Pablo Solon

Pablo Solon - Bolivien

Direktor der Fundacion Solon (Solon-Stiftung)

« Was bei den Verhandlungen passiert, ist ein Verbrechen. Unsere Antwort hierauf muss ziviler Ungehorsam sein. »

1. Dezember 2015 , am Rande eines Strategietreffens der Klimagerechtigkeitsbewegung in Paris | Pablo Solon über die Rolle der verschiedenen alternativen Visionen für eine andere Gesellschaft und die Bedeutung von zivilem Ungehorsam innerhalb der Klimabewegung.



RLS: Hallo Pablo, schön dass du hier bist. Kannst du uns bitte deinen Ansatz der "systematic alternatives" erklären, zu denen du hier in Paris eine große Veranstaltung machst?

  • « Wenn wir den Klimawandel bekämpfen wollen, wird es ganz offensichtlich nicht ausreichen, die fossilen Brennstoffe im Boden zu lassen oder die Entwaldung zu stoppen. Wir werden unsere ganze Lebensweise ändern müssen: unsere Produktionsweisen, unsere Konsummuster, unseren Umgang mit Müll. Die Herausforderung hierbei besteht darin, eine Vision für unsere Gesellschaften zu entwickeln, der wir folgen können. Nicht nur, um den Kapitalismus zu überwinden, sondern auch auch unseren Glauben an Wirtschaftswachstum und Produktivität, unseren Anthropozentrismus und die patriarchalen Strukturen.

    Ich glaube, wenn wir nicht in der Lage sind, die Schlüsselelemente dieser neuen und alternativen Visionen vorzulegen, wird es uns nicht gelingen, die wirklichen Ursachen des Klimawandels zu bekämpfen. Unser Ziel ist ein Austausch von Erfahrungen all derer, die alternative Visionen für unsere Gesellschaften entwickeln: Wir brauchen die Erfahrungen derjenigen, die zu Degrowth arbeiten, derjenigen, die sich mit Commons beschäftigen, die Erfahrungen der GlobalisierungsgegnerInnen un derjenigen, die für Buen Vivir eintreten oder für den Ansatz der Rights of Mother Earth, und die Erfahrungen der VertreterInnen des Öko-Feminismus.

    Wir glauben, dass die Antwort auf das Klimaproblem in all diesen verschiedenen Ansätzen liegt. Aber sie müssen sich miteinander verbinden, sie müssen als Komplemente verstanden werden. Keiner dieser Ansätze allein hat die Antwort auf die Herausforderungen, denenwir gegenüber stehen. Aber alle zusammen werden in der Lage sein, die Ursachen des Klimawandels zu bekämpfen. »

Worauf sollte sich die globale Bewegung, die sich jenseits der COP gerade neu formiert, deiner Meinung nach jetzt konzentrieren?

  • « Die Diskussion, die hier gerade stattgefunden hat, war sehr gut und sehr reichhaltig. Ich war zwar nicht so einverstanden damit, dass der letzte Teil sich nur darum drehte, wer sich beim nächsten Mal wann und wo treffen soll - das ist nicht entscheidend, wir werden bald wieder irgendwie zusammenkommen. Der Vorschlag, den ich voll und ganz unterstütze, war, dass wir von diesem Hype um die zwei Wochen UN-Klimagipfel wegkommen müssen. Stattdessen sollten wir innerhalb dieser zwei Wochen überall auf der Welt zu zivilem Ungehorsam gegen den Klimawandel aufrufen. Wir brauchen weniger Diskussionen und mehr Aktionen.

    Was hier bei den Verhandlungen passiert, ist ein Verbrechen, denn die Regierungen werden sich auf ein Abkommen einigen, dass eine Erwärmung von bis zu vier Grad Celsius zulässt. Millionen von Menschen werden sterben und unser Leben wird nicht mehr das sein, das wir kennen. Unsere Antwort hierauf muss ziviler Ungehorsam gegen fossile Brennstoffe, gegen das Abholzen von Wäldern, gegen den Einsatz giftiger Chemikalien in der Landwirtschaft sein. Die sozialen Bewegungen müssen eine klare Botschaft aussenden. »

Vielen Dank, Pablo.