6 November 2023 not specified PETER WEISS WOCHE 2023

Der Künstler in der Cloud

Information

Event location

Peter-Weiss-Haus
Kartenraum, Möckelsaal, Café Marat, Flure
Doberaner Str. 21
18057 Rostock

Date

06.11.2023, 14:00 - 12.11.2023, 17:00 Hr

Themes

Art / Performance

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PETER WEISS WOCHE 2023

Peter Weiss ist in die Cloud gefahren. Dort wütet er weiter als Aktivist und Künstler.
Das unermüdliche Schaffen des Malers, Schriftstellers, Theaterautors, Filmemachers und politischen Provokateurs ist zum ersten Mal in Form eines digitalen Archivs erfasst (www.peter-weiss.digital)
Im Rahmen der Peter Weiss Woche wirkt der Künstler aus dem digitalen Raum in die Realität zurück und materialisiert sich in transmedialen Stückinszenierungen im Möckelsaal des Peter-Weiss-Hauses. Virtuelle Welt und Realität verschmelzen in der begehbaren 3D-Installation, Virtual Reality Umgebung und Ausstellung zur Malerei von Peter Weiss.
Wir laden alle Interessierten zur Erkundung der transmedialen Angebote ein.
Neben der Ausstellung finden täglich Veranstaltungen zur Beleuchtung verschiedener Facetten des künstlerischen Schaffens Peter Weiss‘ statt.
Der Eintritt ist außer am Samstag frei.
Die Peter-Weiss-Woche findet in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung MV statt.

Montag, 6.November, 19:00 Uhr
Vernissage zur Ausstellung ‚Arbeit am Bild: Mit Peter Weiss sehen lernen‘
Kaum ein anderer deutschsprachiger Künstler des 20. Jahrhunderts hat ein so reiches, vielgestaltiges Werk hinterlassen wie Peter Weiss (1916-1982). Er hat gemalt, gezeichnet, Filme gedreht, Erzählungen, Romane und Theaterstücke geschrieben. Um diese Fülle zu beherrschen, ordnet man sie gern in Rubriken, in Schubfächer ein, und spaltet den Künstler in Rollen auf, die er nacheinander durchlaufen, sich wie Masken aufgesetzt hat: als Maler, Grafiker, Filmemacher, Erzähler und Dramatiker.
Gerade im Werk von Peter Weiss gilt es das Gleichzeitige des Entstehens und das Ungleichzeitige seines Erscheinens zu bedenken, wenn man wahrnehmen möchte, was ihn in seiner Zeit umgetrieben hat und welche Kraft von seinen Arbeiten für das Hier und Heute ausstrahlt. So trat der Maler und Filmemacher Weiss erst spät in Erscheinung, als er ein berühmter Schriftsteller geworden war. Dass die eine Kunstform vom Ringen um Anerkennung für die andere zehrte, sieht nur, wer das Ganze dieses Lebens im Blick hat.
Jens F. Dwars stellt seine im Zuge der Entwicklung einer digitalen Plattform (www.peter-weiss.digital) zu Peter Weiss entstandene Ausstellung in einem Eröffnungsvortrag vor. Einführung und Ausstellung widmen sich der Arbeit am Bild durch Peter Weiss und dessen Voraussetzungen, das Sehen und die Schärfung der Wahrnehmungen durch bewegte Bilder (Film) und das Wort.
Die Ausstellung und weitere Installationen sind vom 6.-12. November täglich ab 14 bis 22 Uhr in den öffentlichen Räumen des Peter-Weiss-Haus zu sehen.
Täglich von 17-22:00 Uhr können in einer VR-Zone im Café Marat mittels VR-Brillen digitale Ausstellungen, Archivalien und Installationen erkundet werden.

Dienstag, 7.November, 19:00 Uhr
Selbstbezug und Welt: die Prosa von Peter Weiss
Im Rahmen der Peter Weiss Woche 2023 spricht, liest, performt Peter Wawerzinek träumerisch-assoziativ über seine frühe Berührung mit Peter Weiss und der losen Beeinflussung durch den Namensvetter.
Peter Wawerzinek, geboren 1954 in Rostock unter dem Geburtsnamen Runkel. Aufgewachsen an der Ostsee und Ausbildung zum Textilgestalter im Vogtland. Studium an der Kunsthochschule Berlin. Wechselnde Daseinsversuche als Hausmeister, Briefträger, Kraftfahrer, Kellner. Seit 1987 als Schreibender. Als Performance-Künstler und Stand-up-Poet prägte er die Prenzlauer-Berg-Literaturszene mit. Ingeborg-Bachmann-Preis 2010 mit seinem Manuskript zu seinem Roman „Rabenliebe“. Letzte Veröffentlichung: Sein erster Lyrikband „Letzte Buchung“, Engeler-Verlag 2023.

Mittwoch, 8.November, 19:00 Uhr
Avantgarde der bewegten Bilder: die experimentellen Filme Peter Weiss
Peter Weiss, der 1916 als Sohn eines jüdischen Vaters bei Berlin geboren wurde und während des Nationalsozialismus schließlich nach Schweden emigrierte, ist vor allem als Schriftsteller und Bühnenautor bekannt. Tatsächlich aber begann er seine künstlerische Laufbahn als Maler und war in den fünfziger Jahren maßgeblich als Filmemacher tätig.
1952 schloss sich Weiss dem Svensk Experimentfilmstudio an. Er setzte sich mit den Avantgardefilmen von Luis Buñuel, Man Ray oder Dziga Vertov auseinander und wurde von den Bildern Max Ernsts beeinflusst. Das große Interesse am Surrealismus prägte seine ersten Kurzfilme.
Im Rahmen der diesjährigen Peter-Weiss-Woche zeigen wir die experimentellen Filmstudien ‚Studien I – V‘, die vom schwedischen Filmarchiv ‚FILMFORM‘ digital remastert und im Rahmen der Entwicklung einer digitalen Plattform (www.peter-weiss.digital) zu Peter Weiss zur Verfügung gestellt werden. Matthias Spehr, Filmschaffender und Medienpädagoge (u.a. an der ‚Hochschule für Musik und Theater‘ Rostock) gibt am Mittwoch, 8.November um 19 Uhr eine Einführung zum avantgardistischen Film Peter Weiss.

