Documentation Kritische Wissenschaft, Emanzipation und die Entwicklung der Hochschulen

Die Spielräume für kritisches Denken werden enger, die Arbeitsbedingungen kritischer Wissenschaftler durch neoliberale Hochschulreformen erheblich erschwert, wenn nicht gar zerstört. Der Kongress fragt nach den Reproduktionsbedingungen und Perspektiven kritischer Theorie.

Information

Event location

KOZ / StudentInnenhaus
Jügelstraße 26/28
60325 Frankfurt

Date

01.07.2005 - 03.07.2005

>>Konferenz - Homepage

>>Flyer [pdf]Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus und vor allem durch zurückkehrende Emigranten konnten sich an den Hochschulen in Deutschland Ansätze kritischer Theoriebildung entfalten. Obwohl in vielen Disziplinen zahlreiche Kräfte dagegen wirkten, gelang es den VertreterInnen kritischer Wissenschaft in den vergangenen Jahrzehnten, sich und ihre wissenschaftliche Arbeit an den Hochschulen zu reproduzieren. Hier konnten sie in wenn auch eingeschränktem Maße Möglichkeiten für autonomes und aufklärendes Denken finden. So trugen zum Ärger konservativer Kräfte die Hochschulen der Bundesrepublik zum politischen Engagement mehrerer Generationen von akademisch Qualifizierten bei. Sie konnten in den verschiedenen Disziplinen die wissenschaftlichen Argumente einer kritischen Gesellschaftsanalyse kennen lernen, erarbeiten und in der Diskussion testen. Radikale Demokraten, Linke, AktivistInnen aus der Frauenbewegung und den neuen sozialen Bewegungen konnten hier ihr kritisch reflektiertes Selbstverständnis der (west)deutschen Gesellschaft und ihrer Fachgebiete entwickeln.

Mit dem Kongress werden folgende Ziele verfolgt:

  • Eine Einschätzung der Auswirkungen der neoliberalen Hochschulreform auf kritische Theorie und Wissenschaft;
  • eine Bestandsaufnahme der Orte kritischer Theoriebildung außerhalb der Hochschulen;
  • eine Diskussion darüber, wie die Verdrängung kritischer Theorie und Wissenschaft aus den Hochschulen verhindert und durch außerhochschulische Reproduktion kritischer Wissenschaft entgegengetreten werden kann;
  • eine Vernetzung von AkteurInnen aus verschiedenen Bereichen der Produktion kritischer Theorie;
  • ein Anstoß zur weiteren Diskussion über die Perspektiven kritischen Wissens in der neuen Phase des Kapitalismus.

VeranstalterInnen:

AG Gegenhegemonie an der Universität Frankfurt/M.

Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung

AStA Universität Frankfurt/M.

AStA Universität Gießen

Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler / BdWi

Rosa Luxemburg Stiftung

UnterstützerInnen:

Bündnis linker und radikaldemokratischer Hochschulgruppen / LiRa

DBG Jugend Hessen

GEW Hessen

Rosa Luxemburg Forum Hessen

Programm

Freitag, 1.7.

 

18.00 Uhr

Begrüßung: Alex Wagner (AStA Uni Frankfurt/M.)

18.30 Uhr

Einleitung „Hochschule und kritische Theorie“: Heinz Steinert (Universität Frankfurt/M.)

19.30 Uhr

Vortrag „Die Sozialwissenschaften kaputt denken“: Richard Lee (Braudel Center, Binghamton University, New York)

Samstag, 2.7.

 

Vorträge und Diskussion “Bildungsbedingungen kritischer Wissenschaft”

10.00 Uhr

„Kritische Gesellschaftstheorie im fordistischen und postfordistischen Kapitalismus“: Alex Demirovic (Universität Frankfurt/M.)

Moderation: Alex Wagner

11.00 Uhr

"Institutionalisierung von Frauenforschung und außerinstitutionelle Perspektiven feministischer Forschung": Silvia Kontos (FH Wiesbaden) und Eva Kreisky (Universität Wien)

Moderation: Isabel Lorey (angefr.)

