Rechte Diskurse erstarken, Lebens- und Arbeitsverhältnisse von Menschen mit Migrationsgeschichte sind vielfach prekär und es gibt kaum öffentliche Unterstützung für migrantische Bewegungen und Initiativen, die Teilhabe und Gleichstellung fordern. Aber auch die Konturen einer linken Migrationspolitik sind nach über 60 Jahren Einwanderung unscharf. Begreift sie Migration und Einwanderung als einen Prozess von unten, in dem permanent um soziale und politische Rechte gekämpft wird? Laden linke Organisationen migrantische Aktivist*innen zum solidarischen Miteinander, zur Mitarbeit ein? Öffnen sich linke Politikansätze für die Interessen und Bedürfnisse von Migrant*innen?
Viel zu selten kommen Akteure der Migration zu Wort. Gleichzeitig hat sich die Gesellschaft in den letzten Jahren verändert und Menschen mit Einwanderungsgeschichte und von Ausgrenzung und Rassismus Betroffene organisieren sich immer stärker als wichtiger Teil der Öffentlichkeit. Unsere Konferenz möchte einen Perspektivwechsel in der Migrationspolitik stärken und einen Raum schaffen, in dem Menschen mit und ohne Migrations- und Fluchtgeschichte, insbesondere migrantische Selbstorganisationen, gemeinsam mit Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen und Vertreter*innen der Politik über einen Perspektivwechsel des Migrationsdiskurses debattieren können.
Alle Interessierten sind eingeladen, sich auf diese Perspektive einzulassen und gemeinsam eine neue Migrationspolitik zu entwickeln.
Programm
Freitag, 5.4.2019
17 Uhr
Einlass
18 –18:10 Uhr
Begrüßung
Mit: Florian Weis Geschäftsführendes Vorstandsmitglied, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Efsun Kizilay, Referentin für Migration, Rosa-Luxemburg-Stiftung
18:15 –20 Uhr
Input und Auftaktpodium
Input
- Cansu Özdemir (Co-Fraktionsvorsitzende der Fraktion DIE LINKE. in der Hamburgischen Bürgerschaft), – «Perspektiven auf die Migrationsgesellschaft – DIE LINKE vor äußeren und inneren Herausforderungen»
- Maria Alexopoulou (Historikerin und akademische Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Zeitgeschichte der Universität Mannheim) – «Migrantischer Eigensinn – Einwanderung ins ‹Nicht-Einwanderungsland›»
Auftaktpodium: «Die Einwanderungsgesellschaft und Die Linke. Was fehlt?»
Teilnehmer*innen:
- Cansu Özdemir
- Maria Alexopoulou
- Peyman Javaher-Haghighi (stellv. Vorsitzender Bundesverband Netzwerke von Migrantenorganisationen – NEMO)
- Meral El (Neue Deutsche Organisationen)
- Christine Buchholz (Mitglied des Deutschen Bundestages, Fraktion DIE LINKE)
- Moderation: Shanon Bobinger und Efsun Kizilay
20 bis 21:15 Uhr
Lesung
Daughters and Sons of Gastarbeiters
(Çiçek Bacik, Abdulvahap Çilhüseyin, Shlomit Tulgan)
Daughters and Sons of Gastarbeiters ist eine offene Literaturplattform. Die Autor*innen unterschiedlicher Herkunft bieten in künstlerisch-performativer Form autobiografische Geschichten aus ihrer Familiengeschichte dar. Dabei werden die Erzählungen von Bildprojektionen aus dem Familienalbum, Bühnenbild, Film und Musik begleitet und eröffnen einen Diskurs über das Selbstverständnis und die Relevanz der Einwanderer*innen in der deutschen Gesellschaft.
Ab 21:15 Uhr
Abendveranstaltung
Ausklang mit Buffet, Süperdisko mit DJ Burakete
Samstag, 6.4.2019
10 bis 11:15 Uhr
Podium
«Haymat aus postmigrantischer Perspektive. Kämpfe und Forderungen der Gesellschaft der Vielen»
Teilnehmer*innen:
- Jennifer Kamau (International Women Space)
- Yilmaz Kahraman (Alevitische Gemeinde Deutschland)
- Tahir Della (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland)
- Cihan Sinanoğlu (Türkische Gemeinde Deutschland)
- Sun-Ju Choi (korientation e.V.)
