Digitales China. Eine linke Perspektive

In sechs Beiträgen zum digitalen Kapitalismus chinesischer Prägung widmet sich Timo Daum den folgenden Fragen: Was macht die chinesische Variante des digitalen Kapitalismus á la Silicon Valley aus? Wo gibt es Parallelen zur westlichen Digitalwirtschaft, wo liegen die Unterschiede? Und inwieweit hat die chinesische Partei- und Staatsführung die Zügel in der Hand? Kann sie die Entwicklung steuern oder hat sich eine Eigendynamik entwickelt?

China ist groß. Und China ist online.

Geschäftsviertel von Futian, einer der zehn Stadtbezirke der Stadt Shenzhen in der chinesischen Provinz Guangdong.
Innerhalb der Sonderwirtschaftszone: das Geschäftsviertel von Futian, einer der zehn Stadtbezirke der chinesischen Stadt Shenzhen CC BY-SA 4.0, Charlie fong, via Wikimedia Commons

Eine Milliarde Chinesinnen und Chinesen sind online – fast dreimal die Gesamtbevölkerung der Vereinigten Staaten. Fast nirgendwo sonst ist das Smartphone so tief im Alltag verwurzelt wie dort.

Die chinesische Digitalwirtschaft spielt dabei eine wesentliche Rolle. Entstand sie zunächst als Kopie des Vorbilds aus Kalifornien – vorrangig in den für sozio-ökonomische Experimente angelegten Sonderwirtschaftszonen, hat sie sich mittlerweile zu einem eigenständigen Pfeiler der modernen chinesischen Gesellschaft entwickelt.

Die chinesischen Digitalkonzerne haben dabei eine ungeheure Macht aufgebaut und ihre Chefs sind unermesslich reich geworden. Im trotz allem noch «größten Entwicklungsland der Welt», so Präsident Xi Jinping, wird dies zunehmend als Problem angesehen, und die Partei- und Staatsführung hat die Abmilderung «ungleicher Entwicklung» sogar zum Hauptwiderspruch in der chinesischen Gesellschaft erklärt.

Ermöglicht hat diese Entwicklung eine beispiellose staatliche Infrastrukturpolitik, die eine Industrialisierung mit deutlich informationstechnischem Schwerpunkt zur Folge hat. Dazu kommt eine eigenständige Startup-Experimentierkultur – wenige Unternehmen sind so agil in der Reaktion auf Kundenwünsche und geänderte Rahmenbedingungen wie die chinesischen.

In China kommen so auf den ersten Blick gegensätzliche Elemente zusammen – eine staatlich gelenkte Politik, die eine digital-industrielle Modernisierungsagenda vorantreibt auf der einen und ein dynamischer privatkapitalistischer Digitalsektor auf der anderen Seite – dabei geleitet von Deng Xiaopings Credo des schrittweisen Ausprobierens, von try and error auf allen Ebenen.

Genug Gründe, einen Blick auf das digitale China unserer Zeit zu werfen und den Versuch zu unternehmen, es nicht nur im Vergleich zu den westlichen Vorbildern, sondern als eigenständigen Entwicklungsweg zu betrachten. Denn China kopiert längst nicht mehr nur, China lernt und beschreitet eigene Wege – auch und insbesondere in seiner spezifisch chinesischen Variante des digitalen Kapitalismus – und wird seinerseits zum Vorbild für den Westen.

In sechs Beiträgen zum digitalen Kapitalismus chinesischer Prägung widmet sich Timo Daum, Physiker und Sachbuchautor, den folgenden Fragen:

  • Was macht die chinesische Variante des digitalen Kapitalismus á la Silicon Valley aus?
  • Wo gibt es Parallelen zur westlichen Digitalwirtschaft, wo liegen die Unterschiede?
  • Und inwieweit hat die chinesische Partei- und Staatsführung die Zügel in der Hand? Kann sie die Entwicklung steuern oder hat sich eine Eigendynamik entwickelt?

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