22 November 2025 Convention/Conference Umkämpfte Gerechtigkeit

Emanzipatorische Aufbrüche und linke Utopien in der Krise

Information

Event location

Jugendherberge Duisburg Sportpark
Kruppstr. 9
47055 Duisburg

Date

22.11.2025, 09:30 - 23.11.2025, 16:30 Hr

Themes

Analysis of Capitalism, Social Theory, Commons / Social Infrastructure

Downloads

Umkämpfte Gerechtigkeit

Es lässt sich eine Dominanz neu-rechter, autoritärer, rechtsextremer bis offen faschistoider Gesellschaftsentwürfe konstatieren, die eine Demokratie zersetzende Energie entfesseln.

In den USA ist zu beobachten, wie christlich-fundamentalistische Weltbilder trotz offensichtlicher Widersprüche zusammenlaufen mit einem mittlerweile rechts verankerten technokratischen «Solutionismus». Dieser propagiert eine rein technologische Lösung ökologisch-sozialer Probleme durch eine über jede gesellschaftliche Kontrolle und Regulation erhabene Innovationselite und praktiziert «rücksichtslos-kreativ» gesellschaftliche Zerstörung.

Das Zusammenspiel von rechtsextremen Autokratieanhängern und Faschisten mit Tech-Feudalisten, die entweder selbst offen reaktionären und rechtslibertären Gesellschaftskonzepten anhängen oder die Zerstörung von Demokratie und Rechtsstaat zumindest billigend in Kauf nehmen, erreicht mit der Trump-II-Administration ein neues Niveau. Die sogenannte Tech-Oligarchie stellt dabei nicht nur Kommunikations- und Desinformations-Technologien zur Verfügung, die insbesondere rechten Bestrebungen nützlich sind, sondern befeuert aktiv einen breit angelegten rechten Kulturkampf.

Die Synthese radikaler Technologieversprechen mit radikalem Individualismus und dem Glauben, eine neue Elite innovativer «Übermenschen» könne die Welt nur retten, wenn sie sich allen gesellschaftlichen Regeln entzieht, dient dabei als visionäre Fortschrittserzählung, die angesichts einer allgemeinen Utopie-Armut in der Mehrfachkrise auch in traditionell eher linksliberalen progressiven Milieus mehr und mehr verfängt.

Je mehr eine Gesellschaft derartige Zukunftsvisionen verinnerlicht, desto eher betrachtet sie andere Menschen als Problem und die Technologie als Lösung, um diese anderen zu kontrollieren. Eine Sichtweise, die uns tiefer in Rückzug und Isolationismus führt.

Die Konferenz soll ein Ort sein, um Selbstbewusstsein und widerständige Zuversicht zu tanken – für das Einfordern von und das Einstehen für Gerechtigkeit. Der Gegner solidarischer Utopien ist weniger die rechte Dystopie, sondern vielmehr die Apathie einer vermeintlichen Alternativlosigkeit gegenüber dem «Zeitgeist».

Das Programm spiegelt diese Perspektive wider:

So versucht Marvin Chlada eine historische Verortung des Utopiebegriffs, während Helmut Kellershohn einen Blick auf die konkreten Folgen neoliberaler Reformen und des Bildungsabbaus wirft. Dr. Tino Heim untersucht das Zusammenspiel libertärer, anarchokapitalistischer Tech-Oligarchen mit protektionistischen, nationalistischen und neofaschistischen Kräften in der Trump-Ära. Die ideologischen Grundlagen dieser Entwicklungen nimmt die AG Fundiwatch mit einer Analyse der gegenwärtigen Dynamik des christlichen Fundamentalismus als nachhaltige Bedrohung in den Blick. Dr. Thorsten Schlee fragt anschließend in seinem Beitrag nach dem Stand und den Möglichkeiten sozialpolitischer Modelle. Dr. Guido Arnold seziert darüber hinaus die problematischen Grundlagen technokratischer Zukunftsvisionen.

Melanie Stitz schaut in «Gewerkschaftliche Aufbrüche – neue Allianzen?» auf die Möglichkeiten derzeitiger gewerkschaftlicher Kämpfe. Einen Blick auf konstruktive Gegenentwürfe zur kapitalistischen Konkurrenzgesellschaft versucht Dr. Jobst Paul zu werfen, indem er in Hinsicht auf Ökonomie und Ethik jüdische Konzepte von Gerechtigkeit rekonstruiert. Isolde Aigner zeigt aus feministischer Perspektive, wie Freund*innenschaft als demokratische Praxis wirken kann. Zum Abschluss stellt Nele Rathke die aufsuchende politische Bildung als entscheidendes Instrument vor, um gesellschaftliche Teilhabe zu fördern und Impulse gegen die Konkurrenzgesellschaft zu setzen.

So verbindet die Tagung theoretische Analysen, gesellschaftliche Diagnosen und praxisorientierte Ansätze zu einem Panorama, das die Krise der Gerechtigkeit aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und Wege zu emanzipatorischen Aufbrüchen eröffnet.

Tagungsbeitrag

Der «normale» Beitrag beträgt 100 Euro. Für diejenigen, die diesen Betrag nicht aufbringen können, gibt es einen reduzieren Tagungsbeitrag von 50 Euro. Wer es ermöglichen kann, zahlt gerne den Solidaritätsbeitrag von 150 Euro.

Anmeldung

Die Anzahl der Teilnehmenden ist auf 30 Personen begrenzt. Anmeldungen sind möglich bis zum 9.11.2025 per Email an: iris.tonks@diss-duisburg.de

Programm

Samstag, 22.11.2025

 09:30–10:00 I Einführung Margarete Jäger + Jobst Paul
10:00–11:00 I Marvin Chlada: Eine kleine Geschichte der Utopien
11:10–12:10 I Helmut Kellershohn: Vom Neoliberalismus zum Postliberalismus

Mittagspause

13:30–14:30 I Tino Heim: Trump 2.0 – Widersprüchliche Allianzen
14:40–15:40 I Rubi Rebelde: Christlicher Fundamentalismus

Kaffeepause

16:10–17:10 I Thorsten Schlee: Das Ringen um die Episteme – Vom Einsatz kollaborativer Wissensproduktion
17:20–18:20 I Guido Arnold: Gemeinwohlorientierte Entgegnungen auf tech-zentrierte Utopien und ihre eugenischen Wurzeln

19:00 Abendessen

Sonntag 23.11.2025

09:00–10:00 I Melanie Stitz: Gewerkschaftliche Aufbrüche – neue Allianzen?
10:10–11:10 I Jobst Paul: Jüdische Positionen – Die gerechte Gesellschaft?
11:12–12:20 I Isolde Aigner: Was wir von dem Konzept Freund*innenschaft für unsere politische Praxis lernen können

Mittagspause

13:30–14:30 I Nele Rathke: Aufsuchende Politische Bildung – Grundsätze und Strategien
14:30–17:00 I gemeinsame Perspektiv-Diskussion bei Kaffee und Kuchen

17:00 Ende


Eine Veranstaltung des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung (DISS) in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW

Location

Contact

Rosa-Luxemburg-Stiftung Nordrhein-Westfalen

Phone: 0203 3177392