Dokumentation "Tag der Erinnerung & Mahnung" am Jahrestag der Atombombenabwürfe

Mehrere Hundert Menschen versammelten sich an der Friedensglocke im Volkspark Friedrichshain, um der Opfer der beiden Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki vor 60 Jahren zu gedenken. Die RLS war an der Veranstaltung unterstützend beteiligt.

Information

Veranstaltungsort

Friedensglocke
Volkspark Friedrichshain, Großer Teich
10249 Berlin

Zeit

06.08.2005

Themenbereiche

Kultur / Medien

Sie steht an einem eher stillen, durch Teich und Hügel fast japanisch anmutenden Ort: die japanische Friedensglocke im Volkspark Friedrichshain in Berlin. Und auch an Symbolkraft mangelt es nicht: Schließlich ist der Hügel keiner, den die Natur geschaffen hat, sondern ein Trümmerberg, aufgekarrt von Tausenden Frauen in den ersten Jahren nach den Bombennächten des Zweiten Weltkriegs aus dem Schutt der ungezählten zerstörten Häuser in der Hoffnung, dass sich solche Nächte nie mehr wiederholen mögen. Seit 1989 hat die Glocke hier ihren Platz – als Gegengabe zu einer Friedensstele, die die DDR Mitte der achtziger Jahre dem Friedenspark in Nagasaki gestiftet hat.

Am 6. August 2005 versammelten sich an der Friedensglocke mehrere Hundert Menschen, um der über 250 000 Opfer der beiden Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945 zu gedenken. Nach der Eröffnung der Gedenkfeier durch Linkspartei-Bezirksstadträtin Kerstin Bauer und einem zeremoniellen Läuten der Glocke erinnerten in kurzen Ansprachen Akira Mizutani, Leiter der Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit der japanischen Botschaft in Deutschland, und Prof. Burkhard Schneeweiß, Chefarzt für Pädiatrie in Kühlungsborn und Mitglied des Deutschen Friedensrates e.V., an jene letzten Kriegstage in Asien, an denen die USA diese beiden Atombomben abwarfen – mit der Begründung, den Krieg schneller zu beenden, aber zugleich mit dem Ziel, der Welt zu demonstrieren, dass sie über eine Waffe verfügten wie niemand sonst. Grußbotschaften aus Hiroshima, von der Vereinigung »Internationale Ärzte gegen den Atomkrieg« (IPPNW) und von der Initiative »Bürgermeister gegen Atomwaffen« rundeten das Bild des Gedenkens und gleichzeitigen Mahnens: Fast 30 000 Atombomben gibt es heute auf der Welt, die meisten davon mit einer Sprengkraft, die die der Bomben von Hiroshima und Nagasaki um ein Vielfaches übertrifft. Über 100 dieser Bomben sind von den USA auch auf deutschem Boden stationiert. Es müssen, so waren sich alle Teilnehmenden einig, die Anstrengungen verstärkt werden, um die Atomwaffen zu ächten – und zugleich Krieg und Gewalt, die den Nährboden bilden für das Streben nach diesen Waffen und die Drohung mit ihrem Einsatz. Mit Blumengebinden schlossen sich die beiden Linkspartei-Bundestagsabgeordneten Gesine Lötzsch und Petra Pau gemeinsam mit ihren Abgeordnetenhauskolleginnen Carola Bluhm und Evrim Baba den zum Gedenken Versammelten an. Am Ende stiegen blaue Luftballons in den Himmel – mit sich tragend gefaltete Papierkraniche, wie sie, auf Schnüre gezogen, zu Zehntausenden in den Friedensparks von Hiroshima und Nagasaki zu sehen sind als Symbole der Hoffnung und der Zuversicht.

Schon vor Beginn der Zeremonie war an der Friedensglocke eine Ausstellung mit Bildtafeln aus Hiroshima und Nagasaki und einem Video über die Atombombenabwürfe und die Politik der Drohung mit dem Einsatz weiterer Atomwaffen in den Kriegen und Konflikten seit 1945 eröffnet worden. Vorbereitet worden war diese Ausstellung als ein gemeinsames Projekt der Friedensglockengesellschaft Berlin e.V. und der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Die Gedenkzeremonie insgesamt lag in den Händen des Deutschen Friedensrates e.V., des Deutsch-Japanischen Friedensforums e.V., der Friedensglockengesellschaft Berlin e.V., des IPPNW und des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg.

[Text: Wolfram Adolphi]

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung war unterstützend beteiligt an der Veranstaltung des Mahnens und Erinnerns, die die Friedensglockengesellschaft Berlin e.V. traditionell am 6. August an der Friedensglocke im Volkspark Friedrichshain durchführt.

>>http://www.berliner-friedensglocke.de/index.html