Dokumentation Hacking Philosophy

Digitalisierung der Gesellschaft: Potential zur Befreiung oder Mittel zur Entmündigung des Menschen? Aufzeichnung des Livestreams im Rahmen der 10. Linken Medienakademie «Fair/Ändern».

Information

Veranstaltungsort

HTW Berlin, Campus Treskowallee
Treskowallee 8
10318 Berlin

Zeit

16.03.2013

Mit

Leena Simon

Themenbereiche

Kultur / Medien, Digitaler Wandel

Wir sehen in der digitalen Technik großes Potential zur Demokratisierung und Befreiung der Menschen. Doch machen wir uns nichts vor. Technik kann genauso gut der Entmündigung von Menschen dienen. Je komplexer sie wird, desto mehr sind wir von Vereinfachung abhängig und desto weniger Einfluss können wir selber auf die Technik nehmen.

Hacken und Philosophie haben eine große Gemeinsamkeit: ein ästhetisches Wohlbefinden, beim Erkennen oder Finden einer eleganten Lösung (was ja auch die Herkunft des Wortes "hack" ist). Doch bisher hat diese grundlegende Gemeinsamkeit noch wenig Gemeinsamkeiten produziert.

Auf dem Treffen der UN-Fernmeldeunion in Dubai forderten im vergangenen Dezember Politiker, Experten (was auch immer das sein mag) und Lobbyisten neue Regeln für das Internet. Was das bedeutet, wenn derartige Forderungen laut werden, ist absehbar: immer weitere Einschränkungen, die den Eindruck machen nur wenig durchdacht zu sein.

Dabei ist es gar nicht so falsch, dass wir neue, zeitgemäße (moralische) Regeln brauchen, die auf das Internet angepasst sind. Dieses hat nämlich unsere Gesellschaft derart umgestülpt, dass kaum ein Lebensbereich davon unberührt bleibt. Gerade unbedarftere Netzteilnehmende tappen immer wieder in böse Fallen, die hätten vermieden werden können. Und die Reaktion darauf sind regelmäßig Forderung nach mehr Beschränkungen. Neue ethische Regeln könnten dem vorbeugen.

Denn wieder einmal macht die Philosophie ihren Lieblingsfehler: Sie braucht zu lange, um sich mit neuen Themen zu beschäftigen. Das Sprichwort mit dem Berg und dem Propheten legt nahe, dass andere Menschen, die sich mit dem Netz auskennen den Philosophen mal ein wenig entgegen kommen sollten.

Wie könnten sinnvolle moralische Regeln aussehen? Wie muss unsere Technik gestaltet werden, damit sie unsere Freiheit bewahrt und nicht mehr und mehr und mehr einschränkt? Ist ja nicht so, dass wir ganz bei Null anfangen müssten. Die Technikphilosophie hat da einiges vorgelegt. Wir können uns "Technikpaternalismus" vornehmen. Denn darüber können wir erfahren, welche Technik für unsere "digitale Mündigkeit" ganz sicher gefährlich wird und welche eher nicht. Netzethiken und Thesen gibt es zu Hauf. Was wir brauchen, ist etwas Allgemeingültiges, das auch der letzte DAU ("Dümmste anzunehmende User") verinnerlichen kann.

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