Dokumentation «Ich kam als Gast in euer Land gereist…»

Deutsche Hitlergegner als Opfer des Stalinterrors. Familienschicksale 1933 – 1956.

Information

Zeit

23.06.2014 - 27.07.2014

Veranstalter

Effi Böhlke,

Themenbereiche

Geschichte, Deutsche / Europäische Geschichte, Erinnerungspolitik / Antifaschismus

Die deutsch-russische Wanderausstellung dokumentiert Familiengeschichten meist unbekannter Deutscher – Facharbeiter, Architekten, Mediziner, Künstler, Journalisten, Polit-Emigranten (Frauen inbegriffen) –, die um 1933 als Arbeitssuchende oder politisch Verfolgte in die Sowjetunion kamen. Dort fielen sie ab 1936 dem staatlichen Terror unter Stalin zum Opfer. Ob in Straflager deportiert, vom NKWD ermordet, unter Zwang in Kinderheime gebracht oder auf lange Jahre nach Sibirien und Kasachstan verbannt – die Familienschicksale gleichen mehrfach zerrissenen Lebenslinien.
Der Rückweg nach Deutschland war abgeschnitten; die Antifaschist/innen wurden zu doppelt Verfolgten.

Auch das Ende von Krieg und Faschismus brachte vielen Exilanten nicht die erhoffte Freiheit: Erst in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre konnte das Gros der in der Verbannung Lebenden ausreisen. Für sie war es die ersehnte Rückkehr in die Heimat, für ihre in der Sowjetunion sozialisierten Kinder ein schwerer Neubeginn im fremden Land.
Ergänzt werden die Familienporträts durch vier Tafeln mit Informationen zu den historischen Hintergründen des Staatsterrors.

Allen gezeigten Fotos und Dokumenten liegen bisher unbekannte Materialien aus dem Familienbesitz der Betroffenen und aus deutschen und russischen Archiven zugrunde. Die Ausstellung wurde von Angehörigen der Opfer und Historiker/innen des "Arbeitskreises Sowjetexil" erarbeitet, mit Mitteln der Rosa-Luxemburg-Stiftung Gesellschaftsanalyse und Politische Bildung e.V. gefördert und durch die Gedenkstätte Deutscher Widerstand unterstützt.

Bisherige Stationen der Wanderausstellung waren nach der Eröffnung im Russischen Staatsarchiv für sozialpolitische Geschichte Moskau und in der Berliner Gedenkstätte Deutscher Widerstand im April und Mai 2013 verschiedene Orte in den deutschen Bundesländern Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, NRW sowie international in Karaganda, Nowosibirsk, Tomsk, St. Petersburg, Brüssel und Paris.

Mit der Präsentation im Gebäude am Franz-Mehring-Platz 1, dem Berliner Sitz der Rosa-Luxemburg-Stiftung, kehrt die Ausstellung an den Ort ihrer Entstehung und Förderung zurück. Bis Ende 2014 wandert sie weiter nach Kiel, Mainz und Mannheim/Ludwigshafen. 

Eröffnung:

Montag, 23. Juni 2014, 17 Uhr, Foyer der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Mit:

Zur Fotodokumentation auf Flickr

«Schicksale unter Stalin» Bericht von Effi Böhlke


Das Begleitbuch:

Wladislaw Hedeler (Hg.), Inge Münz-Koenen (Hg.)
«Ich kam als Gast in euer Land gereist…»
Deutsche Hitlergegner als Opfer des Stalinterrors
Familienschicksale 1933–1956
ISBN 978-3-86732-177-8
Lukas Verlag, Mai 2013
269 Seiten


Die Begleitveranstaltungen in der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin:

Mittwoch, 25. Juni 2014, 18 Uhr, Salon
«10 Jahre Lager. Als deutscher Kommunist im sowjetischen Gulag. Ein Bericht»

Lesung und Gespräch mit Maik Hamburger über das Buch seines Vaters Rudolf Hamburger. Eine Münzenberg-Lektion.

Mittwoch, 2. Juli, 17 Uhr, Münzenberg-Saal
Bruch mit dem Stalinismus als System?

Podiumsgespräch mit Prof. Dr. Michael Brie, Dr. Christoph Jünke und Anja Schindler.Moderation: Dr. Inge Münz-Koenen. Eine Münzenberg-Lektion .

Mittwoch, 9. Juli, 18 Uhr, Salon
Ernst Busch, Hans Hauska und Genossen. Zur Musikszene der deutschen Moskau-Emigranten 1936/37
Vortrag von Dr. Jürgen Schebera mit historischen Ton- und Filmdokumenten.

Mittwoch, 16. Juli, 18 Uhr, Salon
«Russenkinder?»

Exilschicksale von Sowjetemigrant/innen aus der Sicht der Töchter und Söhne.
Publikumsgespräch mit Marina Garbusowa, Konstantin Münz und Konrad Ray; Moderation: Anja Schindler