Partner*innen in Marrakesch

Naiyan Kiplagat | Enardudura Women Group Eor Euwaso | Kenia

»Enardudura Women Group Eor Euwaso ist die Dachorganisation von 22 verschiedenen Gruppen in Kenya. Wir beschäftigen uns vor allem mit dem Thema Energie. Wir gehen in die Communities und arbeiten mit den Frauen zusammen. Eines unser Hauptprojekte besteht darin, ihnen beizubringen, wie sie aus getrockneten Blättern und Tierdung Brennmaterial für Tikos, den traditionellen Herd, herstellen können. Gemeinsam mit den Frauen der Gemeinschaften haben wir außerdem beschlossen, dass jede Frau 100 Bäume pflanzt. Die verbessern das Klima vor Ort und liefern Brennmaterial. Inzwischen sind wieder richtige Wälder in der trockenen Region entstanden.«

 

Mohsen Kalboussi | Wasserexperte Universität Jendouba | Tunesien

»Ich engagiere mich seit mehr als 30 Jahren politisch, hatte aber meinen Aktivismus in den letzten 20 Jahren der Diktatur fast vollkommen gestoppt. Es war eine sehr lange, sehr dunkle Nacht. Nach dem Kollaps des Regimes bin ich wieder aktiv geworden und arbeite nun vor allem zu Umweltfragen, Klimawandel, Klimagerechtigkeit und der Wasserfrage. Die Region Nordafrika ist eine der für Klima-Aktivismus am wenigsten bekannten und marginalisierten Regionen. Die verschiedenen Bevölkerungsgruppen sind nicht mit den antikapitalistischen Bewegungen verbunden. Insbesondere die jungen Menschen in Nordafrika haben noch keine Erfahrung. Wir haben viel zu tun in unseren eigenen Ländern. Gleichzeitig ist es wichtig, offen zu bleiben und unsere Kämpfe an jene anderer Länder anzuknüpfen, denn die Gesellschaften Nordafrikas sind stark vom Klimawandel betroffen. Zwei Dinge möchte ich nennen, die hier auf diesem Gipfel nicht genannt wurden, jedoch zentral für das Thema Klimawandel sind: Krieg und sein Beitrag zum Klimawandel sowie das Thema Wasser in Gesellschaften, die unter Wassermangel leiden. Meine Botschaft an die linke deutsche Öffentlichkeit ist: Die Linken in Deutschland müssen internationer denken. Sie sollten versuchen, Stimmen aus anderen Teilen der Welt zuzuhören. Ich denke, wirklich, dass der Druck auf die Abkommen vom Süden kommen muss. Wir können wie ein Labor für Ideen und Kämpfe sein, für gerechte Lösungen der Probleme. Die Bewegung muss aus dem Süden kommen. Europäer*innen müssen viel offener sein. Wir brauchen Sauerstoff aus dem Süden um zu atmen!«

Lance McCallum | Electrical Trades Union of Australia | Australia

»Die Electrical Trades Union of Australia hat insgesamt über 110.000 Mitglieder, davon sind die meisten Arbeiter*innen in der Energieindustrie. Die beiden großen Themen im Klimadiskurs sind für uns im Moment verbunden mit dem verstärkten Ausbau und Einsatz von erneuerbaren Energien. Wir wollen einerseits sicherstellen, dass alle neu errichteten Kraftwerke im Besitz der öffentlichen Hand sind und bleiben. Andererseits geht es uns darum, dass der Übergang für betroffene Arbeiter*innen, die derzeit noch in der fossilen Energieerzeugung tätig sind, gerecht gestaltet wird. Die Arbeiter*innen sollen die Möglichkeit bekommen, sich entsprechend zu qualifizieren, um in den neu entstehenden Industrien arbeiten zu können - zum Beispiel im Bereich von Speichertechnologien. Wir setzen uns außerdem dafür ein, dass die beginnende Energiewende am  Ende auch allen zugute kommt.«

Margaret Cherop Nguratiang | Para Kioror Women Goup | Kenia

»Dort, wo ich herkomme, haben wir große Probleme, an sauberes Trinkwasser zu kommen - was auch mit dem Klimawandel zusammenhängt. Meine Organisation unterstützt die Frauen der indigenen Gemeinschaften dabei, Regenwasser über die Dächer ihrer Häuser aufzufangen und für trockene Zeiten in Auffangbehältern zu sammeln. Außerdem pflanzen wir als Frauen Bäume, um für unser Brennholz nicht mehr kilometerweit laufen zu müssen und um Früchte ernten zu können für uns und unsere Kinder. Ich bin zum ersten Mal auf einem UN-Klimagipfel. Mir und anderen Vertreterinnen indigener Gemeinschaften geht es darum, dass man unsere Anliegen ernst nimmt. Gemeinsam haben wir eine sehr viel stärkere Stimme und dringen zu den politischen Entscheidern durch, die uns in unseren eigenen Ländern oft nicht beachten. Dort werden wir kaum wahrgenommen in dem, was wir tun, und bekommen keine finanzielle Unterstützung für unsere Projekte. Gerade die aber brauchen wir dringend. Frauen spielen in unseren Gemeinschaften die wichtigste Rolle; sie brauchen Empowerment, sie tragen alles.«

