Documentation Out of this world 4 – Science Fiction, Politik, Utopie

Veranstaltet von IntKom e.V., Helle Panke e.V., RLS in Kooperation mit Don’t Panic und Freitag - Die Ost-West-Wochenzeitung, 30.9.-3.10.2004

Information

Date

30.09.2004 - 03.10.2004

Themes

Kultur / Medien

 Ankündigungstext

 Programm (aktualisiert am 28.9.) zum Ausdrucken und Weitergeben als pdf

 aktuelles Programm und Materialien über

 http://ootw4.org

 Konferenzbeiträge in Berliner Debatte INITIAL 16 (2005) 1 "Sozialismus auf dem Mars" 

Schlafen kommt später

Kleiner Bericht vom Out of this world 4, 30.09.-03.10.2004, Berlin

Tja, da stand er dann, der kleine Kongress, der sich das erste Mal nach Berlin gewagt hatte, am Donnerstagnachmittag im Mehringhof. Kein Beamer da; die Leinwand winzig; der Stefan, der das Verbindungskabel zum Beamer haben soll, unauffindbar; und die Kneipe unten im Mehringhof hat auch zu, wegen Liquiditätsproblemen, wie man hört. Zwei Stunden später – die Revolutions-Ausstellung ist aufgehängt, der Beamer gefunden, es gibt Kabel und die weiße Wand ist auch schön als Leinwand – lernt der kleine Kongress, dass in Berlin niemand, aber auch wirklich niemand pünktlich kommt. Das ist eine große Stadt; da will keiner den Anschein riskieren, er hätte nichts zu tun.

Aber um acht ist er dann warmgelaufen, der kleine Kongress, rechtzeitig zum Podium „Utopie – aber wie?“ Es sind Leute da, die Filme sind gelaufen, wie durch ein Wunder haben zwei Kaffeemaschinen den Raum betreten, und Hans Thie vom Freitag erzählt von der Utopie-Serie, die hier nun live als Podium fortgesetzt wird. Utopien der freien Softwarebewegung, libertär-sozialistische und post-kapitalistische Ordnungsmodelle und ein wenig Affidamento-Feminismus liegen auf dem Tisch. Utopien, wo’s noch Geld gibt, geht das? fragt das Plenum. Der kleine Kongress schaut in die Kaffeekasse und seufzt.

Freitag morgen, in der Helle Panke. Der kleine Kongress darf bisschen „Animatrix“ kucken und muss sich dann durch zeitgenössische Revolutions- und Transformationsmodelle graben, mitten durch zwischen „Entwicklungspfaden“ und „Matrix Revolutions“. Hugo Pezzini aus New York, Silumko Radebe aus Johannesburg und Franz Nahrada aus Wien sind auch da, und der kleine Kongress ist stolz, dass er sich mithilfe seiner TeilnehmerInnen einfach selbst übersetzt, drei Tage lang. Drüben im PDS-Laden im Dritten geht derweil bei „Day after Tomorrow“ die Welt unter. So ganz ideologisch barrierefrei ist das nicht mit diesen Räumlichkeiten, schon gar nicht in Berlin. Aber es funktioniert. Samstag abend beim Space Quiz, das V.B. Schulze’s Bernsteinzimmer in eine rauschende Multimedia-Show verwandeln, heißt die Jackpot-Frage dafür „Wer erhält im Jahr 2006 den Orden als größter Fenster- und Sonntagsredner der Nation?“ und wird richtig mit „Gregor Gysi“ beantwortet.

Überhaupt der Samstag abend. Auf Lutz Kirschners Vortrag zur „Brigade Feuerstein“ aus Hoyerswerda folgt knallhart der westdeutsche Kurzfilm Stapelfahrer Klaus, eine Arbeitssicherheits-Satire im Stil von „Der siebte Sinn“, die zügig in einen Splatter-Movie entgleist. Die einen liegen vor Lachen unterm Stuhl, die andern schütteln der Kopf, und dann geht’s zur Sache bis kurz vor Mitternacht: Kultur und Politik, Arbeitsbegriff und Emotion,  Ost und West. Der kleine Kongress wirft rasch eine Pizza bei Jalla-Jalla ein, dann ab zur Kongress-Party ins Ausland, organisiert vom Freakfrachter. Was da nach fünf Uhr morgens noch passiert ist, daran kann sich der kleine Kongress anderntags nicht mehr erinnern.

Sonntag morgen im „Mir“. Der kleine Kongress klammert sich an einem Pott Kaffee fest, sieht das Video-Projekt „Leben auf dem Mars“ (kein Planet, sondern ein Dorf in Weißrussland), hört Marcus Hammerschmitt, Science-Fiction-Autor, „Vaucansons Ente“ lesen. Auswertungsrunde: super Programm, räumlich zu zerstreut, Internationalisierung toll, bitte wieder. Teilnahmelisten: gut 100 Leute, okay.

Und dann schläft er, der kleine Kongress, total erschöpft, bis gestern das Telefon klingelt und die rls-news sind dran. Hab ich verschlafen? fragt der kleine Kongress verwirrt. Ist schon ootw5?

Christoph Spehr