Am 24. März 2024 wurde im Senegal der Oppositionspolitiker Bassirou Diomaye Faye in das Amt des Staatspräsidenten gewählt und kurz darauf als fünfter Präsident der Republik Senegal bestätigt. Die Wahl des 43-jährigen Faye verdeutlicht die politische Sonderstellung des Senegals in Westafrika. Das Land ist eines der wenigen Länder, das noch keinen Militärputsch erlebt hat. Das Ergebnis der Wahl war so nicht zuletzt ein Ausdruck des demokratischen Selbstverständnisses der senegalesischen Gesellschaft und damit gegenläufig zu einem Trend der Autokratisierung in der Region.
Seit 1960, als der Senegal seine Unabhängigkeit von der französischen Kolonialherrschaft erlangte, ist die politische Lage im Land trotz mehrerer Krisen relativ stabil. Auch eine Verfassungskrise, die den Staat während der letzten drei Jahre herausgefordert hat, wurde von den demokratischen Institutionen und einer starken Zivilgesellschaft bewältigt.
Dennoch stehen der Senegal und seine neue Regierung heute vor großen sozialen und ökologischen Herausforderungen. Die wirtschaftliche Perspektivlosigkeit vieler junger Sengales:innen, die sich zuspitzende soziale Ungleichheit, führt zu einer massiven Zunahme legaler wie illegaler Migration. Ein Großteil der Migration findet in der Region Westafrika statt. Aber auch Europa bleibt Zielort: Tausende von jungen Menschen überqueren vielfach mit tödlichen Folgen den Atlantik, um die europäischen Grenzen, die 1700 Kilometer entfernten Kanarischen Inseln, zu erreichen. Gleichfalls verlassen, auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen viele Menschen die ländlichen Regionen. Die Binnenmigration in die Städte sorgt so für massive soziale und ökologische Probleme insbesondere in der Metropolenregion Dakar.
Eine weitere große Herausforderung für das Land mit seiner 700 km langen Küstenlinie ist der Klimawandel. Vor allem für die Landwirtschaft und den Fischereisektor ist der Anstieg des Meeresspiegels bereits jetzt verehrend. Hinzukommt, dass die jüngste Entdeckung von Gas und Öl vor der Küste, den Senegal in den Mittelpunkt einer internationalen Debatte über die Energiekrise in Europa gerückt hat. Vor allem Deutschland setzt auf die Gasvorkommen vor Senegals Küste. Bereits ab 2024 sollen über schwimmende Terminals für Flüssiggas (LNG) große Gasmengen exportiert werden. Im Senegal besteht so einerseits die Hoffnung, den Abbau der Vorhaben für einen wirtschaftlichen Aufschwung zu nutzen und eine nachhaltige Armutsbekämpfung einzuleiten, zur anderen Seite weisen Aktivist:innen vor Ort nachdrücklich auf die Gefahren insbesondere für die Zerstörung der Meeresumwelt hin, die Lebensgrundlage von zahlreichen Fischern in der Region sind.
Unsere zehntägige Bildungsreise vermittelt einen umfangreichen Einblick in die politische und sozioökonomische Entwicklung des Landes. Neben Besuchen bei Partnerorganisationen der Rosa-Luxemburg-Stiftung im Senegal (in Bargny, Delta Saloum, Yaraax und Saint-Louis) stehen Treffen mit zivilgesellschaftlichen Aktivist:innen, Politiker:innen und Sozialwissenschaftler:innen auf dem Programm.
Wir lernen lokale zivilgesellschaftliche Organisierungen und Widerstände kennen und gewinnen einen Eindruck von den gesellschaftlichen Debatten um die zukünftige Entwicklung des Senegals, die sozialen, ökologischen und politischen Herausforderungen der Gegenwart.
Die Reise erfolgt mit dem Bus von Dakar nach Sine Saloum über Bargny, Saint-Louis und das Dorf Ndem, bevor sie dann wieder in Dakar endet.