 

 Ken Henshaw | Social Action | Nigeria

»In den letzten Jahren haben wir in Nigeria erlebt, wie die Regierung zahlreiche Projekte im Rahmen des UN-Waldschutzmechanismus REDD genehmigt hat. Dabei wurden den Menschen einfach riesige Waldflächen weggenommen und damit ihres Einkommens, ihrer Lebensgrundlage, also ihrer gesamten Existenz beraubt. Genau diese Dinge dokumentieren wir mit Social Action Nigeria. Außerdem untersuchen wir, wie die multinationalen Ölkonzerne in Nigeria die Mechanismen zur Anpassung an den Klimawandel so manipulieren, dass sie der Steigerung ihres Profits dienen, während den betroffenen Communities ihre Rechte vorenthalten werden. Für mich persönlich ist es zurzeit am wichtigsten, die Rohstoffkonzerne im Niger-Delta dazu zu bringen, nicht länger Gas abzufackeln, das bei der Ölförderung frei wird. Dieses Abfackeln ist einer der Hauptfaktoren für die verheerende Umweltverschmutzung in Nigeria. Obwohl alle wissen, welche gravierenden Folgen das Abfackeln für Menschen und Natur hat, wird es weiterhin geduldet. Die Regierung hat gerade einen Plan vorgelegt, nach dem das Abfackeln bis 2030 beendet werden soll. Das bedeutet für uns, dass diese extrem gesundheits- und umweltschädliche Praxis noch 14 Jahre fortgesetzt wird. Wir sollen noch 14 Jahre lang Kohlenmonoxid einatmen, obwohl die Gesundheitsstatistiken belegen, dass die Lebenserwartung im Niger-Delta hierdurch in den letzten 50 Jahren dramatisch gesunken ist! Wir müssen das stoppen!«

 

T. Jayaraman | Tata Institute of Social Sciences | India

»Am Tata Institute of Social Sciences, angesiedelt am Center for Climate Change and Sustainability Studies, haben wir eine spezielle Arbeitsgruppe, an der fünf Personen aus verschiedenen Fakultäten beteiligt sind. Auf diese Weise können wir eine ziemlich große Bandbreite von Themen bearbeiten. Wir arbeiten zu globaler Klimapolitik, wir arbeiten sowohl auf globaler Ebene als auch im indischen Kontext zu Energiefragen und wir befassen uns mit Strategien zur Minderung der Treibhausgasemissionen und zur Anpassung an den Klimawandel. Bisher lag unser Schwerpunkt auf Landwirtschaft, neuerdings arbeiten wir aber auch verstärkt zu Fragen von Infrastruktur und den ökonomischen Fragen im Zusammenhang mit dem Klimawandel, beispielsweise in Bezug auf Naturkatastrophen. Außerdem beschäftigen wir uns auch mit Klimamodellierung. Mein persönlicher Arbeitsschwerpunkt ist internationale Klimapolitik und Governance, mit einem speziellen Fokus auf Fragen von Klimagerechtigkeit. Seit dem Klimagipfel in Kopenhagen 2009 verfolge ich die Klimaverhandlungen sehr intensiv. Die wichtigste Frage hier in Marrakesch ist für mich, wie das Pariser Abkommen umgesetzt werden wird. Indien sieht das Abkommen mit gemischten Gefühlen. Unser Land hat sich dafür eingesetzt, dass dort die historische Verantwortung berücksichtigt wird. Aber dieser Aspekt ist auf dem Weg zum Pariser Abkommen verloren gegangen und auch andere Themen, die für Indien wichtig sind, sind nicht enthalten. Aus meiner Sicht ist das Wichtigste hier, dafür Sorge zu tragen, dass das, was das Pariser Abkommen noch enthält, auf faire, gerechte, transparente und verantwortungsbewusste Weise umgesetzt wird.«

 

Edna Kaptoyo | Indigenous Information Network | Kenia

»Viele indigene Communities in Kenia sind dabei, die Ausmaße des Klimawandels auf ihr Leben zu erfassen. Wir unterstützen sie dabei, Anpassungspläne zu erarbeiten und ihre Anliegen gegenüber der Regierung zu Gehör zu bringen. Vor allem arbeiten wir zu Gender-Fragen: Denn es reicht nicht aus, dass der Begriff "Gender" immer mal wieder genannt wird. Wir wollen, dass die Regierung tatsächlich begreift, worum es geht. Gender-Fragen müssen in den Anpassungsplänen berücksichtigt werden, in den Budgets, die aufgestellt werden, und Frauen müssen generell darin unterstützt werden, ihre Rechte stärker einzufordern. «


