29 November 2019 Convention/Conference 13. Braunschweiger Gramsci-Tage

Sozialistisch-ökologische Konversion oder grünes Umdekorieren des Kapitalismus? Wohin treibt die kapitalistische Produktionsweise?

Information

Event location

Neues Gewerkschaftshaus
Wilhelmstraße 5
38100 Braunschweig

Date

29.11.2019, 17:00 - 22:00 Hr

Themes

Party / Movement History, German / European History, Analysis of Capitalism, Social Movements / Organizing, Educational Policy, Social Theory, Labour / Unions

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»Umwälzungen finden in Sackgassen statt« ließ Bertolt Brecht in seinem Buch der Wendungen Meti lehren. Er verwies damit auf die objektiven Realitäten, die gesellschaftliche Umbrüche ermöglichen. »Was tun? Und wer zum Teufel tut es?«, fragte David Harvey angesichts der ökonomischen Krise seit 2007 und sah »bestimmte Antworten« durch den Charakter der Krise bereits gegeben.

Die anhaltende ökonomisch-ökologische »Zangenkrise« (Klaus Dörre) der Gegenwart hat die Sackgasse bestätigt, in die sich das Kapital durch seinen Durst auf Wachstum und Profit seitdem manövriert hat: es erhält sich am Leben, indem es »die Springquellen allen Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter« (Marx). Krisenbewältigung erzwingt heute eine grundlegende Konversion der »Produktions- und Lebensweise« (Gramsci). Forderungen nach einer »sozial-ökologischen Transformation« der kapitalistischen Produktionsweise erschallen inzwischen auch aus der »Mitte der Gesellschaft«. – Im Unterschied zur Frage was zu tun ist, ist bislang jedoch unklar geblieben, wer jenseits von voluntaristischer Phrase diese Umwälzung durchsetzen kann. Ungeklärt ist auch, ob sich die »Zangenkrise« überhaupt innerhalb der kapitalistischen Produktionsweise und der ihr immanenten Wachstumsdiktate lösen lässt. Stellt sich also – wie MARX behauptete – die Menschheit wirklich nur »Aufgaben, die sie lösen kann«, weil sie »im Schoße der alten Gesellschaft« bereits in Keimformen erzeugt sind?

Gramsci zeigte für die 1930er Jahre, dass die von den USA ausgehende fordistische Umwälzung der Produktion in Europa, die über die Konkurrenzgesetze vermittelt, die objektiven Bedingungen der Krisenüberwindung diktierte,  nur gelingen kann, wenn der alte »historische Block« aus »halbfeudalen und parasitären Elementen der Gesellschaft« durch einen »autonom produktiv-industriellen Block« unter Einschluss der Arbeitenden konstituiert wird. Er enthüllte dessen Umrisse in korporatistischen Tendenzen der Gewerkschaften. Er war überzeugt, dass die emanzipatorische Hoffnung seiner Zeit, den verwüstenden Zwängen der kapitalistischen Produktionsweise zu entkommen, nur unter der Hegemonie der Arbeiterklasse funktionieren kann, einer Klasse, die »für die dringendsten Schwierigkeiten, in denen die menschliche Gesellschaft steckt, die breitesten Lösungen bereithält« (Brecht). – Den Beweis blieb die Arbeiterbewegung bisher schuldig.

Programm

Teil I. Freitag, 29. November 2019
Wohin steuert die kapitalistische Produktionsweise? Perspektiven eines progressiven gesellschaftlichen Blocks

ab 16.00h | Einlass, Anmeldung

17.00h | Begrüßungen

17.30h | Einführung ins Thema | Dr. Bernd Röttger
(Redaktion Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus)
Demokratische Konversion der Produktion. – »Das Einfache / Das schwer zu machen ist.«

18.00h | Vortrag und Diskussion | Dr. Thomas Sablowski
(Institut für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung)
Sozial-ökologische Transformation zwischen Systemstabilisierung und -überwindung. Treibende Kräfte des Umbaus der kapitalistischen Produktionsweise und Wege zu einem progressiven gesellschaftlichen Block

anschließend: Diskussion im Plenum

19.30h | Pause mit der Möglichkeit zum Imbiss

20.30h | Szenische Lesung | KünstlerInnenkollektiv M.PÖRT
(Kristin Kehr u. Tristan Jorde)
»Mit großen sanften schwarzen Augen.« Aus den Gefängnisbriefen der Rosa Luxemburg.

danach: gemeinsamer Ausklang

Teil II. Freitag, 17. Januar 2020
Kapitalistischer Strukturwandel, Automobilindustrie u. »imperiale Lebensweise« – Umbaustrategien im Verhältnis von Demokratie, sozialen Bewegungen, betrieblicher Interessenpolitik u. Ökologie

ab 16.00h | Einlass

17.00h | Begrüßung

17.30h | Streitgespräche u. kritische Interventionen
mit Uwe Fritsch (Betriebsratsvorsitzender VW Braunschweig) und Sabine Leidig (MdB, verkehrspolitische Sprecherin u. Beauftragte für soziale Bewegungen der Fraktion DIE LINKE) sowie Fridays for Future, Extinction Rebellion u.a. [angefragt]

anschließend: Diskussion im Plenum  


Anmeldung und Tagungsbeitrag

Tagungsbeitrag 10 Euro, ermäßigt 5 Euro

Anmeldungen erbeten unter: gramsci-tage@biap-braunschweig.de

weitere Informationen unter: www.biap-braunschweig.de


Hinweis

Angesichts des AfD-Bundesparteitags am 30. November und 1. Dezember 2019 in Braunschweig, haben wir entschieden, die 13. Braunschweiger Gramsci-Tage nicht als zweitägige Konferenz, sondern an zwei separaten Terminen stattfinden zu lassen.

Gerade in der Perspektive eines sozialistisch-demokratischen Umbaus muss allen autoritären u. neo-faschistischen Tendenzen des gesellschaftlichen Wandels entschlossen entgegengenwirkt werden. Mit der Zweiteilung der diesjährigen Gramsci-Tage unterstützen wir den öffentlichen Protest gegen eine rechtspopulistische, rassistisch-nationalistische Restauration des Gegenwartskapitalismus, der sich um den AfD-Parteitag am 30. November 2019 in Braunschweig organisiert.

Am 17. Januar 2020 bieten wir kritische Reflexionen über die Zusammenhänge von Klimawandel, kapitalistischer Produktionsweise und autoritären Tendenzen in der Gesellschaft sowie Diskussionen über die Perspektiven demokratischer Wege eines sozialistisch-ökologischen Umbaus an.     


Die 13. Braunschweiger Gramsci-Tage erfolgen in Kooperation der Braunschweiger Initiative für eine andere Politik, der Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen e.V., dem Deutschen Gewerkschaftsbund Region SüdOstNiedersachsen und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft - Bezirksverband Braunschweig.

Die wissenschaftliche Betreuung hat Dr. Bernd Röttger.

Location

Contact

Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen

Phone: (0511) 2790934