Donnerstag, 9.November, 19:00 Uhr
Loch in der Mauer – Utopisches zum Entkommen
Die Gefahr, inhaftiert zu werden, prägt das Bewusstsein politischen Aktivismus und die Realität der Inhaftierung die Aufzeichnungen und Zeugnisse aus den sozialistischen und kommunistischen Bewegungen der letzten zwei Jahrhunderte. Wir haben die für uns spannendsten dieser Aufzeichnungen genommen und neu angeordnet und auch Musik gefunden.
So entstehen Szenen zwischen Einsamkeit und Anteilnahme, dem Versuch denen draußen Mut zu machen und der eigenen Ohnmacht aber auch zu grundsätzlichen Fragen von Inhaftierung, und (politischer) Gefangenschaft. Dabei wird deutlich, dass sich gegen die bedrückenden Erfahrungen der Einsperrung ein frivoler Kommunismus behaupten konnte:
»tapfer, unverzagt und lächelnd – trotz alledem«, wie Rosa Luxemburg aus dem Gefängnis an eine Freundin schrieb.
Das am Donnerstag, 9.November zur Peter-Weiss-Woche eingeladene Künstler*innenkollektiv  erarbeiten seit ein paar Jahren aus klassischen und randständigen Texten der Linken und darüber hinaus, Popmusik und Schlager, Beiträgen aus den Sozialen Medien usw. szenische Lesungen, die dazu gedacht sind anzuregen, nachdenklich zu machen, zu unterhalten und zum Lachen zu bringen. Ihr Motto dabei: »auf das unerklärbarste niemals entmutigt, durch keinerlei wirklichkeit überzeugt« (Schernikau) und das erwartet euch auch an diesem Abend.


Freitag, 10.November, 18:00 bis 20:00 Uhr und ab 20:00 Uhr
Peter Weiss Nacht: Peter Weiss goes digital
Das Peter Weiss Haus hat sich seit 2 Jahren intensiv mit digitalen Angeboten zu Peter Weiss beschäftigt und die erste digitale Plattform zu Peter Weiss (www.peter-weiss.digital) an den Start gebracht.
Eine Fülle von Möglichkeiten ist entstanden, u.a. digitale Installationen mit 3D und VR-Umgebungen zu Peters Theaterstücken ‘Der lusitanische Popanz’ und der ‘Neue Prozess’. Die Installationen laden ein, Diskurse aus den 70er Jahren zu Postkolonialismus und Kulturindustrie mit unserer Gegenwart zu konfrontieren. In einem Werkstattsgespräch stellt die Projektgruppe in einem gigantischen 3D-Kubus, die digitalen Formate und deren Hintergründe zur Debatte.
Anschließend, ab 20 Uhr wird der Diskurs gebrochen, gebogen und ergänzt – ‚Marat/de Sade´s elektoakustische Ausflüge‘: illbient drum hop bass& minimal beats verweben sich in miteinander kaskadierenden Soundwänden in freiem improvisatorischen Spiel. Dazu laufen Visuals und Originalsoundfiles der Marat/ de Sade Aufführungen in der Neptunschwimmhalle unter Regie von Christina Emig Könning aus dem Jahr 1998. Stephan Kurth, “Musiker” aus Rostock, wirkte an obiger Produktion mit. Hommage? Flashback? Ausgang ungewiss…


Samstag, 11.November, 19:00 Uhr
MARAT/SADE von Peter Weiss
Inmitten der Französischen Revolution stehen die beiden Widersacher Marat und de Sade und ihre konträren Weltanschauungen mit den damit einhergehenden Staatsentwürfen. Während Marat der Gesellschaft zum Wohle aller, wie er glaubt, Moral und Tugend aufzwingen will, das Volk vertritt und die Revolution – blutig, wie sie längst geworden ist – rechtfertigt, resigniert de Sade angesichts der unabänderlichen Natur des Menschen, verlacht Marats sozialistische Ideen und sieht das Heil in der Loslösung des Einzelnen aus der Gesellschaft.
Leben und Tod des Revolutionärs (und der Revolution) werden als Spiel im Spiel, als Theater im Theater, dreizehn Jahre nach Marats Tod dargestellt im Irrenhaus von Charenton. Regie führt der Marquis de Sade. Weiss hält sich eng an historische Fakten, und doch ist sein Drama so weit wie nur irgend möglich von einem historischen Drama entfernt. Das Stück wurde nach seiner Uraufführung in Berlin zu einem der größten internationalen Theatererfolge.
Inszeniert und voraussichtlich zum letzten Mal aufgeführt von den ‚Freigeistern‘.
Wichtig: Während der Aufführung wird für die digitale Plattform (www.peter-weiss.digital) zu Peter Weiss eine 3D-Aufnahme gemacht. Die Aufnahme, und damit das Publikum, wird im Anschluss im Netz sichtbar und öffentlich gemacht. Dessen sollten sie sich bewusst sein. Maskierung erlaubt.

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