Karl Marx – Ein revolutionärer Denker
Am 5. Mai 1818 wurde Karl Marx geboren. Heute, mehr als 200 Jahre später, steht der weltberühmte Denker aus Trier, von dem es oft genug hieß, er sei überholt und von der Geschichte widerlegt, dieser Totgesagte steht heute lebendiger vor uns, als manch einer vermutet – und wohl gewünscht – hätte.
Das ist kein Wunder. Solange kapitalistische Produktionsweise herrscht, wird das Marx’sche Werk Bezugspunkt, Reibungsfläche und Spiegel der Verhältnisse bleiben. Kein anderer hat umfassender, scharfsinniger und tiefgreifender die Grundstrukturen des nach wie vor weltweit dominanten Gesellschaftssystems Kapitalismus analysiert. Generationen von WissenschaftlerInnen nahmen seine Schriften auf, entwickelten sie weiter, revidierten, kritisierten und aktualisierten sie. Eine Vielzahl theoretischer Strömungen ist entstanden und lebt bis heute fort.
Die Rezeption, auch und gerade international, war dabei stets einem Wandel unterworfen, Lesarten der Marx’schen Schriften wurden selbst Gegenstand erbitterter Auseinandersetzungen. Die Geschichte hat sich Marx in seiner ganzen Unabgeschlossenheit und Widersprüchlichkeit auf unterschiedlichste Weise angeeignet, ihn kanonisiert, ihn als Legitimationsfolie von Revolutionen und Gesellschaftssystemen genutzt, rohe Gewalt und Unterdrückung unter seinem Banner im Sinne des angeblich Guten gerechtfertigt. Doch was wäre das Gute im Marx’schen Sinne gewesen? Was können wir 200 Jahre später, befreit von den Dogmen der Vergangenheit, von einer ebenso brillanten wie offenen und auch in herrschenden Kreisen hoch anerkannten Theorie lernen, vor allem in Kenntnis der noch immer laufenden Forschungen zu seinen überlieferten Manuskripten, bei denen sich immer mehr herausschält, wie unzusammenhängend, fragmentiert, stets suchend, die einst kanonisierten Werke waren? Eines ließe sich sicher lernen, nämlich das Motto, das Marx seinen Töchtern mitgegeben hat: An allem ist zu zweifeln.
Wer sich mit der Aktualität von Marx auseinandersetzen möchte, kommt weder an der Geschichte noch an den stets aktualisierten Erkenntnissen der überlieferten Schriften vorbei. Deswegen ist für die Rosa-Luxemburg-Stiftung das Denken von Karl Marx ein wichtiger Bezugspunkt. Seit 2006 ist die Stiftung Herausgeberin der Marx-Engels-Werke (MEW) im stiftungseigenen Karl Dietz Verlag. Die Erstellung des Historisch-kritischen Wörterbuchs des Marxismus (HKWM) wird maßgeblich durch die Stiftung gefördert. 2018 stand Karl Marx ein Jahr lang im Zentrum der Stiftungsarbeit, mit dem Webportal Marx200 sowie zahlreichen Konferenzen, Vorträgen und Publikationen. Seit vielen Jahren findet in der Stiftung das jährliche Kursangebote «Das Kapital lesen» statt, mit dem Ziel, das schwierige Hauptwerk von Karl Marx auch für Leute ohne Vorkenntnisse zugänglich zu machen.