Gesundheit und Pflege: Prekär und umkämpft

Beim Care Harbor Los Angeles 2013 erhalten Patienten eine kostenfreie Zahnbehandlung. Die Aktion findet jährlich statt und versorgt über 4.000 Menschen, die keinen anderen Zugang zum Gesundheitssystem haben. Foto: Michael Yanow

Allen Menschen eine gute Gesundheitsversorgung und Pflege zu ermöglichen, ist eine der wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben. Ökonomisierung und Sparpolitik machen genau das unmöglich. In Krankenhäusern und Pflegeheimen herrschen Zeit- und Kostendruck. Menschen mit Pflegebedarf und ihre Angehörigen bleiben mit der Verantwortung allein. Das verschärft soziale Ungleichheit. Und es verschärft die Abwertung von Sorgearbeit in unserer auf Profit und Wachstum ausgerichteten Ökonomie. Dass diese Kürzungen Menschenleben kosten, ist in der Corona-Krise mehr als sichtbar geworden. Wer an Ausrüstung spart, Kapazitäten reduziert, gefährdet die Gesundheitsversorgung – in der Krise wie im Alltag. Notwendig ist daher ein öffentliches, solidarisch finanziertes Gesundheitssystem, in dem die Bedürfnisse der Menschen im Zentrum stehen. Die Auseinandersetzungen darum sind in vollem Gange: von den Streiks für mehr Personal im Krankenhaus, über die Selbstorganisierung von migrantischen Pfleger*innen bis hin zu Kämpfen für wirkliche Teilhabe und Enthinderung von Menschen mit Assistenzbedarf.

In Deutschland wird die überwiegende Mehrheit der Menschen mit Pflegebedarf ganz oder teilweise von Angehörigen betreut. Sie sind der «Pflegedienst der Nation». Zwar entspricht die Pflege im vertrauten Umfeld häufig dem Wunsch der Menschen. Die Umstände sind aber meist nicht selbst gewählt. Häusliche Pflege bedeutet häufig Überlastung, Stress und (Alters-)Armut. Dass sich dennoch so viele dafür entscheiden, ist kein Zufall: im deutschen Wohlfahrtstaat wird Pflege gezielt als Familienangelegenheit organisiert

Bei der Pflege geht es um die Zukunft unserer Gesellschaft: um die Frage, wie wir leben und alt werden wollen. Im Moment wird die Pflege zum Kostenfaktor, sie wird abgewertet und ins Private verschoben. Dagegen regt sich zunehmend Protest, aktuell in den Streiks für mehr Personal im Krankenhaus.  Um das System der Pflege grundlegend zu verändern, müssen die Kämpfe von Pflegekräften, von Menschen mit Pflegebedarf und ihren Angehörigen zusammenwirken. Gute Pflege erfordert eine solidarische Finanzierung und eine bedürfnisgerechte soziale Infrastruktur, die allen offen steht.

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Referentin soziale Infrastruktur und verbindende Klassenpolitik Julia Dück
E-Mail: julia.dueck@rosalux.org
Telefon: +49 30 44310 559
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