An der Interpretation der Ereignisse in der Ukraine scheiden sich die Geister nicht nur in der individuellen, sondern auch in der internationalen Diskussion. In der dominierenden Berichterstattung spiegeln sich eigene Erfahrungen und Befürchtungen, historische Gewohnheiten und politische Maximen wider. Aber auch jenseits jeder Symbolik wirken sich die drastisch veränderten Beziehungen zwischen der EU und USA einerseits und Russland andererseits direkt auf einzelne Länder und Weltregionen aus. Gibt es ein Zurück zu den nicht ungetrübten, aber «normalen» internationalen Beziehungen, oder bezeichnen die Diskussionen um die Ukraine den Beginn einer nachhaltigen Verhärtung?
«Der Präzedenzfall einer unilateralen Unabhängigkeitserklärung (die im Anschluss mehrheitlich von westlichen Staaten anerkannt wurde) ist der Kosovo.»
Laut Boris Kanzleiter vom Büro Belgrad haben wir es in der Ukraine nun mit einem ähnlichen Fall von Sezession zu tun, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Diesmal steht Russland auf der Seite der Separatisten. Der durch West wie Ost praktizierte «systematisierte Bruch des Völkerrechts» wird weitere Instabilität erzeugen, in Balkanstaaten wie Bosnien-Herzegowina und Mazedonien, aber auch Folgen auf die Entwicklung in westlichen Ländern wie Spanien oder Großbritanien haben, so Kanzleiter.
Mögliche Veränderungen, Perspektiven und Zukunftsszenarien sind Thema der Talkrunde mit den Stiftungs-VertreterInnen (auf dem Bild v.l.n.r.):
Lutz Pohle (Büroleiter Ostasien), Boris Kanzleiter (Büroleiter Südosteuropa), Klaus Sühl (Büroleiter Europäische Union), Joanna Gwiazdecka (Büroleiterin Ostmitteleuropa), Erhard Crome (Referent für Friedens- und Sicherheitspolitik), Vladimir Fomenko (Stellvertretender Büroleiter Moskau) und Tiina Fahrni (Büroleiterin Moskau, Moderation).