13.00 Uhr

Mittagspause

14.00 Uhr

Vorträge und Diskussion: “Abwicklungen kritischer Theorie und die Erfahrungen des Neoliberalismus”

 

Die Erfahrungen in den Niederlanden: Michael Krätke (Universiteit van Amsterdam)

 

Die Erfahrungen in Großbritannien: Bob Jessop (Lancaster-University)

 

Die Erfahrungen in Frankreich: Jan Spurk (Sorbonne, Paris)

Moderation: Eva Hartmann und John Kannankulam

17.00 - 19.00 Uhr

Arbeitsgruppen “Materielle Reproduktion kritischen Wissens und Theoriebildung”

AG 1

Kritische Theoriebildung in der Kunst und Kommerzialisierung: Isabel Lorey, Gerard Raunig, Klaus Walter

AG 2

Wissenschaftsforschung: die Auswirkungen der Strukturänderungen auf die Arbeit an den Hochschulen: Wolfgang Nitsch (BdWi)

AG 3

Künftige Perspektiven von Wissenschaft und Beruf. Widersprüche und Konfliktlinien des Bolognaprozesses und der Reorganisation der Hochschulen: Torsten Bultmann (BdWi) und Bernd Kaßebaum (IG-Metall)

AG 4

Inside-out: Alternative Formen und Orte der Wissensproduktion: Thomas Seibert (fantômas; medico international), Uli Brand (wiss. Beirat von attac; Universität Kassel)

Abends: Party, Kulturprogramm

Sonntag, 3.7.

10.00 - 12.30 Uhr

Gesellschaftsverändernde Wissenschaft

 

Diskussion mit Wolfgang Nitsch (BdWi), Joachim Hirsch (Universität Frankfurt/M.), Christina Kaindl (BdWi), Renate Lorenz / Brigitte Küster

Moderation: Alex Demirovic

Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus und vor allem durch zurückkehrende Emigranten konnten sich an den Hochschulen in Deutschland Ansätze kritischer Theoriebildung entfalten. Obwohl in vielen Disziplinen zahlreiche Kräfte dagegen wirkten, gelang es den VertreterInnen kritischer Wissenschaft in den vergangenen Jahrzehnten, sich und ihre wissenschaftliche Arbeit an den Hochschulen zu reproduzieren. Hier konnten sie in wenn auch eingeschränktem Maße Möglichkeiten für autonomes und aufklärendes Denken finden. So trugen zum Ärger konservativer Kräfte die Hochschulen der Bundesrepublik zum politischen Engagement mehrerer Generationen von akademisch Qualifizierten bei. Sie konnten in den verschiedenen Disziplinen die wissenschaftlichen Argumente einer kritischen Gesellschaftsanalyse kennen lernen, erarbeiten und in der Diskussion testen. Radikale Demokraten, Linke, AktivistInnen aus der Frauenbewegung und den neuen sozialen Bewegungen konnten hier ihr kritisch reflektiertes Selbstverständnis der (west)deutschen Gesellschaft und ihrer Fachgebiete entwickeln.

Mit dem Einsetzen der neoliberalen Hochschulreform werden die Arbeitsbedingungen kritischer Wissenschaft an den Hochschulen erheblich erschwert, wenn nicht gar zerstört. Dass dies als Nebeneffekt vielen willkommen ist, die noch heute gegen die 68er-Bewegung kämpfen, versteht sich. Gesellschaftskritische Ansätze werden zunehmend verdrängt. Die Verdrängung geschieht nicht nur durch eine tendenziöse Berufungspolitik, die durchaus Zeichen eines neuen McCarthyismus trägt. Reaktionäre Wissenschafts- und Personalpolitik wird auch durch Hochschulstrukturmaßnahmen wie bspw. die Streichung gesellschaftswissenschaftlicher Fakultäten und Studiengänge, durch Personalpolitik, durch finanzielle Einschnürung der freien Forschung, durch die Überlastung der WissenschaftlerInnen mit Verwaltungsaufgaben, die wissenschaftliches Arbeiten verhindern, oder durch Leistungsdruck vollzogen. Die Spielräume für kritisches Denken werden enger. Gefragt ist verstärkt wieder verwertbares, billiges, technokratisch verfügbares Wissen. Die zunehmend marktförmige Ausrichtung der Hochschulen bedroht die kritischen Wissenschaften wie ihre Möglichkeiten, demokratisierend auf die Gesellschaft einzuwirken.

