9 May 2017 Discussion/Lecture Afrikapolitik des Nordens

Neokolonialismus und Nachhaltigkeit?

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Event location

Café Buch-Oase
Germaniastr. 14
34119 Kassel

Date

09.05.2017, 19:00 - 22:00 Hr

Themes

Globalization, Africa

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Auf der Agenda der G20 ist Afrika weit oben angesiedelt. Früher tituliert als »Kontinent der Krisen« wird Afrika nun als dynamische »Chancenregion« promotet, auf die sich regelmäßig außen- und entwicklungspolitisches Interesse richtet. Beim G20-Gipfel in Hamburg wird Afrikapolitik v.a. unter den Stichworten Nachhaltige Entwicklung, Investitionsvorhaben und Finanzmarktregulation diskutiert. Das liegt im Trend: schließlich entwickeln sich Staaten wie Kenia, Südafrika, Uganda oder Ruanda derzeit zu neuen Zielländern für grünes Investment in den florierenden erneuerbaren Energien.

Auch das BMZ und der Senat der Wirtschaft plädieren in ihrem »Marshallplan mit Afrika« dafür, mit dem Modell einer ökosozialen Marktwirtschaft Wachstum und Entwicklung voranzutreiben, und sieht dafür Arbeitsbeschaffungsprogramme, verbesserten Marktzugang und Fairen Handel, sowie Energiepartnerschaften vor.

Dies ist ein ambivalentes Vorhaben. Zwar greift es durchaus wünschenswerte sozial-ökologische Zielsetzungen auf, wie sie z.B. in den Sustainable Development Goals formuliert worden sind. Diese werden jedoch eng mit außenpolitischen Motiven nach einer normativen und materiellen Vormachtstellung verbunden. Zudem gleicht der Entstehungskontext des Marshallplans einem »Sprechen über Afrika ohne Afrika«, welches bereits strukturell neokoloniale Züge birgt, die mit einer Partnerschaft auf »gleicher Augenhöhe« wenig zu tun haben. Dies droht damit auch, afrikanische zivilgesellschaftliche Initiativen, etwa für eine gemeinsame afrikanische Migrationspolitik oder für eine demokratische, tatsächlich »empowernde« Energietransition, zu unterhöhlen.

Der Vortrag führt in Konzept und Inhalte des Marshallplan mit Afrika ein und diskutiert seine Zielsetzungen aus sozial-ökologischer und postkolonialer Perspektive.

Die Referentin Dr. Franziska Müller forscht und lehrt an der Universität Kassel zu Internationalen Beziehungen, Globaler Umweltgovernance, Energiepolitik und Postkolonialen Studien. Sie hat über EU-Afrika-Beziehungen und Economic Partnership Agreements promoviert und leitet eine Nachwuchsforschungsgruppe, die sich mit Energietransitionen im Südlichen Afrika befasst. 

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