Nicht erst seit dem 7. Oktober 2023 erscheint es schwer vorstellbar, dass es eine lange gemeinsame Geschichte von jüdischer Emanzipationsbewegung und sozialistischer Arbeiter:innenbewegung gab. Diese war oft spannungsreich und widersprüchlich, doch gleichwohl in Europa, Nordamerika, Südafrika und anderen Ländern sehr ausgeprägt. Jüdinnen und Juden waren überproportional stark in den sozialistischen, kommunistischen und auch anarchistischen Strömungen und Organisationen vertreten. Diese gemeinsame Geschichte wieder stärker in Erinnerung zu rufen, ist Anliegen der Reihe «Jüdinnen und Juden in der internationalen Linken», die Riccardo Altieri, Bernd Hüttner und Florian Weis für die Rosa-Luxemburg-Stiftung herausgeben.
Mit Jakob Moneta (1914-2012) und Max Diamant (1908-1992) wollen wir exemplarisch zwei Linkssozialisten vorstellen, deren Lebenswege viele Übereinstimmungen, aber auch einige Unterschiede aufweisen.
Während Moneta aus einer religiösen jüdischen Familie, die stammte und sich als Jugendlicher dem Sozialismus und der Arbeiter:innenbewegung zuwandte, waren bereits Diamants Eltern in der Arbeiter:innenbewgeung aktiv. Beide mussten als Juden und Sozialisten vor den Nazis fliehen, wobei Moneta unter britischer Mandatsherrschaft in Palästina lebt, während Diamant u.a. lange Jahre in Mexiko verbrachte. Moneta wie Diamant waren dezidierte Gegner des Stalinismus, dem auch Diamants Vater zum Opfer fiel. Während Moneta sich in trotzkistischen Organisationen betätigte, gehörte Diamant der SAP an, zu deren Mitglieder auch der spätere Bundeskanzler Willy Brandt und der langjährige IG-Metall-Vorsitzende Otto Brenner gehörten, eben jener Otto Brenner, der sowohl Moneta als auch Diamant zur IG Metall holte. Jakob Moneta war 16 Jahre lang Chefredakteur der einflussreichen «Metall», während Max Diamant die ersten migrationspolitischen Initiativen in der IG Metall startete.
Über diese beiden sozialistisch-gewerkschaftlichen Persönlichkeiten wollen wir mit Dalia Moneta, der Tochter Jakob Monetas, und mit Reiner Tosstorff sprechen, der Max Diamant vorstellen wird. Darüber hinaus wollen wir auch über andere Fragestellungen, Personen und Strömungen sprechen, die in der Reihe thematisiert werden.
Einführung
Nihat Öztürk, ehem. Erster Bevollmächtigter der IG Metall Düsseldorf-Neuss:
Die Bedeutung von Jakob Moneta, Max Diamant und Otto Brenner für eine fortschrittliche und internationalistische Gewerkschaftsarbeit
Vorstellung der Reihe und Diskussion
- Dr. Florian Weis – Historiker, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Co-Herausgeber der Reihe «Jüdinnen und Juden in der internationalen Linken»
- Dalia Wissgott-Moneta – ehem. Leiterin der Sozialabteilung, Jüdische Gemeinde Frankfurt, Tochter von Jakob Moneta
- PD Dr. Reiner Tosstorff – Historiker, Universität Mainz, Autor von Beiträgen über Max Diamant, das Jüdische Antifaschistische Komitee sowie «Judentum und Kommunismus in Marokko» in Band 2 und 3 der Reihe «Jüdinnen und Juden internationalen Linken»
Zur Einstimmung, zum Weiterlesen
John S. Will: Jakob Moneta – jüdischer Internationalist und sozialistischer Gewerkschafter. Ein Leben im «kurzen 20. Jahrhundert». Jüdinnen und Juden in der internationalen Linken - Band 1, S. 81–89. PDF
Reiner Tosstorff: Sozialist und Gewerkschafter zwischen Russland, Deutschland und Mexiko. Max Diamant (1908–1992). Jüdinnen und Juden in der internationalen Linken - Band 2, S. 77–81. PDF
«Jüdinnen und Juden in der internationalen Linken» ist ein 5-bändiges Buchprojekt in der RLS-Reihe «luxemburg beiträge». Das Anliegen der Reihe besteht darin, die lange gemeinsame, vielfach organische Geschichte von jüdischer Emanzipations- und sozialistischer Arbeiter:innenbewegung wieder stärker in Erinnerung zu rufen. Die Bände können online als PDF heruntergeladen werden:
• Band 1: «Die jüdische mit der allgemeinen proletarischen Bewegung zu vereinen»
• Band 2: «Wenn du ausgegrenzt wirst, gehst du zu anderen Ausgegrenzten»
• Band 3: Die Arbeiter*innenbewegung als Emanzipationsraum
• Band 4: «Zog nit keyn mol, az du geyst dem letstn veg. Mir zaynen do!»
• Band 5: Erinnerungen an eine emanzipatorische Allianz
Eine gemeinsame Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung mit Mosaik e.V., dem Ressort Migration beim Vorstand der IG Metall, der IG Metall Düsseldorf-Neuss und der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW.
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