Cvijeta Biščević

Cvijeta Biščević - Kroatien

Architektin und Mitglied des Grünen Netzwerks von Aktivistengruppen ZMAG

« Das hier ist ein guter Ausgangspunkt, um darüber zu reden, welche Themen für uns alle wirklich wichtig sind. »

8. Dezember 2015 in der "Climate Action Zone" im Le104 | Cvijeta Biščević über den Zusammenhang von Nahrungsmittelproduktion und Klimawandel, über die Wichtigkeit von praktischem Wissen zu Gärtnerei, ökologischem Bauen und Kompost-Toiletten, und über die Chance eines tatsächlichen Wandels in der Gesellschaft. 


Cvijeta, woran arbeitest du genau und warum bist du hier zur Klimakonferenz in Paris?

  • « Das grüne Netzwerk aus Aktivistengruppen ZMAG arbeitet in Kroatien vor allem lokal, aber auch regionsübergreifend und landesweit. Wir beschäftigen uns mit so verschiedenen Themen wie soziale Gerechtigkeit, Wirtschaft, Ernährungssouveränität. Aber vor allem arbeiten wir daran, diese Themen in praktisches Wissen zu übersetzen. Aus diesem Grund bieten wir Workshops an, um Leuten das Wissen und die Fähigkeiten zu vermitteln, diese praktischen Lösungen im täglichen Leben anzuwenden oder in ihren Lebensstil zu integrieren.

    Außerdem arbeiten wir mit Institutionen zusammen und versuchen unsere Erkenntnisse zum Beispiel für Schulen oder Kindergärten aufzubereiten. Wir möchten auch versuchen, auf höheren Ebenen zu wirken, indem wir direkte Vorschläge für die Lehrpläne machen. Man kann also sagen, dass wir auf einem ziemlich breiten Feld tätig sind. »

Kannst du uns ein paar Beispiele darüber geben, was genau ihr den Leuten beibringt?

  • « Ein konkretes Beispiel sind die Workshops zum Bauen. Darin bringen wir den Leuten bei, wie sie mit Naturmaterialien ihre eigenen Häuser bauen können. Ein anderes Beispiel sind die Workshops zur Ernährung, wo wir zeigen, wie man Essen zubereitet. Außerdem haben wir Workshops zur Herstellung von eigener Kosmetik, die aus natürlichen Rohstoffen gemacht wird, die die Umwelt nicht verschmutzen.

    Neben dem Gärtnern und der Nahrungsmittelproduktion ist ein anderes wichtiges Thema für uns auch die Wissensvermittlung über Permakultur. Das schließt auch Überlegungen zur Gestaltung von ganzen Systemen ein - von kleinen Gärten bis hin zur großen Landwirtschaft.

    Ein weiterer wichtiger Teil unserer Arbeit schließlich sind die sozialen und ökonomischen Zusammenhänge, das heißt die Frage, wie man das alles in einem größeren System zusammenbringen kann. Gleichzeitig analysieren wir auch die Politik analysieren und machen eigene Vorschläge zur Veränderung.

    Außerdem machen wir Workshops zu Kompostierung, zur biologischen Düngung von Böden und zu biologischen Abbauprozessen - um den Leuten beizubringen, ihr eigenes Biogas zu produzieren. Wir halten das für wichtig, weil die Art und Weise, wie wir unsere Nahrung produzieren, einen großen Einfluss auf die Umwelt hat. Die Landwirtschaft hat einen großen Einfluss auf den Klimawandel. Auch deshalb kümmern wir uns um das Thema Nahrungsmittelproduktion kümmern. Das bietet uns die Möglichkeit, den zunehmenden Schwankungen und der Unvorhersehbarkeit des Weltklimas entgegenzuwirken.