Stefan Gua | CARES | Mauritius

»Das Center for Alternative Research and Studies (CARES) ist ein Zusammenschluss radikaler Aktivisten, die zu ganz unterschiedlichen Themen arbeiten. Wir engagieren uns politisch für einen Systemwechsel in Mauritius. Zum Beispiel arbeiten wir mit Fischern zusammen, die direkt vom Klimawandel betroffen sind, mit Kleinbauern, die mit Landgrabbing konfrontiert sind, und mit Communities, die von „Beachgrabbing“durch große Hotels betroffen sind. Und wir arbeiten zu sozialer Gerechtigkeit und kooperieren dabei auch mit Gewerkschaften. Wir legen großen Wert darauf, dass wir nicht an die Stelle derer treten, die sich in ihren jeweiligen Kämpfen befinden. Vielmehr versuchen wir, die bestehenden Kämpfe der Communities zu politisieren und mit den Menschen gemeinsam zu analysieren, in welchen Verhältnissen sie da eigentlich stecken, was auf dem Spiel steht und was sie verlieren könnten. Wir helfen ihnen, ihre Kämpfe in einem größeren politischen Zusammenhang zu sehen und organisieren Treffen, damit die Menschen sich über verschiedenen Kämpfe austauschen und alles in einem gemeinsamen und größeren Kontext erkennen können. Wir versuchen, Koalitionen zu schmieden. Wenn es zum Beispiel um „Beachgrabbing“ geht, versuchen wir, ein Bündnis zwischen der Tourismusgewerkschaft und den Fischern hinzubekommen. Wir selbst sind dann auch Teil dieser Koalitionen, damit wir an Ort und Stelle mitbekommen, was passiert.«

 

Ibrahima Ly | Laboratoire d'Etudes et de Recherches en Politiques, Droit de l'Environnement et de la Santé (LERPDES) Universität Daker | Senegal

»Ich befasse mich vor allem mit der Frage, wie man die internationale Zusammenarbeit stärken kann und afrikanische Länder stärker zusammenbringt. Nun geht es darum, das Pariser Abkommen umzusetzen. Für diese Umsetzung muss an der Lösung vieler Fragen gearbeitet werden, vor allem der rechtlichen Verankerung und gesetzlichen Umsetzung in den jeweiligen Nationalstaaten, seien es europäische, asiatische, afrikanische oder amerikanische. Außerdem geht es um finanzielle Fragen und um die Stärkung der Solidarität mit den armen Staaten. Ich befasse mich auch damit, was der COP-Prozess und das Klimaabkommen für Senegal bedeutet und welchen Herausforderungen sich die unterschiedlichen Akteure in unserem Land stellen müssen.«

Vivian Bellonwu | Social Action | Nigeria

»Social Action arbeitet in Nigeria mit Menschen und Gemeinschaften, deren Leben und Existenzgrundlage unmittelbar von der Öl- und Gasförderung betroffen sind. Wir sehen, dass die Bedürfnisse und Probleme der betroffenen Menschen von der Regierung kaum beachtet werden. Ein Großteil unserer Arbeit besteht darin, den Menschen eine Stimme zu geben oder - genauer gesagt, die Stimmen der Communities so zu verstärken, so dass sie gehört werden. Wir glauben, dass in erster Linie diejenigen die Rohstoffpolitik gestalten sollten, die die verheerenden Folgen der Öl- und Gasförderung ertragen müssen.«

 

Josua Mata | SENTRO (Center of Progressive and Unified Workers) | Philippinen

»Unsere Gewerkschaft SENTRO versucht, unsere Mitglieder und auch andere Gewerkschaften auf den Philippinen mehr in die Diskussionen um Klimawandel und in Kampagnen zu Klimagerechtigkeit einzubeziehen. Obwohl wir hier auf den Philippinen täglich die unmittelbaren Folgen des Klimawandels erleben, erweist sich das als sehr schwierig. Philippinische Arbeiter*innen sind nach wie vor sehr mit Lohnpolitik und den Forderung nach Rechten wie Koalitionsfreiheit beschäftigt. Hinzu kommt, dass viele wegen unserer neuen Regierung um die bisherigen Errungenschaften bei der Demokratie und den Menschenrechten fürchten. Aber es ist uns trotzdem gelungen, unsere Mitglieder über Kampagnen zu „new climate jobs“ und Energiedemokratie zu mobilisieren. Die Leute haben plötzlich den direkten Zusammenhang zwischen Klimawandel und ihrem eigenen Leben erkennen können.«