Dokumentation Der Sinn von Politik ist Freiheit

Die deutsche Linke hat das Werk von Hannah Arendt weitgehend rechts liegen gelassen. Das internationale Symposium zu ihrem 100. Geburtstag versucht das Denken der politischen Philosophin für eine zeitgemäße linke Debatte zu erschließen.

Information

Zeit

14.10.2006

Themenbereiche

Demokratischer Sozialismus

Hannah Arendt gehört zu den großen politischen Philosophen des 20. Jahrhunderts. Martin Heidegger war ihr Lehrer, Karl Jasper ihr Freund, Heinrich Blücher ihr Ehemann. Sie hat sich mit aller Kraft in jüdischen und zionistischen Organisationen eingesetzt und zugleich die Gründung Israels und dessen Politik gegenüber den Palästinensern kritisiert. Sie hat das wichtigste und einflussreichste Werk über Entstehung und Wesen totalitärer Herrschaft geschrieben und war dessen Missbrauch im Kalten Krieg ausgesetzt. Sie hat sich bewundernd auf Rosa Luxemburg bezogen und zugleich einen Politikbegriff entwickelt, der als Apologie US-amerikanischer Realität missverstanden werden kann. Sie war immer Partei, aber nie für diese oder jene Macht, sondern für das, was sie als richtig und wahr ansah.

Die deutsche Linke hat das Werk von Hannah Arendt weitgehend rechts liegen gelassen. Bruchstücke wurden vom Konservatismus integriert. Aber gilt dieses Verdikt noch heute? Wo braucht es einer erneuten tieferen Auseinandersetzung mit Hannah Arendt für zeitgemäßes eingreifendes Denken? Wo kann Kritik an ihr, wo kritisches Aufgreifen ihrer Gedanken helfen, fragend vorwärts zu gehen? Das Kolloquium deutscher und internationaler Expertinnen und Experten, unter ihnen Frank Deppe, Eberhard Fromm, Moshe Zuckermann, Tanja Storøkken, Alex Demirovic, wird einen Beitrag in dieser dringend notwendigen Diskussion darstellen.

Ablauf

10.00
Eröffnung: Reinhard Mocek; Helmut Meier
 
10.15 – 11.00
Hannah Arendt und das politische Denken im 20. Jahrhundert
Frank Deppe
 
11.00 – 11.30
Hannah Arendt und Rosa Luxemburg
Tanja Storløkken

11.30 – 12.00
Diskussion
 
12.00 – 12.30
Politische Freiheit und Notwendigkeit aus der Sicht von Hannah Arendt 
Anneliese Braun

12.30 – 13.00
Hannah Arendt und die politische Linke – ein glückliches Bündnis?
Dirk Jörke

13.00 – 13.30
Diskussion
 
13.30 – 14.00
Pause
 
14.00 – 14.45
Revolution oder Transformation 
Alex Demirovic

14.45 – 15.15
Zur historischen Anthropologie in Hannah Arendts Spätwerk
Hans-Peter Krüger
 
15.15 – 15.35
Die „unselige Diskrepanz“ von Davor und Danach
Michael Brie
 
15.35 – 16.15
Diskussion
 
16.15 – 16.30
Pause
 
16.30 – 17.00
„politisch denken und historisch sehen“. Hannah Arendts Verhältnis zu linken Intellektuellen
Alfred Loesdau

17.00 – 17.30
Hannah Arendt und ihr Verhältnis zur Geschichte. Die Bedeutung des historischen Erbes für die politische Auseinandersetzung nach 1945 
Helmut Meier

17.30 – 18.15
Diskussion
 
18.15 – 18.30
Pause
 
18.30 – 19.15
Hannah Arendts Eichmann-Buch. Aspekte seiner Rezeption in Israel
Moshe Zuckermann
 
19.15 – 19.45
Zwischen Paria-Existenz und jüdischem Commonwealth. Hannah Arendt über Antisemitismus und Zionismus
Mario Kessler


19.45 – 20.45
Diskussion