Kaum schien Griechenland gerettet, steht das Land schon wieder am Rand der Pleite. Viele Deutsche sehen nicht ein, warum «faule und verschwendungssüchtige» Griechen abermals mit Milliarden
unterstützt werden sollen. Stephan Kaufmann, Wirtschaftsredakteur der Berliner Zeitung und Frankfurter Rundschau zeigte in seinem Vortrag, dass diese Vorurteile größtenteils unzutreffend sind. Griechen arbeiten nicht weniger als Deutsche und gehen auch nicht früher in Rente. Auch greifen ökonomische Erklärungen der Griechenland-Krise zu kurz, die Faktoren wie Staatsverschuldung, Produktivität oder Korruption isoliert betrachten. Vielmehr, so Kaufmann, sei im Fall von Griechenland eine normalerweise unkritische ökonomische Lage im Zuge der weltweiten Krise von den Finanzmärkten neu bewertet worden. Die Griechenland-Krise sei daher "nicht notwendig, aber auch nicht zufällig" entstanden.
Margarita Tsomou berichtet von ihren Erfahrungen auf dem Syntagma-Platz in Athen, der Parlamentsumzingelung der «Empörten» sowie dem Generalstreik in Griechenland: Die neuartige Bewegung der «Empörten» fordert direkte Demokratie und bezieht sich auf die nordafrikanischen Revolutionen sowie auf die Platzbesetzungen in Spanien. Ihr Motto ist «Wir verkaufen nichts, wir schulden nichts, wir zahlen nicht» und sie haben mit ihrer Entschiedenheit der griechischen Regierung bereits einen ersten Todesstoß beschert.