Auch in diesem Jahr laden wir interessierte Bildner*innen, Teamer*innen, kritische Lehrer*innen sowie Bildungspraktiker*innen aus dem linken Feld zur VernetzungsWerkstatt Emanzipatorische Bildung ein. In unterschiedlichen Formaten wollen wir uns dabei mit Themen, Fragen und Herausforderungen beschäftigen, die für emanzipatorische Bildungsarbeit relevant sind.
An drei Abenden (31.08.-02.09.2022) laden wir zu virtuellem Austausch entlang von drei Schwerpunktthemen ein. Wir haben dazu jeweils unterschiedliche Gesprächspartner*innen eingeladen, um die Themenfelder aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Ein moderiertes Gespräch soll zunächst ins Thema einführen, zum Zuhören anregen und im besten Fall Inspiration geben. Anschließend gibt es Zeit und Raum, sich in der Gruppe der (virtuell) Anwesenden zum Thema und zu eigenen Erfahrungen auszutauschen. Die Themenschwerpunkte sind im Folgenden genauer beschrieben.
Am Samstag, 3.09.2022, laden wir alle, die wollen und können, zu einem Präsenztreffen in die Räume der Rosa-Luxemburg-Stiftung ein. Im Sinne eines Kollegialen Open Space öffnen wir hier den Raum für selbstgesteuerten Austausch zu Themen Eurer Wahl. Wie immer seid Ihr eingeladen, eigene Themen, Expertise, Initiativen einzubringen und vorzustellen . Die Teilnahme ist kostenfrei. Bitte beachtet jedoch, dass wir keine Reise- und Übernachtungskosten übernehmen können.
Programm:
Virtuelle Gesprächsrunde «Emanzipatorische Konfliktkultur»
31.08.2022, 17:30-20:00 Uhr
Konflikte sind allgegenwärtig und alltägliche Erfahrungen. Sie sind unvermeidliche Bestandteile des Zusammenlebens in einer Gesellschaft, die von gesellschaftlichen Ungleichheiten und Unterschieden geprägt ist, z.B. Race, Geschlecht*Gender, Klasse, Religion, be_Hinderung sowie Meinungen, Interessen und Werten. Konflikte tauchen dementsprechend auch in Bildungsprozessen auf. Dabei treten sie in den unterschiedlichsten Versionen in Erscheinung – als sehr direkte Konfrontation mit gegensätzlichen Meinungen, als direkte Angriffe oder subtiler als Widerstand und Boykott von Veranstaltungen.
Konflikte sind zwar anstrengend, müssen aber nicht immer als Problem betrachtet werden. Sie sind zuweilen sogar wichtig für Lösungen und Prozesse. Was wir brauchen, sind neue Formen des Umgangs mit Konflikten in Bewegungs- und Lernräumen, statt auf ein konfliktfreies Zusammenleben zu hoffen. In dieser Gesprächsrunde wollen wir unterschiedliche Erfahrungen und Strategien zur Konfliktbewältigung miteinander diskutieren.
Leitende Fragen dabei sind: Wie können wir zum Umgang mit Konflikten voneinander lernen? Wie vielfältige Erfahrungen in gemeinsame Praktiken umwandeln? Wie können wir Praktiken hinterfragen und vermeiden, die Ungleichheiten/Ungerechtigkeiten/Ausgrenzungen und Gewalt starrer Normen (re)produzieren?
Virtuelle Gesprächsrunde «Selbstfürsorge als Teil politischer Bildungspraxis»
1.09.2022, 17:30-20:00
Selbstfürsorge als Konzept wurde von der Aktivistin und Dichterin Audre Lorde in ihrer Essaysammlung A Burst of Light» (1988) untersucht. Lorde kämpfte zu dieser Zeit gegen eine Krebserkrankung und schrieb den ergreifenden Satz: „Sich um mich selbst zu kümmern ist keine Zügellosigkeit, es ist Selbsterhaltung, und das ist ein Akt der politischen Kriegsführung.“
Dies ist weit entfernt von einer Version von Selbstfürsorge, die wir in der neoliberalen Vermarktungsmaschinerie sehen und die stets dazu ermutigt Geld auszugeben, um die eigenen Probleme zu lösen. In dieser Form ist Self-Care nur für Menschen zugänglich, die es sich leisten können, nicht für die, die es am dringendsten brauchen. In der zweiten virtuellen Gesprächsrunde wollen wir daher besprechen: Wie geht es uns Bildungsarbeiter*innen nach anstrengenden Prozessen, nach Anfeindungen oder gar Übergriffen? Wie gehen wir nach solchen Vorfällen mit uns selbst um und welche Strategien brauchen wir, um gesund und umsorgt wieder an die Arbeit zu gehen?
