Bilder bestimmen unseren Alltag und unsere Wahrnehmung. Sie strukturieren unsere Erinnerung und unser Geschichtsverständnis. Fotografien erscheinen meist als bloße Illustration historischer Ereignisse, die lediglich das abbilden, was tatsächlich geschehen ist. Dass sie selber historische Wahrheiten erzeugen, wird dabei unsichtbar und erst darüber wirkmächtig.
Aber was sagt eigentlich ein Foto?
Beim Fotografieren handelt es sich um eine Technologie der Macht (und des Widerstands). Fotografien sind positioniert, selektiv und subjektiv. Sie transportieren eine Vielzahl von Perspektiven. In ihre Entstehungszusammenhänge, Verwendung und Lesarten sind Machtverhältnisse eingelassen. Es ist nicht nur wichtig zu wissen, wer eine Aufnahme wann und wo gemacht hat, sondern auch wer oder was darauf abgebildet ist oder daraus ausgeschlossen wurde, um Fotografien lesen zu lernen.
Deshalb ist es notwendig, sie in ihrem historischen Entstehungskontext zu verorten und zu analysieren, ihre Wirkungsmacht und ihre Einsatzfelder kritisch zu hinterfragen und eigene Lesarten selbstkritisch zu reflektieren.
Im Training wollen wir uns einen kritischen Zugang zu Fotografien als historische Dokumente erarbeiten. Im Mittelpunkt stehen dabei drei thematische Schwerpunkte: Fotografie im Kontext von Kolonialismus, Nationalsozialismus und von Migration in der Nachkriegszeit in Ost- und Westdeutschland. Dabei setzen wir uns mit verschiedenen Perspektiven auseinander, die sowohl Fremd- als auch Selbstrepräsentationen einbeziehen. Ziel ist es, Fotografien analysieren zu lernen, um dominante Blickregime in fotografischen Darstellungen zu erkennen, als visuelle Techniken zu entschlüsseln und andere Blickweisen aufzuzeigen. Für die konkreten Arbeitsfelder in Schulen, offener Jugendarbeit, Erwachsenenbildung und Erinnerungsarbeit möchten wir gemeinsam erarbeiten, wie und welche Fotografien eingesetzt werden können und welches Geschichtsbild sie transportieren.
Zielgruppe: Multiplikator_innen, Lehrer_innen, alle Menschen, die mit Fotografie (und Geschichte) arbeiten/zu tun haben oder sich dafür interessieren.
Team: Tanja Kinzel (Dipl. Sozialwissenschaft, Promotion in Geschichte zu Fotografien aus dem Getto Lodz), Forschung, Lehre und historisch-politische Bildungsarbeit zu den Themen: Geschichte und Nachgeschichte des Nationalsozialismus, Erinnerungspolitik, Jüdisches Leben, Erscheinungsformen und Geschichte des Antisemitismus, Familiengeschichten, Macht- und Geschlechterverhältnisse, aktuell: Forschungsstelle in der Gedenkstätte Ravensbrück
Anna Stiede ist Pollitikwissenschaftlerin, arbeitet als politische Bildnerin und Übersetzerin. Ihre Themen sind geschichtliche Erinnerung sozialer Bewegungen, feministische Fragen rund um Sorge und Arbeit, sowie die Erforschung der tiefen sozialen Umwälzungen in Folge der Digitalisierung.
Vanessa Höse ist Historikerin und hat zu sozialer Marginalisierung in argentinischen Bildmedien (1900-1920) promoviert. Neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit am Institut Solidarische Moderne ist sie als historisch-politische Bildnerin unterwegs. Sie arbeitet mit Jugendlichen und Erwachsenen zu Themen von Migration, Flucht und Rassismus in feministischer und emanzipatorischer Perspektive
Anmeldungen unter: weiterbildung@rosalux.de