- Janine Wissler (Stellvertretende Bundesvorsitzende der Partei DIE LINKE; Fraktionsvorsitzende der Partei DIE LINKE im Hessischen Landtag)
- Moderation: Massimo Perinelli
11:30 bis 13 Uhr
1. Workshopphase
Workshop 1: «Es ist Zeit zu Schreien» – Migrantisches Wissen und der NSU-Komplex
NSU-Tribunal; Initiative Duisburg 1984
Workshop 2: «Ihr werdet nichts in eurem Leben erreichen» – Institutioneller Rassismus im deutschen Bildungssystem
Aylin Karabulut (wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Duisburg-Essen)
Workshop 3: Migration, Organisation und Repräsentation
Der Weg der alevitischen Gemeinde Deutschland zur rechtlichen und sozialen Anerkennung
Yılmaz Kahraman (Bildungsbeauftragter Alevitische Gemeinde Deutschland)
Workshop 4: Arbeitsmarktzugang und Behördenpraxis
Anita Balidemaj (Hessischer Flüchtlingsrat)
Workshop 5: Gemeinsam Kämpfen!? Bedingungen für Politische Solidarität aus der perspektive Geflüchteter
Refugees struggle for freedom
13 bis 14 Uhr
Pause
Gemeinsames Mittagessen und Pause
14 bis 15:30 Uhr
2. Workshopphase
Workshop 6: «Angekommen — Was nun?
Deutsche Feminismen inklusiver gestalten!»
Sibel Schick (Autorin und Journalistin)
Workshop 7: Gesellschaft für Alle. Kämpfe und Perspektiven migrantischer Roma
Bundesromaverband/Roma Antidiscrimination Network
Workshop 8: Koloniale Kontinuitäten und Rassismus heute
Tahir Della (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland)
Workshop 9: Antimuslimischer Rassismus im zivilgesellschaftlichen Kontext – Eine politische Herausforderung
Cansev Duru (Trainerin im Feld Antimuslimischer Rassismus/Autorin)
Workshop 10: Mythos Model Minority – Geschichten und Trans-Formationen Der Asiatisch-Deutschen Communities
korientation e.V.
15:30 bis 15:45 Uhr
Pause
15:45 bis 17 Uhr
Abschlusspodium
Mit: Gökay Akbulut (Mitglied des Deutschen Bundestages; Integrations- und Migrationspolitische Sprecherin der Linksfraktion) u. a. Moderation: Shanon Bobinger
17 bis 18 Uhr
Abendessen/Pause
18 bis 20 Uhr
Filmvorführung und Gespräch
Duvarlar, Mauern, Walls (Can Candan, 2000)
«Duvarlar-Mauern-Walls» ist ein dreisprachiger Dokumentarfilm (türkisch, deutsch und englisch), der 1991 den Fall der Berliner Mauer aus der Perspektive türkeistämmiger Berliner*innen betrachtet. In diesem Film sprechen die Immigrierte über ihre Vergangenheit und ihre Gegenwart und wie sie sich ihre Zukunft in Deutschland vorstellen. Sie stellen sich Fragen über die Folgen der Wiedervereinigung und der damit einhergehenden rassistischen Gewalt Anfang der 1990er Jahre. Der Film wird in Anwesenheit des Regisseurs gezeigt.
20:30 bis 21:30 Uhr
Lesung
Mit: Hengameh Yaghoobifarah (freie*r Redakteur*in und Autor*in beim Missy Magazine und der taz) aus ihrem Buch:
«Eure Heimat ist unser Albtraum»
Zum einjährigen Bestehen des sogenannten «Heimatministeriums» sammeln Fatma Aydemir und Hengameh Yaghoobifarah schonungslose Perspektiven auf eine rassistische und antisemitische Gesellschaft. In persönlichen Essays geben sie Einblick in ihren Alltag und halten Deutschland den Spiegel vor: einem Land, das sich als vorbildliche Demokratie begreift und gleichzeitig einen Teil seiner Mitglieder als «anders» markiert, kaum schützt oder wertschätzt.
Sonntag, 7.4.2019
10 bis 13 Uhr
Gesprächskreis Migration der Rosa-Luxemburg-Stiftung
«Für Eine Postmigrantische Linke»
Mit: Massimo Perinelli (Referent für Migration, Rosa-Luxemburg-Stiftung)
Der Gesprächskreis Migration bildet eine Schnittstelle für Aktive aus anti- rassistischen Initiativen, migrantischen Selbstorganisierungen, der Migra- tionsforschung, der Solidaritätsarbeit, dem migrationspolitischen Bereich sowie der politischen Bildungsarbeit. Teilnahme nur mit Anmeldung möglich. Fahrtkosten können in begründeten Fällen erstattet werden.
Anmeldung: massimo.perinelli@rosalux.org
Informationen
Für die Teilnahme an der Veranstaltung wird kein Eintritt erhoben.
Reise- und Übernachtungskosten werden nicht übernommen. Frühzeitiges Buchen von Übernachtungsmöglichkeiten wird empfohlen. Bitte melden Sie sich, falls Sie private Übernachtungsmöglichkeiten in Hannover zur Verfügung stellen können.
Verpflegung wird zur Verfügung gestellt.
Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich. Kinderbetreuung kann angeboten werden.
Bitte bei der Anmeldung angeben.
Location
Contact
Efsun Kızılay
Senior Advisor for Migration, Rosa-Luxemburg-Stiftung
Email: efsun.kizilay@rosalux.org