Mit unseren Gesprächspartner*innen schauen wir dabei auf community-basierte und individuelle Praxen der Selbstfürsorge.
Virtuelle Gesprächsrunde «Solidarität als emanzipatorische Praxis?!!»
2.09.2022, 17:30-20:00 Uhr
Im Nachdenken um Solidarität begegnet einem oft der berühmte Ausspruch: “Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker". In der politischen Praxis hingegen wurde und wird der Begriff stark vereinnahmt durch christlich-bürgerliche Friedensbewegungen und ist oft verknüpft mit "white saviorism"-Phantasien. Für gemeinsames gesellschaftsveränderndes Wirken braucht es daher neue Solidarisierungs- und Protestkonzepte. Konzepte die sich jenseits weißer Diskurse und hegemonialer Wissensstrukturen des sogenannten “globalen Nordens” bewegen. Aus heutiger Sicht stellt sich uns daher die Frage: Wie sehen echte solidarische Praxen aus und wer definiert die Gruppen, Menschen und Themen, mit denen sich zu solidarisieren ist? Und: was bedeutet "sich Solidarisieren" aus der Perspektive jener, die strukturell und räumlich ausgeschlossen sind?
Diese großen Fragen möchten wir mit unseren Gesprächspartner*innen konkreter auf die Bildungspraxis beziehen und fragen: Wie gehen wir mit unterschiedlichen Perspektiven auf solidarisches Handeln innerhalb unserer Bildungsprozesse um? Wie ist unser Team aufgestellt und was repräsentieren wir? Welche Reflexionstools haben wir um in unseren Teams und Gruppen dynamische Prozesse rund um solidarisches Handeln zu erfassen?
Kollegialer Open Space
3.09.2022, 10:30-15:00 Uhr
Vielleicht wollt Ihr an die Gesprächsrunden der vergangenen Tage anknüpfen und Euch vertiefend mit Kolleg*innen austauschen...Vielleicht arbeitet Ihr derzeit zu einem anderen, relevanten Thema oder seid mit einem Praxisproblem beschäftigt das auch für andere wichtig sein könnte... Vielleicht möchtet Ihr einen Arbeitsansatz oder eine Initiative vorstellen und wünscht Euch Austausch und Feedback dazu...
Im Kollegialen Open Space soll für Eure Themen Platz sein. Ihr könnt einen Input anbieten, eine Kollegiale Beratung zu einem Praxisproblem initiieren oder einfach vorbeischauen und Euch einbringen! Wir moderieren den Raum und sorgen für einen guten Rahmen. Der Raum lebt von Eurer Teilnahme.
Wir freuen uns, wenn Ihr zahlreich teilnehmt und wir während-nach-trotz der schwierigen Weltenlage Vernetzung auch in Präsenz wieder lebendig machen!
Hinweise zur Veranstaltung:
Die virtuellen Veranstaltungsteile finden über die Plattform Zoom (Lizenz der Rosa-Luxemburg-Stiftung) statt. Da wir möglichst interaktiv arbeiten und beraten möchten, ist für eine aktive Teilnahme eine stabile Internetverbindung hilfreich. Die Zugänge zu den Gesprächsrunden versenden wir im Kreis der verbindlich Angemeldeten kurz vor der Veranstaltung.
Der Kollegiale Open Space wird als Präsenzveranstaltung geplant und findet in den Räumen der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Berlin-Friedrichshain, Straße der Pariser Kommune 8a, 10243 Berlin statt. Ein entsprechendes Hygienekonzept zur Veranstaltung entwickeln wir entlang der im August/September geltenden Vorschriften sowie der aktuellen pandemischen Lage. Für eine Versorgung mit Getränken und Snacks ist während der Veranstaltung gesorgt. Bitte beachtet, dass wir keine Reise- und Übernachtungskosten übernehmen können.
Anmeldung:
Den Anmeldebogen zur Veranstaltung findet Ihr hier:
Bitte schickt uns zur Planung und Vorbereitung den ausgefüllten Anmeldebogen sobald wie möglich und bis spätestens 22.08.2022 zu - per Mail an julia.lehnhof@rosalux.org.
Er dient uns als Überblick über die Praxisbezüge der Teilnehmenden und gibt Hinweise zu Wünschen bezogen auf den gemeinsamen Raum. Bitte sendet uns den Bogen unbedingt zurück, damit wir gut und verbindlich planen können!
Wir melden uns ab Anfang August mit einer Informationsmail zur Veranstaltung und weiteren Details zum Programm bei allen, die verbindlich teilnehmen möchten.
Location
Contact
Julia Lehnhof
Senior Advisor for Critical Political Education, Rosa-Luxemburg-Stiftung
Email: julia.lehnhof@rosalux.org
Phone: +49 30 44310133