Documentation Gemeinsam gewinnen!

Beteiligung organisieren, prekäre Beschäftigung überwinden, Durchsetzungsfähigkeit stärken. Erneuerung durch Streik III

Information

Event location

Uni Frankfurt, Hörsaalgebäude Campus Bockenheim
Mertonstr. 17-21
60325 Frankfurt

Date

30.09.2016 - 02.10.2016

Organizer

Fanny Zeise,

Themes

Ungleichheit / Soziale Kämpfe, Arbeit / Gewerkschaften

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Auch die jüngsten KonferenzteilnehmerInnen wussten schon, wie das mit dem Gemeinsamen Gewinnen geht. Erstmals gab es auch eine „Politische Kinderbetreuung“, die sich spielerisch mit dem Konferenzthema Streik beschäftigte. Das Angebot wurde organisiert von der der Arbeiterwohlfahrt (AWO) vom Bezirksverband Hessen-Süd und den Falken vom Landesverband Hessen.

Vom 30. September bis 2. Oktober versammelten sich in Frankfurt am Main rund 700 TeilnehmerInnen zur diesjährigen und bereits dritten Streik-Konferenz. Unter dem Motto „Gemeinsam gewinnen!“ ging es auf dem Bockenheim Campus der Goethe-Universität Frankfurt vor allem darum, das Streikjahr 2015 auszuwerten, Erfahrungen auszutauschen, und voneinander zu lernen, aber auch neue innovative Strategien, Konfliktformen und Beteiligungsmöglichkeiten zu diskutieren. Organisiert wurde die Konferenz von der Rosa-Luxemburg-Stiftung, unter Beteiligung von der ver.di Jugend, dem ver.di Bezirk Frankfurt am Main und Region, der GEW Hessen sowie der NGG und der IG Metall Frankfurt und Umgebung. Neben Podiumsveranstaltungen bestand das Wochenende aus zahlreichen Themen- und Praxisseminaren, Workshops, Arbeitsgemeinschaften und Branchentreffen. Bei den meisten Themen- und Praxisseminaren, die unterschiedlichste Aspekte behandelten – von migrantischen „wilden“ Streiks bis zur Erstellung von Aktionsvideos für die Betriebsarbeit – , gab es zum Einstieg Impulse von WissenschaftlerInnen oder GewerkschaftlerInnen.

Ein viel diskutiertes Problem auf der Konferenz war der Vormarsch der AfD sowie die lauter werdende rechte Stimmung in der Gesellschaft. Wie kann damit in Gewerkschaftskreisen, im Betrieb oder im Sportverein umgegangen werden? Einen wichtigen und gewerkschaftsübergreifenden Rahmen zum Meinungs- und Erfahrungsaustausch über diese Frage bot insbesondere die Podiumsdiskussion am Freitagabend. Zuvor war es in einem Praxisseminar ganz konkret um die Möglichkeit gegangen, wie man argumentativ dagegen halten kann, als die Aktion StammtischkämpferInnen-Ausbildung  des Bündnisses „Aufstehen gegen Rassismus“ bei der Podiumsdiskussion vorgestellt wurde. Und auch zum Abschluss der Konferenz wurde Flagge gezeigt: Im Plenum wurden gemeinsam Plakate zum Thema Antirassismus und Antifaschismus hochgehalten und dazu aufgefordert, rechten Parolen Paroli zu bieten.

Zu Gast war auch André Hemmerle, Vorstandsmitglied der französischen Nahrungsmittelgewerkschaft CGT-FNAF. Er berichtete von den Auseinandersetzungen und Streiks gegen das aktuell viel diskutierte Arbeitsgesetz in Frankreich. Mit Standing Ovations begrüßt wurde zudem eine Delegation der seit einem Monat streikenden Angestellten des Leuchtmittelherstellers Zumtobel, die sich gegen die Zwangsschließung ihres Werkes in Usingen wehren. Die Streikenden betraten die Bühne mit Bannern und Transparenten. In einer flammenden Ansprache berichtet Michael Erhardt, Erster Bevollmächtigter der IG-Metall-Geschäftsstelle Frankfurt, von dem Kampf der KollegInnen. Von den Teilnehmenden der Konferenz kamen 1.900 Euro für die Zumtobel-Streikkasse zusammen.

Thema in den Veranstaltungen war oftmals, wie Gewerkschaften wieder durchsetzungsfähiger werden können. Nicht nur haben Streiks in Öffentlichkeit und Politik immer öfter ein negatives Image, hinzukommt, dass den Arbeitgebern meistens kaum noch wirtschaftlicher Schaden durch die Arbeitsniederlegung zugefügt werden kann. Das ist zuletzt eine Folge davon, dass viele Betroffene in den Belegschaften durch unterschiedliche Tarifverträge, zunehmende Prekarisierung oder atypische Beschäftigungsverhältnisse gegeneinander ausgespielt werden. Hier kommt der andere Aspekt zu tragen, der sich durch viele Vorträge der Konferenz zog und immer wieder als wichtiges und zentrales Mittel in Arbeitskämpfen betont wurde: die Solidarität der Beschäftigten untereinander. Carsten Becker machte unter anderem darauf aufmerksam, wie wichtig Solidarität und Zuspruch von anderen ArbeitnehmerInnen für Streikende sind. Er wies auf die einfache aber wirksame Methode hin, Fotos oder Videos zu Solidaritätsaktionen zu machen und diese den Streikenden zu zuschicken. Das hatte schon den Charité-Streikenden viel Kraft gegeben, berichtete Becker.

Bericht: Lina Büßelmann

Mediathek

Delegation der streikenden Zumtobel-Angestellten

Begrüßung durch Thomas Händel

Schlaglicht von Miguel Sanz Alcantara

Solidarische Antworten auf Unsicherheit, prekäre Beschäftigung und neue rassistische Spaltungslinien

Das Streikjahr 2015 – Ursachen, Ergebnisse, Perspektiven

Participants

Ingrid Artus,

Das Streikrecht unter Beschuss