Die Spezialisten in den klimatisierten Einsatzzentralen des «Kriegs gegen den Terror» fällen ihre Entscheidung zur Hinrichtung durch Drohnen am Monitor, ihre Kommandostützpunkte sind Hunderte oder Tausende Kilometer vom Zielort der Hellfire-Raketen entfernt. Wer da in einem Basar von Peshawar pulverisiert wird, auf einer staubigen Piste im Gaza-Streifen verbrennt, ob es sich tatsächlich um »den Gegner« oder nur um einen Marktbesucher oder Bauern gehandelt hat, lässt sich anschließend nicht mehr sagen.
Die Tötung mit dem Joy-Stick ist jedoch nur die letzte Konsequenz einer Militarisierung des Lebens in unseren Gesellschaften. Dieser Krieg beginnt bei flächendeckender Ausspähung durch Drohnen, minutiöser Dokumentation von Protestaktionen sei es bei Occupy in New York oder Blockupy in Frankfurt. Der Schritt vom Einsatz von Überwachungsdrohnen zu bewaffneten UAVs (unmanned aerial vehicle) –ob mit Raketen, Tränengasgranaten oder Gummigeschossen – wird mit jedem Tag kleiner. Ein Verbot militärischer und polizeilicher Drohnen ist deshalb für uns alle eine Lebensversicherung.
Die Vorlesung wird in englischer Sprache gehalten. Eine deutsche Übersetzung wird aber auch angeboten.
Medea Benjamin ist vielen Linken und Friedensbewegten bekannt als die Frau, die laut protestiert. Sie ist die Mitbegründerin der Frauen-Friedensgruppe Code Pink, die sich 2002 aus Protest gegen die völker- und menschenrechtswidrige Vorgehensweise der USA im «War on Terror» gründete. Ihre Aktivisten haben durch ihre ideenreiche und öffentlichkeitswirksame Arbeit international Aufmerksamkeit erlangt. Medea Benjamin selbst ist ein gefragter Interviewpartner der internationalen Medien, und erlangte erst im Mai wieder weltweite Aufmerksamkeit, als sie Präsident Obama mehrfach bei seiner außenpolitischen Rede unterbrach, um Guantanamo und den Drohnenkrieg der USA zu thematisieren, was selbst Obama einige anerkennende Kommentare abverlangte («Es ist wert dieser Frau zuzuhören»). Laut nein zu sagen ist aber nicht ihre einzige Stärke.
Medea Benjamin, geboren am 10. September 1952 in Long Island (New York), studierte an der Columbia-Universität Wirtschaftswissenschaften und Gesundheitswesen. Nach ihrem akademischen Abschluss arbeitete sie zehn Jahre für die Weltgesundheitsorganisation und die UN in Lateinamerika. Der Einsatz von bewaffneten Drohnen in Afrika und Mittelasien ist seit Jahren der Schwerpunkt ihres Engagements. Ihr Buch «Drohnenkrieg – Tod aus heiterem Himmel» («Drone Warfare – Killing by Remote Control») erschien Ende 2012 in den USA. Sie hat dazu Bücher veröffentlicht und macht Vortragsreisen. Der politische Zweck ihrer Einladung durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung und die Drohnenkampagne ist es, Aufmerksamkeit für die Problematik des Einsatzes bewaffneter Drohnen zu gezielten Tötungen zu erhalten – zu einer Zeit, da in der Bundesrepublik die Entscheidung zum Erwerb von bewaffneten Drohnen unmittelbar bevorsteht.