Cvijeta Biscevic - Kroatien

Über ZMAG

Die kroatische Nichtregierungsorganisation ZMAG (Zelena mreža aktivističkih grupa), 2002 gegründet, beschäftigt sich mit der Entwicklung und Verbreitung eines fairen, sozialen und

ökologischen Gesellschaftssystems und der Entwicklung nachhaltiger Technologien. Der Schwerpunkt der Arbeit von ZMAG liegt im Bildungsbereich. Hierfür betreibt die NGO in Vukomerić rund 25 Kilometer südlich der kroatischen Hauptstadt Zagreb ein Bildungszentrum. Das Zentrum ist Lebens- und Arbeitsort in einem und dient als praktisches Beispiel und Experimentierfeld für die Verbreitung von Umweltwissen und Fertigkeiten der Permakultur. Seit 2013 ist das ZMAG eines der sieben nationalen Zentren für Wissen für den sozialen Wandel, für nachhaltiges Leben und die Entwicklung der Permakultur.

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Cvijeta Biscevic im Interview

Cvijeta Biščević, womit beschäftigt ihr euch und warum ist das, was ihr tut, so wichtig?

  • » ZMAG geht es um eine Welt, in der sich ein angemessener Lebensstandard für alle mit sozialen Rechten und Menschenrechten sowie mit dem Respekt für Umwelt und Nachhaltigkeit verbinden. Mit den Jahren haben wir unsere Arbeit im Bereich Bildung für Permakultur, umweltverträgliches Bauen, erneuerbare Technologien und Low-Tech-Technologien immer weiter ausgebaut. Mit Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung haben wir mehrere Projekte zu Ernährungssouveränität durchgeführt und verschiedene Gruppen solidarischer Landwirtschaft in Kroatien ins Leben gerufen. Außerdem haben wir Modelle entwickelt, wie man familiengeführte Höfe unterstützen kann, die ökologische Landwirtschaft betreiben. Auch eine Konferenz wurde organisiert, die "Konferenz über gutes Wirtschaften". Ziel war es, eine Bewegung für die Entwicklung der lokalen Gemeinschaften anzustoßen.
  • Eine unserer Strategien, die Widerständigkeit von Gemeinschaften zu stärken, besteht darin, direkt in Gemeinden über den Schutz von Saatgut zu informieren. Ende 2014 haben wir die Kooperative für gutes Wirtschaften gegründet, die lokales Wirtschaften mit dem Respekt für Nachhaltigkeit verbinden soll. Gleichzeitig informieren wir an Schulen über Klimawandel, Saatgutschutz, Landwirtschaft, Kompostieren und Energien.

    Zusätzlich versuchen wir Einfluss auf die Politik zu nehmen, schreiben politische Analyse, knüpfen Kontakte zu Entscheidern und machen Kampagnen. Womit wir uns auch beschäftigen - Ernährung, die Art unseres Wirtschaftens, unser Energiesystem, die Verteilung politischer Macht, soziale Werte und Konsummuster - immer versuchen wir mit unserem ganz praktischen Ansatz eine neue Kultur des Zusammenlebens und der Rücksicht auf unsere Umwelt zu etablieren. Indem wir Bildung, Praxis und politische Arbeit verknüpfen, weben wir einen engeren Bezug zur Natur in unsere sozialen Praktiken und helfen so dabei, das Leben so zu gestalten, dass es im Einklang mit der Natur ist. «

Wie bist du dazu gekommen, dich mit diesen Fragen zu beschäftigen?

  • » Mich persönlich hat die Teilnahme an einem Permakultur-Design-Kurs 2011 dazu gebraucht, stärker nach praktischen Lösungen für einen nachhaltigen Lebensstil zu suchen. Ich habe ein Bewusstsein dafür entwickelt, wie sehr sich der Mensch von seiner Umwelt losgelöst hat. Genau deshalb interessiere ich mich so sehr für produktive, essbare Landschaften - sowohl im ländlichen wie auch städtischen Raum. Sie können dabei helfen, den sozialen Zusammenhang zu stärken, den Zustand der Umwelt zu verbessern und eine sichere Nahrungsmittelversorgung zu garantieren.

    Meiner Meinung nach ist der Boden eine wesentliche Voraussetzung für eine gesunde und pulsierende Zukunft. Wie wir unser Essen gewinnen, hat einen ganz direkten Effekt auf unseren Planeten. Indem wir unsere Böden wieder gesund und lebendig machen, können wir nicht unsere Ökosysteme stabilisieren und die Qualität unserer Nahrung verbessern, sondern auch die Fähigkeit des Bodens wiederherstellen, Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu speichern. «

Welche Rolle spielt all das in den UN-Klimaverhandlungen? Und: Welche Rolle sollte es spielen?

