Was bedeutet Industrieumbau?

Die Klimakrise stellt die Industrieproduktion vor gewaltige Herausforderungen – technisch, ökologisch und sozial.

Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jan Woitas

«Industrieumbau» – ein Begriff, mit dem viele Menschen eher selten in Berührung kommen, zumindest im Vergleich zu «Energiewende». Doch das Pariser Abkommen, die Klima-Pakete aus Brüssel und auch das deutsche Klimaschutzgesetz haben längst entschieden: Bis Mitte des Jahrhunderts (in der Bundesrepublik schon fünf Jahre früher) sollen die gesamten Volkswirtschaften treibhausgasneutral sein, nicht nur die Erzeugung von Strom und Wärme. Den nötigen Druck dafür hat die Klimabewegung aufgebaut. Sie kritisiert jedoch weiter den schleppenden Umbau und kämpft für mehr Tempo und gegen falsche Lösungen.

Der sozialökologische Umbau der Industrie stand bislang im Schatten der Kämpfe um Kohleausstieg und Ökostromausbau oder um die Verkehrs- und Wärmewende. Am ehesten debattierten Gewerkschafter und Belegschaften von Automobilherstellern, was der Umstieg auf Elektromobilität für ihre Unternehmen bedeuten wird. Mit etwas Verzögerung kam die Diskussion im Stahl- und im Chemiesektor an. All diese Branchen stehen nun vor gewaltigen Umbrüchen. Neue Verfahren, neue Rohstoffe und neue Produkte sind notwendig, um Produktion und Erzeugnisse treibhausgasfrei zu machen.

In den dazu geführten politischen und medialen Debatten stehen bislang die damit verbundenen technologischen Herausforderungen im Mittelpunkt. Die sind gewaltig, doch es geht um noch mehr. Denn der ökologische Umbau der Industrie kann gesellschaftspolitisch nur als Teil einer sozial-ökologischen Transformation gelingen. Das Ökologische geht nur mit dem Sozialen, und das Soziale geht nur mit dem Ökologischen.

Unser Dossier legt seine Schlaglichter in diesem Sinne auf die Prozesse. So hat die Rosa-Luxemburg-Stiftung gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik ein Studienpaket «Sozial-ökologische Transformation der deutschen Industrie» in Auftrag gegeben. Neben Branchenstudien zu Stahl, Chemie und Automobil wurden der klimapolitische Rahmen und die Anforderungen an eine neue Arbeitspolitik untersucht. Die ersten Teilstudien finden sie hier, weitere folgen an dieser Stelle im Laufe des Monats Mai. Eine weitere Untersuchung hat sich im Auftrag der Stiftung angeschaut, inwiefern Wasserstofflieferungen aus dem Globalen Süden realistisch sind – und unter welchen sozialen und ökologischen Bedingungen. Ein Artikel geht den Dilemmata und den Chancen einer beschäftigungsorientierten ökologischen Industriepolitik auf den Grund. Zudem vereinigt unser Dossier unser Arbeiten zum Umbau in der Automobilbranche («Spurwechsel») und zum Strukturwandel in den Kohlerevieren.