Dokumentation Entwicklungspolitik als Herrschaftstechnik?

Wochenendseminar

Information

Veranstaltungsort

Burg Schwaneck, Jugendherberge u. Jugendbildungsstätte
Burgweg 10
82049 Pullach im Isartal

Zeit

28.03.2008 - 30.03.2008

Mit

Dr. Aram Ziai, Soziologe und Politikwissenschaftler, RWTH Aachen; Danuta Sacher, Leiterin der Abteilung Politik und Kampagnen, Brot für die Welt; Dr. Susanne Schultz, ehem. Lateinamerika-Referentin der Rosa Luxemburg Stiftung, jetzt Genethisches Netzwerk

Themenbereiche

Ungleichheit / Soziale Kämpfe, International / Transnational

Entwicklungspolitik formuliert den Anspruch, mit universellen Zielen im Dienste der ganzen Menschheit zu stehen. In diesem Seminar wurde herausgearbeitet, dass bereits in dem Begriff "Entwicklung" ein Vormachtsanspruch des Nordens über den Süden enthalten ist, der in der Praxis der Entwicklungs-"zusammenarbeit" seinen Ausdruck findet.

Kann "Entwicklung" sinnvoll neu definiert werden und welche Folgerungen ergeben sich daraus für eine Praxis der Solidaritätsarbeit? Diese Fragestellungen wurden anhand von Beispielen aus der Praxis deutscher Entwicklungszusammenarbeit in Lateinamerika diskutiert.

Dokumentation des Seminars

erstellt vom

Ökumenisches Büro für Frieden und Gerechtigkeit e. V.
Pariser Straße 13, 81667 München
Tel. +49-89-448 59 45, Fax +49-89-48 76 73
e-Mail: E-Mail Link folgtinfo@oeku-buero.de, externer Link in neuem Fenster folgtwww.oeku-buero.de
Andrés Schmidt, Detlef von Bismarck, Eberhard Albrecht, Nicola Philipp, Raphael Kiczka

Inhalt:

  • Einführung: Entstehung der Seminaridee und Ziel des Seminars
  • Referat Aram Ziai: Entwicklungspolitik als Herrschaftstechnik – ein Beitrag aus diskursanalytischer Perspektive
  • Referat Danuta Sacher: Globale Gerechtigkeit braucht Strukturanpassung im Norden
  • AG 1: Staatliche Entwicklungszusammenarbeit als Türöffner für Privatwirtschaft - Beispiele aus Mittelamerika und Mexiko
  • AG 2: Geostrategische und biopolitische Dimensionen von Entwicklungspolitik
  • AG 3: Untersuchung des Entwicklungsdiskurses an konkreten Beispielen aus der nichtstaatlichen Enwicklungszusammenarbeit
  • Plenum: Diskussion zur Solidaritätsarbeit
    • Geschichte der Solidaritätsarbeit
    • Nicaragua Solidarität
  • Fazit der SeminarteilnehmerInnen

Einführung: Entstehung der Seminaridee und Ziel des Seminars

Das Ökumenische Büro wurde vor 25 Jahren im Rahmen der Nicaragua Solidarität gegründet. Das was wir in den folgenden Jahren gemacht haben, ist in unserem Selbstverständnis immer Solidaritätsarbeit gewesen. Im Zentrum unserer Arbeit stand, und steht heute noch, die Organisation von Solidaritätsbrigaden zuerst nach Nicaragua später auch nach El Salvador. Ob in den 80er Jahren Brigaden die sandinistische Regierung Nicaraguas mit Schulbauprojekten beim Aufbau des Erziehungswesens unterstützt haben, oder ob im vergangenen Jahr eine Brigade in El Salvador der Organisation Oikos bei einem Erosionsschutzprojekt unterstützt hat, für uns war es immer Solidaritätsarbeit.

Aber gerade das Brigadenprojekt in El Salvador im Jahr 2007 war ein Anlass, uns intensiver mit der Frage zu beschäftigen: Was unterscheidet eigentlich unsere Arbeit von Entwicklungshilfe? Für das Erosionsschutzprojekt hatte Oikos über eine andere deutsche Organisation Mittel aus dem BMZ-Haushalt bekommen. Sie baten uns, sie bei der Restfinanzierung zu unterstützen. Nach längeren Diskussionen stimmten wir zu und beteiligten uns an dem Projekt, das eben auch Mittel aus der staatlichen deutschen Entwicklungshilfe bezog. Die Beschäftigung mit dem Thema Entwicklungspolitik begann damit, dass die Brigade sich in diesem Jahr neben ihrer praktischen Arbeit in El Salvador schwerpunktmäßig theoretisch mit dem Thema befasste.

Bei unseren Besuchen in Zentralamerika waren wir immer wieder Menschen begegnet, die das Engagement unserer Organisation als Entwicklungshilfe wahrnahmen. Bei einigen stellten wir auch fest, dass sie von der deutschen staatlichen Entwicklungspolitik eine recht positive Meinung hatten. Dabei wurden nicht allein die finanziellen Zuwendungen, und die Technik von Projekten geschätzt, sondern es gab auch politische Zustimmung in Kreisen, die man als links bezeichnen kann. Kurz und gut es gab dringenden Bedarf, sich mit dem Thema Entwicklungshilfe etwas intensiver zu beschäftigen. Anfang 2007 bildete sich im Ökumenische Büro ein Arbeitskreis zum Thema Entwicklungshilfe, der sich zuerst großteils mit sehr praktischen Themen beschäftigte. Wir sammelten z. B: Informationen zu den Projekten der deutschen staatlichen Entwicklungshilfe in unserem Interessensgebiet Zentralamerika, und versuchten die unterschiedlichsten politischen Ansätze im Bereich der nichtstaatlichen Entwicklungshilfe einzuordnen. In diesem Arbeitskreis hatten wir aber vor allem das Bedürfnis uns mit dem Begriff „Entwicklungshilfe“ und der Politik, die dieser Begriff transportiert, kritisch auseinander zu setzen. Dabei sind wir auf das Buch „Zwischen Global Governance und Post-Deelopment, Entwicklungspolitik aus diskursanalytischer Perspektive“ von Aram Ziai gestoßen.

Die Thesen dieses Buches erweckten in uns den Wunsch, darüber in einem größeren Kreis zu diskutieren. So entstand mit der Zeit die Idee zu dem Seminar: „Entwicklungspolitik als Herrschaftstechnik?“

Was erhoffte sich das Ökumenische Büro nun von diesem Seminar?

Wie schon gesagt, hatten wir Lust darauf, unsere Kritik an der Politik der Entwicklungshilfe in einem größeren Kreis zu diskutieren. Unsere Hoffnung war dabei, aus der Kritik am Konzept „Entwicklungspolitik/-hilfe“ eine positive Idee für das Konzept der Solidaritätsarbeit zu entwickeln, an dem wir unsere praktische Arbeit messen können.


Link für Dateidownload folgtDie vollständige Dokumentation als PDF zum Download


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