In Namibia begingen deutsche «Schutztruppen» den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts. Bis heute entzieht sich die Bundesregierung der Verantwortung für diesen Genozid und ein «Versöhnungsabkommen» scheiterte bisher daran, dass die Betroffenen nicht mit am Verhandlungstisch sitzen durften.
Nun ist Namibia im Zuge der grünen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung und der EU in anderer Weise in den Fokus geraten: Dort herrschen ideale Bedingungen zur Erzeugung regenerativer Energien, die für eine Energiewende in Europa gebraucht werden. Seitdem gibt es dort vielfältige Aktivitäten der Bundesregierung, die neokoloniale Züge tragen. So hat ein «namibisches» Unternehmen Hyphen, an dem das deutsche Unternehmen Enertrag gemeinsam mit einem britischen Partner die Mehrheitsbeteiligung hält, den Zuschlag für ein Mammutprojekt bekommen.
Dagegen regt sich aus historischen, demokratiepolitischen, ökologischen und sozialen Gründen Widerstand.
Unter anderem soll der Hafen von Lüderitz vor der Haifischinsel (Shark Island) massiv ausgebaut werden. An dieser Stelle errichteten Truppen während der deutschen Kolonialherrschaft das erste Konzentrationslager, in dem sie Schätzungen zufolge bis zu 4.000 Menschen der Volksgruppen Nama und Ovaherero auf brutale Weise ermordeten. Heute ist dort ein Gedenkort, der durch die Ausbaupläne des Hafens direkt bedroht ist.
Außerdem wurde die Bevölkerung an Verhandlungen und Entscheidungen über das Projekt und dessen Umsetzung in keiner Weise beteiligt. Alles geschieht unter größter Geheimhaltung und ohne eine Risikoanalyse. Bedenken hinsichtlich weitreichender Auswirkungen auf die Umwelt werden ignoriert.
Die namibischen Aktivisten Paul Thomas (Nama Traditional Leaders Association) und Tjipura Unaune Tjipura (Social Economic Justice Trust) werden ihre Kritik an dem Projekt mit Linus Kalvelage (Global South Studies Center, Uni Köln) diskutieren.
Die Veranstaltung findet im Rahmen der bundesweiten Speakers Tour von attac, medico international, die Rosa-Luxemburg-Stiftung, Powershift und Werkstatt Ökonomie statt.
Gäste
Paul Thomas ist Sprecher der Namas Traditional Leaders Association (NTLA). Die NTLA ist die Dachorganisation der traditionellen Führungen des Nama-Volkes in Namibia. Sie vertritt die Interessen der Nama weltweit und setzt sich vor allem für wiedergutmachende Gerechtigkeit im Zusammenhang mit dem Völkermord an den Nama durch das Deutsche Kaiserreich ein.
Tjipura Unaune Tjipura arbeitet für die namibische Organisation Economic Social Justice Trust (ESJT) und beschäftigt sich eingehend mit dem Hyphen-Projekt. Der ESJT wurde von einer Gruppe von Aktivist:innen gegründet, die sich für die Förderung des Kampfes für wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit in Namibia einsetzen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Verbesserung der Rechte wirtschaftlich und sozial ausgegrenzter Namibier und einer gerechten Verteilung der Ressourcen im Land.
Die Veranstaltung in Köln wird organisiert von attac Köln, Allerweltshaus Köln, Gesellschaft für Erdkunde zu Köln und Global South Studies Center.
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