Dokumentation Perspektiven linker Politik in NRW

Immer wieder steht die Linke vor dem gleichen Dilemma: – Macht Widerstand gegen neoliberale Politik überhaupt Sinn, wenn die Regierenden diesen nicht einmal zur Kenntnis nehmen? Die Open Space-Tagung der RLS NRW will Perspektiven entwickeln, linke Politik handlungsfähiger und erfolgreicher zu gestalten.

Information

Veranstaltungsort

Zeche Carl
Wilhelm-Nieswandt-Allee 100
45326 Essen

Zeit

19.02.2005

Mit

Rita Bergstein, Köln (Moderation)

Themenbereiche

Soziale Bewegungen / Organisierung

 "Perspektiven linker Politik in NRW". Der Reader zum KongressPerspektivenkongress in NRW erörtert neue Wege linker Politik

Unter dem Titel „Perspektiven linker Politik in NRW“ veranstaltete die Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW am Samstag eine Open-Space-Tagung in Essen. In Kontinuität zur Tagung „Zerstörung des Sozialstaats und Widerstand in Europa“ im Oktober 2004 in Köln sollte die Suche nach den Subjekten sozialer und politischer Veränderungen mit allen Interessierten fortgesetzt werden.

Zu den TeilnehmerInnen gehörten langjährige Betriebsräte, KommunalpolitikerInnen, wie z.B. von der „Bunten Liste“ in Löhne oder der Ratsfraktion der PDS/Offene Liste Essen, aber auch Mitglieder der NRW-Landesvorstände von PDS und ASG (Arbeit und Soziale Gerechtigkeit) sowie AktivistInnen aus der globalisierungskritischen Bewegung. Die Teilnehmenden waren durchweg aktive Linke aller Altersgruppen und aus ganz NRW, die ihre Erfahrungen, ihr Wissen und ihre Ideen in die Tagung einbrachten.

Erfrischend an dieser Tagung war, dass die Open-Space-Methode allen teilnehmenden ExpertInnen die Chance bot, in von ihnen selbst vorgeschlagenen und moderierten Workshops jene Fragen zu erörtern, die als „heiße Eisen“ gelten, die sie schon immer als wichtig betrachteten oder die sich völlig neu stellen. Dabei gestalteten sich die kompetent geführten Diskussionen keineswegs abgehoben, sondern orientierten sich an dem Motto „Was will die Linke verändern?“ Es wurde intensiv und lebendig zu ganz verschiedenen Bereichen linker Politik diskutiert.

Der inhaltliche Bogen der Workshops war u.a. von solch spannenden Themen geprägt wie: „Was ist links? Wer ist links?“, „Wir sind nicht viele, aber es gibt uns. In welcher Phase stecken wir eigentlich?“, „Wie kommen wir von linken Diskussionen zum gesellschaftlichen Handeln vieler in NRW?“, „Perspektiven linker Gewerkschaftspolitik vor Ort“, „Linke Jugendpolitik, besonders gegen Rechts-Rock“, „Die Welt und NRW verändern, ohne die Macht zu ergreifen?“, „Wie ändern sich die politisch handelnden Linken?“

Im Workshop „Antifaschistische Arbeit“ wurde kritisch vermerkt, dass die etablierten großen Parteien der Bundesrepublik und der Mainstream in den Medien wenig fundiert mit den von der NPD ausgehenden Gefahren umgehen. Etwa wenn sie über die Chancen eines Verbotsantrags sinnieren oder Sabine Christiansen in ihrer Talkrunde bei der Fragestellung stehen bleibt: „NPD dulden oder ignorieren?“ In einem anderen Workshop wurde davor gewarnt, dass Rechte es immer stärker verstehen, öffentliche Räume zu besetzen, während Linke aus diesen Räumen verdrängt werden.

Natürlich sprachen auch Aktive der PDS und der ASG miteinander. Festgestellt wurde, dass sich die politischen Ziele beider linker Parteien kaum voneinander unterscheiden. Als bedauerlich, im Sinne einer Zersplitterung der Kräfte der Linken, wurde empfunden, dass beide zu den NRW-Landtagswahlen im Mai 2005 in Konkurrenz zueinander auftreten. Es wurde die Hoffnung geäußert, dass nach dem Wahltag der Weg zu einem Miteinander gefunden wird.

Die Teilnehmenden der Tagung ergänzten sich mit ihrem Wissen, ihren Erfahrungen und ihren Ideen gegenseitig, sodass vielfältige neue Aktionsideen und Anregungen für die linke Praxis vor Ort entstanden. Kontakte wurden geknüpft, Adressen und Literaturtipps ausgetauscht, es fand eine Vernetzung statt, die bei klassisch gestalteten Tagungen in der Form nicht möglich ist.

Die basisdemokratische Atmosphäre und das hohe Ausmaß an Kreativität war der gewählten Methode „Open Space“ zu verdanken. Die Mehrzahl der Teilnehmenden machte zum ersten Mal an einer Open-Space-Tagung mit und war positiv überrascht von der Methode.

(aus dem Pressetext der Tagung, von Peter Bathke und Mark Unbehend, RLS NRW)

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