  • » Die zunehmenden Veränderungen der klimatischen Bedingungen auf der Erde, die wir seit einigen Jahren beobachten, wirken sich negativ auf die Nahrungsmittelproduktion aus und tragen überall auf der Welt ganz erheblich zur sozialen, wirtschaftlichen und politischen Instabilität bei. Auf lokaler und regionaler Ebene können wir aber in Sachen Ernährung und Wirtschaft in relativ kurzer Zeit viel erreichen und Systeme aufbauen, die den lokalen Bedarf decken - auch bei einer wachsenden Weltbevölkerung. Das funktioniert aber nur, wenn wir die Landwirtschaft als nachhaltiges Ökosystem gestalten. Einfache und günstige Methoden und Techniken hierfür gibt es schon, wie zum Beispiel die Kompostierung organischer Abfälle. Ein solches landwirtschaftliches System hat die Fähigkeit, Kohlenstoff zu speichern.

Die Landwirtschaft ist ganz eng mit vielen sozio-ökonomischen Probleme und Umweltproblen verknüpft, die wir heute haben - entweder als Ursache der Probleme oder als deren Lösung. Ein nachhaltiger Umgang mit Böden und Land ist für die Sicherheit und Zukunftsfähigkeit der globalen Ernährung essentiell, weil Boden die wesentliche Ressource für grundlegende Tätigkeiten ist. Boden ist die grundlegende Quelle der Existenz vieler Gemeinschaften und von Millionen von Menschen weltweit.

Es ist unwahrscheinlich, dass die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre in den kommenden Jahren signifikant sinken wird. Selbst wenn wir den jetzigen Treibhausgasausstoß jetzt sofort drastisch senken würden, würde es dauern, das Zuviel an Treibhausgasen in der Atmosphäre zu speichern. Die verstärkte Förderung der ökologischen Landwirtschaft spielt aber eine entscheidende Rolle dafür, wie viele Emissionen noch in die Atmosphäre gehen - und das ist definitiv etwas, über das wir sprechen müssen. Wir müssen uns darüber verständigen, wie wir die Ökologisierung der Landwirtschaft umsetzen und dies schnellstmöglich und weltweit. «

Was müssen wir ganz allgemein für erfolgreiche Klimaverhandlungen tun?

  • » Die Klimaveränderungen laufen viel schneller ab, als wir uns anpassen können. Deshalb wird es höchste Zeit, dass wir effektive Entscheidungen treffen und Schritte einleiten, die zu einem verträglicheren Umgang der Menschheit mit ihrem Planeten führen. Wenn wir wir überholte Überzeugungen ablegen und proaktiv Entscheidungen treffen, können wir unseren Willen zu handeln stärken und eine starke Vision einer gesunden Zukunft entwickeln.

    Dazu gehört auch, dass wir unsere Art und Weise der Landwirtschaft und ihr Verhältnis zu Ernährungssicherheit ganz grundlegend überdenken. Das sollte ganz konsequent in allen Gemeinschaften weltweit passieren und als neues Verständnis in unsere globale Gesellschaft sickern. Ohne eine neue Art der Landwirtschaft wird es keinen erfolgreichen globalen Klimaschutz geben. Das schließt nicht nur den Umgang mit Tieren, die Art der Produktion und die Art unseres Wirtschaftens ein, sondern bedeutet auch, dass wir eine anderen Umgang mit der Landnutzung und einen anderen Umgang mit Boden brauchen. Pflanzen binden mithilfe der Photosynthese Kohlendioxid, die Böden haben die Fähigkeit, den darin enthaltenen Kohlenstoff dauerhaft zu binden. Insofern hat die Landwirtschaft das Potenzial, die Menschheit klimaneutral zu ernähren und sogar zusätzliches Kohlendioxid zu binden. «

   


   

Cvijeta Biscevic - Kroatien

 

Architektin und Mitglied des Grünen Netzwerks von Aktivistengruppen ZMAG (Zelena mreža aktivističkih grupa)

Cvijeta Biščević ist gelernte Architektin und Mitglied des Grünen Netzwerks von Aktivistengruppen ZMAG. Sie ist aktiv in der Bildungsarbeit zu Permakultur und engagiert sich für eine ökologische Landwirtschaft.