartenmuseum, das vor allem einen technikgeschichtlichen Schwerpunkt hat, aber auch sozial- und kulturgeschichtliche Aspekte umfasst. Themen sind Wasserstraßen und –bau, also Flüsse und Kanäle, dann Schiffe und Schiffbau (Holz, Eisen, Stahl) und die Antriebsarten von Schiffen (Muskelkraft, Wind, Dampf, Motoren) und schlussendlich der Gütertransport und seine enorme Rationalisierung und last but not least, das Leben der Binnenschiffer_innen, vor allem an Bord.

Im Museum finden sich viele originale Exponate, wie Werkzeuge und andere Objekte. Ferner Modelle von Schiffen und dazugehörigen Bauten (Kräne usw.). Die jeweiligen Informationstafeln samt den dort enthaltenen Abbildungen sind großformatig und ansprechend gestaltet. Das Museum lebt auch von dem Gebäude, in dem es untergebracht ist. Einem ehemaligen, 1908 bis 1910 errichteten Jugendstil-Schwimmbad, das seit 1986 geschlossen war. Die Besucherin kann die Schwimmbecken betreten und sogar unter jene treten, oder wird in einigen Winkeln plötzlich faszinierende Überbleibsel aus der Schwimmbadzeit entdecken. Der Charme des Gebäudes gleicht dann aus, dass die Anordnung der Ausstellung durch die baulichen Rahmenbedingungen etwas verwirrend ist. Das ließ sich aber vermutlich nicht besser lösen.

Neben vielen Fakten etwa zur Menge der transportierten Kohle sind auch einige Skurrilitäten zu sehen. So wurden etwa die mitfahrenden Vorschulkinder an Bord aus Sicherheitsgründen in einem mit Maschendrahtzaun versehenen Laufstall verfrachtet oder an einer sprichwörtlichen langen Leine angebunden. Insgesamt ähnelte, so ist es an mehreren Stellen zu lesen, die Arbeit auf einem (Binnen-) Schiff derjenigen in der Landwirtschaft. Was in dieser die Abhängigkeit vom Wetter, ist in jener die Abhängigkeit von Aufträgen (und vom Wetter); steht in dieser der Hof im Mittelpunkt, ist es in jener das Schiff, das dazuhin während der Fahrt noch nicht einmal verlassen werden kann.

Die Ausstellung ist insgesamt einen Besuch wert, erst recht wenn Kinder dabei sein sollten. Insgesamt verbleibt sie dem Betrachter aber doch eher äußerlich und in ihrem Stolz leicht fremd. Schnell verbessern ließe sich die Informationspolitik des Empfangs. Hier wurde der Verfasser nicht auf die Existenz der drei zum Museum gehörenden und nahebei vertäuten Museumsschiffe hingewiesen.

Die begehbaren „Modelle“ oder besser: Nachbauten im Museum selbst sind für Kinder, nicht für Erwachsene attraktiv. So entsteht schnell der Wunsch, doch einmal z.B. die Enge unter Deck eines solchen Schiffes nachzuempfinden. Vermutlich ist dies auf den Museumsschiffen möglich, von deren Existenz der Verfasser dieser Zeilen allerings erst beim Studium des mitgenommenen Prospektmaterials auf seiner Heimreise erfuhr.

Das Museum liegt mit der Straßenbahn 15 Minuten vom Hauptbahnhof entfernt. Eintritt für Erwachsene 4,50 (Kombikarte für Eintritt Museum und Museumschiffe 6,50 EUR). Laut Selbstauskunft sind „alle Ausstellungsbereiche (…) für Behinderte und Rollstuhlfahrer gut zu erreichen“.

Adresse: Apostelstr. 84, 47119 Duisburg, Tel. 0203/80889-40

Geöffnet Dienstag - Sonntag, 10 - 17 Uhr

Führer durch die Ausstellung: Museum der Deutschen Binnenschifffahrt Duisburg-Ruhrort, erschienen 2010, 94 Seiten, zahlr. farb. Abb., Broschur, 5,00 EUR (Klartext Verlag Essen, ISBN 978-3-8375-0314-2)

Foto: Binnenschifffahrtsmuseum Duisburg - Blick in die ehemalige Herrenschwimmhalle. Heute ist das "Schwimmbecken" durch einen Lastensegler von 1913 "genutzt" ((c) Foto Quelle:  commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0 dr_john_becker)