Dokumentation Selbstverwaltet und solidarisch wohnen

Genossenschaften und ihre Bedeutung für eine gemeinwohlorientierte Wohnungspolitik

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Zeit

29.10.2021

Themenbereiche

Stadt / Kommune / Region, Wohnen

weißer Hintergrund mit dünner farbiger Netzstruktur, rechts ein stilisierter roter Hausblock, Text: Selbstverwaltet und solidarisch wohnen

In vielen deutschen Städten wütet der Mietenwahnsinn. Steigende Preise, oft angetrieben durch die Profitinteressen internationaler Großkonzerne, drohen immer mehr Menschen aus ihrem Zuhause zu verdrängen. In der Folge sprach sich vor wenigen Wochen eine deutliche Mehrheit der Berliner*innen für eine Vergesellschaftung der Bestände der größten Wohnungsbesitzer aus, um sie in gemeinwirtschaftliche Formen zu überführen.

Genossenschaften zeigen wie eine gemeinwirtschaftliche Organisation von Wohnraum aussehen kann: Die Wohnungen gehören den Mitgliedern, Mietsteigerungen sind eher moderat, Überschüsse aus der Vermietung werden überwiegend in die Bestände investiert. Mitglieder haben ein lebenslanges Wohnrecht, Vorstände werden von demokratisch gewählten Vertreter*innen bestimmt.

Die genossenschaftliche Praxis ist vielfältig. Einerseits sind Genossenschaften attraktiv für alternative Wohnprojekte, eine immer größer werdende Zahl junger Genossenschaften organisiert sich und stellt die Selbstverwaltung der Mitglieder ins Zentrum. Auch für bezirkliche Rückkaufstrategien spielen Genossenschaften eine Rolle. Andererseits bleiben etliche Genossenschaften hinter den demokratischen Idealen zurück, und Mitbestimmung beschränkt sich auf das formal Notwendige. Nicht selten agieren Genossenschaftsvorstände eher wie private Immobilienmanager und nicht wie Vertreter der Gemeinwirtschaft.

Selbstverwaltet und solidarisch wohnen

Bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung ist die gleichnamige Publikation «Selbstverwaltet und solidarisch wohnen. Genossenschaften und ihre Bedeutung für eine gemeinwohlorientierte Wohnungspolitik» erschienen. Sie kann kostenlos bestellt werden.

Aus diesem Spannungsfeld ergeben sich viele Fragen: Welche politischen Maßnahmen sollten ergriffen werden, um die Demokratie im Genossenschaftswesen zu stärken? Wie können Genossenschaftsmitglieder schon jetzt aktiv werden und sich einbringen? Welche Rolle können Genossenschaften als gemeinwirtschaftliche Unternehmen in einer sozialen und solidarischen Wohnraumgestaltung spielen? Über diese und weitere Fragen diskutieren Jochen Biedermann, Wenke Christoph und Ralf Hoffrogge.

Zu diesen Fragen haben DIE GENOSSENSCHAFTER*INNEN die Broschüre «Selbstverwaltet und solidarisch Wohnen» verfasst, die von der Rosa-Luxemburg-Stiftung herausgegeben wird. Hier wird die Entwicklung von Genossenschaften skizziert, ihre Rolle für eine gemeinwohlorientierte Wohnungspolitik erläutert und es gibt konkrete Tipps zum aktiv werden in der eigenen Genossenschaft. Die Broschüre wird ebenfalls im Rahmen der Veranstaltung vorgestellt.

  • Jochen Biedermann ist für Bündnis90/Die GRÜNEN Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Soziales und Bürgerdienste in Berlin Neukölln. In dieser Rolle setzt er sich aktiv gegen Verdrängung ein, zum Beispiel durch eine aktive Ausübung des bezirklichen Vorkaufsrechts in besonders schützenswerten Wohngebieten.
  • Wenke Christoph (DIE LINKE) ist seit August 2020 Staatssekretärin für Wohnen in der der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen in Berlin und Mitbegründerin des Arbeitskreises Linke Metropolenpolitik. Sie vernetzte europaweit soziale Bewegungen in der Mieten- und Wohnungspolitik.
  • Ralf Hoffrogge ist Mitglied der Genossenschafter*innen und einer der Sprecher der Kampagne «Deutsche Wohnen & Co enteignen!», die am 26.09. einen Volksentscheid zur Vergesellschaftung großer Wohnungsbestände in Berlin gewonnen hat.

Moderation: Stefan Thimmel, Referent für Wohnungs- und Stadtpolitik, Rosa-Luxemburg-Stiftung

DIE GENOSSENSCHAFTER*INNEN sind ein Zusammenschluss von Mitgliedern Berliner Wohnungsgenossenschaften, die Hindernisse für ein aktives wohnungspolitisches Engagement von Genossenschaften abbauen, die innergenossenschaftliche Demokratie stärken sowie zu einer Verbreitung des Genossenschaftsgedankens beitragen wollen.