6 November 2024 Discussion/Lecture Zobelfelle, Lachs, Rentiere und Erdöl – Kolonisierung und Widerstand der Kanthen in West-Sibirien

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Event location

Alte Mu - Fahrradkinokombinat
Lorentzendamm 6-8
24105 Kiel

Date

06.11.2024, 19:30 - 21:30 Hr

Themes

Globalization, Social Movements / Organizing

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Die Khanten gehören zu den ersten indigenen Gruppen jenseits des Urals, auf die der „Eroberer Sibiriens“ Jermak im 16. Jahrhundert traf und die zu Tributzahlungen an das erstarkende russische Zarenreich gezwungen wurden. Auch die systematische ethnographische Erforschung Sibiriens beginnt im Westen bei den Khanten und wird zu einem wichtigen Herrschaftsinstrument, an dem sich auch viele deutsche Forscher beteiligen. In der Zeit der UdSSR wehren sich die Khanten gegen die zunehmende religiöse und kulturelle Unterdrückung in der so genannten Kazym-Rebellion. Im heutigen neoliberalen Russland, das sich immer national-autoritärer entwickelt, wird jede Form des Widerstandes schwerer, zumal Jahrzehnte des rücksichtslosen Abbaus fossiler Energieträger, wie Öl und Gas, die Ökosysteme und damit auch die traditionelle Lebensgrundlage der Khanten zerstört haben.

Kolonisation ist weder ein schneller, noch ein eindimensionaler Prozess. So lohnt es sich, die lange Geschichte der Khanten im Wechselspiel mit verschiedenen staatlichen Akteuren zu betrachten und dabei diverse Mechanismen kolonialer Unterdrückung, aber auch des Widerstandes dagegen, beispielhaft kennenzulernen. Indigene Belange werden im öffentlichen Diskurs in Europa, aber auch insbesondere in Deutschland, noch immer häufig ausgeblendet. Die Kolonialzeit erscheint längst vergangen und da „wir“ keine Kolonien mehr besitzen, beschränkt sich der Diskurs auf das Wiedergutmachen von vergangenem Übel.

Aber wie viel Verantwortung trägt Deutschland z. B. auch für die andauernde koloniale Unterdrückung indigener Bevölkerungen in Erdöl- und -gasfördergebieten, wenn wir die Nutzung von Erdöl und -gas selbst in Zeiten der Klimakatastrophe noch akzeptieren?
Der Vortrag soll auch Begriffe wie „indigen“ oder „Kolonialismus“ anhand des Beispiels der Khanten veranschaulichen und verständlicher machen. Ebenso soll der tiefe historische Blick verdeutlichen, wie viel Widerstand gebrochen werden musste und muss, um ungleiche koloniale Verhältnisse aufrecht zu erhalten.

 

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