Das Schlagwort "Parallelgesellschaften" weckt zunächst eindeutige Assoziationen. Im Allgemeinen wird mit ihm die Vorstellung verbunden, dass in Deutschland zwei unterschiedliche Gesellschaften leben, die ohne Berührungspunkte (parallel) nebeneinander existieren und deutliche Unterschiede in der Lebensführung aufweisen. Dabei wird unter der „einen Gesellschaft“ die deutsche und unter „der anderen Gesellschaft“ die migrantische Bevölkerung verstanden. Berichte von Stadtvierteln, welche eine hohe ethnische Segregation aufweisen, illustrieren dies auch bildlich und lassen andere Trennlinien z.B. zwischen Obdachlosen und Topmanagern unberücksichtigt.
Hinterfragt man die zunächst eindeutige Vorstellung, so entdeckt man, dass der Begriff in unterschiedlichen Kontexten verwendet wird und weitgehend unbestimmt geblieben ist. Ferner gibt es zwischen der deutschen und der migrantischen Bevölkerung z.B. unterschiedlich starke Verbindungen am Arbeitsplatz oder in der Schule, sie teilen zahlreiche gleiche Werte und Verhaltensweisen, die jedoch - teils unbewusst, teils absichtlich - nicht wahrgenommen werden. Schließlich haben auch Migranten die deutsche Staatsangehörigkeit. Gleichwohl gibt es Differenzen, Benachteiligungen und Probleme, welche an ethnischen Kriterien festgemacht werden bzw. ethnisch bedingt sind.
Daher kann es auf die Frage "Parallelgesellschaften in Deutschland - Realität oder Fiktion?" keine einfache Antwort geben.
Eine Veranstaltungsreihe vom 11.01. bis 05.02.2006
Die Veranstaltungsreihe widmet sich einigen Aspekten, auf welche sich die Debatte um Parallelgesellschaften bezieht, und nimmt diese einzeln unter die Lupe. Sie bemüht sich, das Thema von verschiedenen Seiten zu beleuchten und will dazu beitragen, vorhandene Klischeevorstellungen zu überdenken. Entsprechend kommen Migrant/innen, Wissenschaftler/innen, Künstler/innen, Verwaltungsbeamte und politische Gruppen in Vorträgen und Diskussionen zu Wort. Die Fotoausstellung "Wie Meinung die Wahrnehmung prägt" und der Film "Lola und Bilidikid" ergänzen das Programm zudem visuell. Zielgruppe der Veranstaltungsreihe sind Schüler und Schülerinnen, Studierende, Mitglieder von entsprechenden Behörden und Initiativen sowie alle interessierten Bürger und Bürgerinnen.
Die OrganisatorInnen:
Die Idee zu dieser Veranstaltungsreihe entwickelte sich im Sommersemester 2005 in dem Proseminar "Gesellschaftsbegriffe in der Soziologie: Sind Parallelgesellschaften möglich?" Einige Teilnehmer und Teilnehmerinnen sowie die Veranstaltungsleiterin Andrea Hense gründeten den Arbeitskreis Migration und Segregation, um die im Proseminar behandelten Themen weiter zu vertiefen und mit einer breiteren Öffentlichkeit zu diskutieren.
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