  • Mit dem Kongress werden folgende Ziele verfolgt:
    Eine Einschätzung der Auswirkungen der neoliberalen Hochschulreform auf kritische Theorie und Wissenschaft;
  • eine Bestandsaufnahme der Orte kritischer Theoriebildung außerhalb der Hochschulen;
  • eine Diskussion darüber, wie die Verdrängung kritischer Theorie und Wissenschaft aus den Hochschulen verhindert und durch außerhochschulische Reproduktion kritischer Wissenschaft entgegengetreten werden kann;
  • eine Vernetzung von AkteurInnen aus verschiedenen Bereichen der Produktion kritischer Theorie;
  • ein Anstoß zur weiteren Diskussion über die Perspektiven kritischen Wissens in der neuen Phase des Kapitalismus.

VeranstalterInnen:

AG Gegenhegemonie an der Universität Frankfurt/M.

Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung

AStA Universität Frankfurt/M.

AStA Universität Gießen

Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler / BdWi

Rosa Luxemburg Stiftung

UnterstützerInnen:

Bündnis linker und radikaldemokratischer Hochschulgruppen / LiRa

DBG Jugend Hessen

GEW Hessen

Rosa Luxemburg Forum Hessen

Programm

Freitag, 1.7.

 

18.00 Uhr

Begrüßung: Alex Wagner (AStA Uni Frankfurt/M.)

18.30 Uhr

Einleitung „Hochschule und kritische Theorie“: Heinz Steinert (Universität Frankfurt/M.)

19.30 Uhr

Vortrag „Die Sozialwissenschaften kaputt denken“: Richard Lee (Braudel Center, Binghamton University, New York)

Samstag, 2.7.

 

Vorträge und Diskussion “Bildungsbedingungen kritischer Wissenschaft”

10.00 Uhr

„Kritische Gesellschaftstheorie im fordistischen und postfordistischen Kapitalismus“: Alex Demirovic (Universität Frankfurt/M.)

Moderation: Alex Wagner

11.00 Uhr

"Institutionalisierung von Frauenforschung und außerinstitutionelle Perspektiven feministischer Forschung": Silvia Kontos (FH Wiesbaden) und Eva Kreisky (Universität Wien)

Moderation: Isabel Lorey (angefr.)

13.00 Uhr

Mittagspause

14.00 Uhr

Vorträge und Diskussion: “Abwicklungen kritischer Theorie und die Erfahrungen des Neoliberalismus”

 

Die Erfahrungen in den Niederlanden: Michael Krätke (Universiteit van Amsterdam)

 

Die Erfahrungen in Großbritannien: Bob Jessop (Lancaster-University)

 

Die Erfahrungen in Frankreich: Jan Spurk (Sorbonne, Paris)

Moderation: Eva Hartmann und John Kannankulam

17.00 - 19.00 Uhr

Arbeitsgruppen “Materielle Reproduktion kritischen Wissens und Theoriebildung”

AG 1

Kritische Theoriebildung in der Kunst und Kommerzialisierung: Isabel Lorey, Gerard Raunig, Klaus Walter

AG 2

Wissenschaftsforschung: die Auswirkungen der Strukturänderungen auf die Arbeit an den Hochschulen: Wolfgang Nitsch (BdWi)

AG 3

Künftige Perspektiven von Wissenschaft und Beruf. Widersprüche und Konfliktlinien des Bolognaprozesses und der Reorganisation der Hochschulen: Torsten Bultmann (BdWi) und Bernd Kaßebaum (IG-Metall)

AG 4

Inside-out: Alternative Formen und Orte der Wissensproduktion: Thomas Seibert (fantômas; medico international), Uli Brand (wiss. Beirat von attac; Universität Kassel)

Abends: Party, Kulturprogramm

Sonntag, 3.7.

10.00 - 12.30 Uhr

Gesellschaftsverändernde Wissenschaft

 

Diskussion mit Wolfgang Nitsch (BdWi), Joachim Hirsch (Universität Frankfurt/M.), Christina Kaindl (BdWi), Renate Lorenz / Brigitte Küster

Moderation: Alex Demirovic