Seit PISA 2000 ist es amtlich: in kaum einem anderen OECD-Staat hängt der Bildungserfolg so stark von der Herkunft ab wie in Deutschland. Darüber hinaus sind auch die Kompetenzen in wesentlichen Bereichen wie Lesen, Schreiben und Rechnen nur unterdurchschnittlich ausgeprägt. Zwar wurde im letzten Vierteljahrhundert einiges für eine bessere Bildung in Deutschland getan, zahlreiche Bundes- und Länderprogramme wurden aufgelegt, um die frühkindliche Bildung auszubauen und auch das schulische Kompetenzniveau zu verbessern, die Erfolge sind jedoch ernüchternd. PISA 2022 bestätigt, dass das Kompetenzniveau deutscher Schüler*innen noch unter das von 2000 gesunken ist und auch bei der Bildungsgerechtigkeit wurden keine Verbesserungen erreicht.
Besonders verschärft treten diese Probleme im Bundesland Bremen auf. Große Armut und soziale Segregation zwischen den Stadtteilen prägen den Alltag an den Schulen. Bremen hat auf diese Probleme reagiert: Gelder werden anhand von Sozialindikatoren gezielt an die Schulen mit den größten Herausforderungen vergeben. Aber diese Zusatzprogramme des Senats, auch und gerade unter Beteiligung der Linken, reichen bisher noch nicht aus, um benachteiligte Schüler*innen ausreichend zu unterstützen.
Neu erschienen:
Bildungsungleichheit in der Stadt Bremen
Ursachen, aktueller Stand und Lösungsansätze
Was sind die Ursachen für diese anhaltenden Kompetenzprobleme und die verfestigte Bildungsungleichheit? Und mittels welcher Strategien können sie gelöst, zumindest gemildert werden?
Diese Fragen wollen wir mit Bildungspolitiker*innen, Gewerkschafter*innen, Lehrer*innen, Erzieher*innen, Eltern, Schüler*innen und einer bildungspolitisch interessierten Öffentlichkeit diskutieren.
Programm
Freitag, 13.6.:
- 18 Uhr: Begrüßung durch Miriam Strunge (Mitglied der Bremischen Bürgerschaft)
- 18:15 Uhr: Keynote Prof. Dr. Marcel Helbig (Leibniz-Institut für Bildungsverläufe Bamberg: Soziale Ungleichheit im zweigliedrigen Schulsystem)
- Anschließend (bis max. 22 Uhr): Lockeres Zusammensein bei kleinem Imbiss und Getränken.
Samstag, 14.6.:
- 10 Uhr: Ankommen und Begrüßung
- 10:30 Uhr: Grußwort von Ulrich Schneider (bis 2024 Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes)
- 11:15 Uhr: Workshops
Workshop I: Längsschnitt statt Querschnitt: Wie lassen sich erfolgreiche pädagogische Konzepte und Maßnahmen identifizieren?
Seit vier Jahren haben Bremerhavener Schulen die Möglichkeit, Lernstandserhebungen durchzuführen, die nicht nur querschnittliche, sondern auch längsschnittliche Analysen erlauben. Für sechs Oberschulen (= inklusive Gesamtschulen) liegen inzwischen für mehrere Jahrgänge die Lernfortschritte im Verlauf der Sekundarstufe I in zentralen Kompetenzbereichen vor. Die Ergebnisse verblüffen: Sie belegen weit überdurchschnittliche Fördererfolge. Der Workshop möchte an konkreten Beispielen zeigen, welche schulspezifischen Schwerpunktsetzungen in der pädagogischen Arbeit diesen Erfolgen zugrunde liegen.
Mit Ulrich Vieluf (Hamburger Bildungs-Staatsrat a.D.) und Dr. Joachim Wolff (ehemaliger Schulleiter Paula-Modersohn-Schule, Bremerhaven).
Workshop II: Förderung von Anfang an – Was brauchen Kitas wirklich, um Bildungsungleichheiten abzubauen?
Kitas stecken in der Krise: Fachkräftemangel, Krankenstände und Berufsflucht belasten das Personal. Notdienste, Ausfall und fehlende Plätze stellen Eltern und Kinder vor massive Herausforderungen, vor allem in benachteiligten Stadtteilen. Die Folge: wachsende Bildungsungleichheit schon im Vorschulalter. Wie können Kitas gestärkt werden, um allen Kindern gute frühkindliche Bildung zu ermöglichen? Und was muss politisch passieren, um die Krise zu überwinden?
Diskussion mit Dr. René Böhme (iaw), Andrea Torke (Kitaleitung Gröpelingen) und Claudia Bollmann (Kitastrophe).
- 12:45 Uhr: Mittagspause
- 14 Uhr: Workshops
Workshop III: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit – Inklusion in Bremer Schulen weiterdenken
Bremen hat bei der inklusiven Beschulung aller Schüler*innen bereits erhebliche Fortschritte gemacht. Fast alle Förderzentren wurden zugunsten inklusiven Unterrichts geschlossen. Nur noch 0,6 Prozent aller Kinder werden nicht gemeinsamen unterrichtet. Aber was in der Statistik gut aussieht, klappt nicht immer in der Praxis. Woran hapert es bei der Inklusion im Alltag? Und wie wollen wir die Bremer Schulen weiterentwickeln, damit alle Kinder individuell nach ihren Bedürfnissen optimal gefördert werden? Wir diskutieren mit Prof. Dr. Natascha Korff (Uni Bremen), Arne Frankenstein (Landesbehindertenbeauftragter) und Claudia Ludwigshausen (ReBUZ Nord)
Workshop IV: Zukunft der Schulstruktur
Lange wurde in Bremen um die Schulstruktur gerungen, 2008 einigte man sich mit dem so. Schulfrieden auf ein System, bestehend aus Grundschulen, Oberschulen und Gymnasien. Der Schulfrieden gilt bis 2028, dennoch wollen wir uns schon jetzt fragen, wie eine zeitgemäße Schulstruktur künftig aussehen könnte. Warum nur vier Jahre gemeinsamen Lernens? Könnte die Berliner Gemeinschaftsschule ein Vorbild für Bremen sein? Und was genau ist eigentlich die Rolle der Gymnasien? Der Workshop zur Schulstrukturdebatte lädt alle Interessierten ein, gemeinsam über Chancen, Herausforderungen und mögliche Veränderungen im Bildungssystem zu diskutieren. Mit einem Impuls aus der GEW Bremen.
- 15:30 Uhr: Kaffeepause
- 16 Uhr: Podiumsdiskussion
Welche Unterstützung brauchen Schulen, um soziale Benachteiligung ausgleichen zu können?
Mit Elke Suhr (GEW Bremen), Achim Kaschub (Schulleitungsvereinigung Bremen), Prof. Dr. Sabine Doff (Uni Bremen) und Miriam Strunge (Die Linke, MdBB). - Ca. 17:30 Uhr: Ende
Wir bitten um Anmeldung zur Tagung (s.o.)
Für angemeldete Teilnehmer*innen werden Imbiss am Freitag, Mittagessen am Samstag sowie Kaffee & Getränke während der Tagung kostenfrei zur Verfügung gestellt.
Die Tagung wird von der Fraktion Die Linke in der Bremischen Bürgerschaft, der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Rosa-Luxemburg-Initiative Bremen organisiert.
Location
Contact
Dr. Katrin Schäfgen
Senior Fellow for School and Education Policy, Rosa-Luxemburg-Stiftung
Email: katrin.schaefgen@rosalux.org
Phone: +49 30 44310 128