Seit 20 Jahren beobachten Expert*innen eine auffällige Häufung von chronischem Nierenversagen in Zuckerrohranbaugebieten Zentralamerikas. Arbeiter*innen auf den Plantagen sind davon ebenso betroffen wie die im Umfeld lebenden Familien. Über 20.000 Menschen sind bisher an chronischer Niereninsuffizienz in der Region gestorben. Hitzestress auf den Plantagen, Dehydrierung und der Einsatz von Pestiziden, wie den im Zuckerrohranbau vielfach eingesetzten Herbiziden Paraquat und Glyphosat, werden für die Krankheit verantwortlich gemacht. Im Verdacht stehen auch hochgiftige Pestizide, die aufgrund ihrer Umwelt- und Gesundheitsrisiken in der Europäischen Union (EU) explizit verboten sind, jedoch weiterhin von europäischen Unternehmen in Länder des Globalen Südens exportiert werden.
Bei einer Online Veranstaltung am 4.11.2020 konnten uns dazu Ana Celia Tercero (Direktorin der Frauenorganisation APADEIM) aus Nicaragua und Adalberto Blanco (Mitarbeiter des Kooperativenverbands FECORACEN) aus El Salvador Erfahrungsberichte zur Situation vor Ort vermitteln. Die beiden Aktivist*innen berichteten von den Arbeits- und Lebensbedingungen und den dramatischen Auswirkungen des Einsatzes hochgiftiger Pestizide auf Gesundheit und Umwelt in den Zuckerrohranbaugebieten El Salvadors und Nicaraguas, jedoch auch vom Widerstand der Betroffenen.
Als Experte für akute und langfristige Folgen des Pestizideinsatzes auf die menschliche Gesundheit konnte der Toxikologe Peter Clausing (Pestizid Aktions-Netzwerk) eine Einschätzung zu diesen Erfahrungsberichten im Zusammenhang mit chronischem Nierenversagen geben. In der Diskussion ging es gemeinsam mit dem Publikum unter anderem um die Frage, welche politischen Maßnahmen auch von Deutschland aus ergriffen werden können, um die Gesundheit der Menschen in den zentralamerikanischen Zuckerrohranbaugebieten sicherzustellen.