Die An- und Abreise zum/vom Veranstaltungsort (Dakar, An- und Abreise) ist eigenständig zu organisieren.
Das Seminarprogramm findet an zehn Tagen statt (vom 17. - 21. Februar 2025 und 24. – 28. Februar 2025). Das Wochenende (22./23. Februar) steht zur freien Verfügung.
Anreisetag ist Sonntag, der 16. Februar 2025, Abreisetag ist Samstag, der 01. März 2025.
Teilnahmebeitrag: 1.300 € im Doppelzimmer (Einzelzimmerzuschlag: 300 €). Er beinhaltet die Hotelunterkünfte (incl. Frühstück) auf allen Reisestationen im Senegal, vom Anreisetag bis zum Abreisetag (13 Nächte), das Reiseprogramm, die Dolmetschung aus dem Französischen sowie den Bustransfer im Senegal.
Bildungsurlaub/Bildungsfreistellung: Das Seminar ist in den Bundesländern Hamburg, NRW und BA-WÜ als gesetzlicher Bildungsurlaub/Bildungsfreistellung anerkannt. Die Freistellung in weiteren Bundesländern ist ggf. auf Antrag möglich. In Bayern und Sachsen ist die Anerkennung als Bildungsurlaub/Bildungsfreistellung leider nicht möglich.
Vorbereitungstreffen: Rechtzeitig vor Reiseantritt erhalten alle Teilnehmer:innen eine Einladung zu einem gemeinsamen Vorbereitungstreffen.
Seminar- und Reiseleitung: Dr. Ibrahima Thiam, Mitarbeiter Westafrika-Büro der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Dakar & Andreas Merkens, Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Einreisebestimmungen: Deutsche Staatsangehörige benötigen für die Einreise und den Aufenthalt von bis zu drei Monaten kein Visum. Reisedokumente (Reisepass) müssen sechs Monate über die Reise hinaus gültig sein.
Die Bildungsreise wird in Kooperation mit dem Regionalbüro Westafrika der Rosa Luxemburg Stiftung veranstaltet.
Gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg.
In der Zeit vom 01.07.2024 bis 31.08.2024 ist die Anmeldung ausschließlich Teilnehmer*innen mit Wohnsitz in Hamburg vorbehalten. Eine Warteliste für Interessent*innen außerhalb von Hamburg wird eingerichtet. Ab dem 01.09.2024 erfolgt eine Öffnung auch für andere Bundesländer.
Hintergrundinformationen zur politische Entwicklung im Senegal und einzelnen Reisestationen:
Politische Lage und Regierungswechsel Senegal:
- Was ändert sich in Senegal mit der neuen Regierung? (RLS)
- Präsidentschaftswahl in Senegal: Ein politisches Erdbeben (RLS)
Saloum Delta / Sain-Louis/ Nationalpark / Gasförderung:
- Gasförderung im Senegal - Schmutzige Geschäfte für Deutschlands Energiehunger (Deutsche Umwelthilfe)
- Gasförderung im Senegal. Fossile Brennstoffe für Europa (Podcast Deutschlandfunk)
- Entwicklung zu welchem Preis? Auswirkungen von deutschen Gasimporten aus Senegal (RLS)
Region Bargnay – Kohleförderung und Umweltverschmutzung:
- Die Verlierer der Industrialisierung - Die Stadt Bargny im Senegal (Deutsche Welle)
- Bargny - The real face of economic emergence. (engl.)
- Bargny, a city fighting for its life against industrialisation and climate change. (engl. Lifegate Daily)
Flucht und Migration:
- Migration: Wie die Kanaren-Route Senegals Familien zerreißt (Deutschland Welle)
- Migration und Migrationspolitik in Westafrika (Bundeszentrale Politische Bildung)
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Rosa-Luxemburg-Stiftung Hamburg
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Phone: 040 28003705