    Wa ich hier rund um den Klimagipfel versuche, ist es, mein Wissen zu verbreiten: Wissen über Nahrungsmittelproduktion und über biologischen Abfall und wie wichtig es ist, ihn der Natur zurückzugeben. Darüber sollten nicht nur Leute Bescheid wissen, die selbst bereits Nahrungsmittel produzieren. Die sind sich all dieser Fragen ohnehin schon meist bewusst. Man sollte sich viel stärker auch an andere Zielgruppen richten, um wirklich Einfluss auf die ganze Gesellschaft zu nehmen und die Bedeutung der Nahrungsmittelproduktion und deren Zusammenhang mit dem Klimawandel, mit der Wirtschaft und den Sozialstrukturen zu vermitteln.

    Ich hoffe sehr, im Rahmen dieses Gipfels mehr Menschen mit diesen Themendiesen zu erreichen - indem ich sie hier treffe und mich mit ihnen vernetze. Ich selbst lerne auch eine Menge von den anderen Leuten, weil die Situationen in allen Ländern sehr verschieden sind. Man kann an das Thema Nahrungsmittelproduktion sehr unterschiedlich herangehen. Es gibt auch nicht die eine Lösung für Landwirtschaft, Nahrungsmittelproduktion und Klimawandel. Man muss unterschiedliche Ansätze finden. Aber auch darum, ist es wichtig, miteinander zu sprechen. So können wir gemeinsam einen größeren Effekt für alle erzielen. »

Kannst du mal beschreiben, welchen Einfluss eure Workshops auf die Teilnehmer_innen haben?

  • « Wir arbeiten ja sowohl mit Menschen in der Stadt als auch mit Menschen aus dem ländlichen Raum, weil diese Themen auf verschiedenen Ebenen angesprochen werden müssen: institutionell und persönlich, im kleinen und im großen Maßstab, von innen nach außen, von oben nach unten und von unten nach oben. Wir machen kleinere Workshops zum Beispiel zu Kompostierung, unterrichten Leute darin Kompost-Toiletten zu bauen und ihren eigenen Kompost einfach direkt in der eigene Küche zu produzieren.

    Aber eben auch größere Dinge bringen wir den Leute bei - wie sie im größeren Maßstab Nahrungsmittel produzieren und dabei gleichzeitig den Boden bewahren. Was die Leute aus unseren Workshops mitnehmen können? Sie können danach nach Hause gehen und praktisch morgen damit anfangen, in ihrer Küche zu kompostieren. Damit können sie direkt dazu beitragen, dass die organischen Abfälle als Dünger wieder in den Boden zurückkommen. »

Was denkst du: Ist das ein guter Ausgangspunkt, damit die Menschen anfangen, ihre Perspektive darauf zu verändern, wie wir leben und wie Gesellschaft funktioniert?

  • « Ja, das ist tatsächlich eine gute Gelegenheit, damit Menschen zusammenkommen und diese Energie spüren, damit sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten - auch zwischen den Kulturen - austauschen und voneinander lernen. Das ist auch eine wirklich gute Gelegenheit, Dinge zu erfahren, derer man sich sonst nicht bewusst ist und von denen man wenig weiß. Und es ist ein guter Ausgangspunkt, um darüber zu reden, welche Themen für uns alle wirklich wichtig sind, weil wir alle auf diesem Planeten leben. »

Ändern Menschen so auch ihre Werte - zum Beispiel, dass sie Konsum nicht mehr so wichtig nehmen?

  • « Es ist in jedem Fall eine gute Gelegenheit, damit anzufangen, die Ideologie des Konsums überhaupt in Frage zu stellen. Allerdings bin ich skeptisch, ob die Leute bereit sind, tatsächlich ihr Verhalten zu ändern. Wir sind immer schnell dabei, darüber zu reden, was getan werden müsste. Aber wir sind sehr zurückhaltend damit, tatsächlich etwas zu verändern, wenn es um unseren eigenen Lebensstil und dessen Auswirkungen auf die Umwelt geht. Es ist relativ schwierig, diesen Wandel umzusetzen.

    Hier in Paris ist ein guter Ort, um sich abzustimmen und wenigstens eine gemeinsam Vision darüber zu entwickeln, was getan werden sollte und was getan werden könnte. Aber ich glaube noch nicht so richtig, dass wir schon so weit sind, diese Veränderungen wirklich gemeinsam umzusetzen. »