15 May 2018 Discussion/Lecture Türkischer Staat und kurdische Bevölkerung

Information

Event location

Universität Trier
P12
Universitätsstraße 15
54296 Trier

Date

15.05.2018, 18:00 - 20:00 Hr

Themes

Migration / Flight

Downloads

Innerhalb unserer Nahost-Reihe laden wir ein zum Vortrag: ""Türkischer Staat und kurdische Bevölkerung: Eine konfliktreiche Geschichte" mit Ismail Küpeli. Die Veranstaltung wird am 15. Mai um 18 Uhr (c.t.) in Raum P 12 stattfinden.

Ankündigungstext:

"Der Konflikt zwischen dem türkischen Staat und der kurdischen Bevölkerung ist einer der entscheidenden Faktoren, die die Geschichte und Gegenwart der Türkei bestimmen. Die politischen Debatten und Entscheidungen in vielen sehr unterschiedlichen Bereichen von der Bildungspolitik bis hin zur Außenpolitik lassen sich auf die sogenannte „Kurdenfrage“ zurückführen. Darüber hinaus ist der Konflikt für die geschichtliche Entwicklung und die aktuelle Lage des gesamten Nahen und Mittleren Ostens bedeutend. Dies nicht zuletzt dadurch, dass kurdische Bevölkerungsgruppen in vielen Staaten existieren und in vielen Staaten politisch relevante AkteurInnen hervorgebracht haben.

Die Geschichte des Konflikts zwischen der Türkei und der kurdischen Bevölkerung muss aufgearbeitet werden, um die gegenwärtigen Konflikte zu verstehen. Bisher konzentrierte sich die politische und wissenschaftliche Beschäftigung mit dem „Kurdenkonflikt“ auf die Gegenwart. Da eine historische Perspektive fehlt, bleiben die Verbindungen zwischen der staatlichen Homogenisierungspolitik der Türkei und den kurdischen Aufständen in den 1920er und 1930er Jahren vielfach unterbelichtet. Unbeachtet sind so die möglichen Auswirkungen dieser Entwicklung für die gegenwärtige politische Lage.

Die Etablierung eines türkischen Nationalstaats, einschließlich der Schaffung einer türkischen Nation ging einher mit der Vernichtung, Vertreibung und Marginalisierung von nicht-muslimischen und nicht-türkischen Bevölkerungsgruppen. Die Kurden waren als die letzte große nicht-türkische Gruppe in der Türkei das Haupthindernis für das kemalistische Staatsprojekt einer homogenen türkischen Nation. Zuvor waren die christlichen Bevölkerungsgruppen als nicht-türkisch deklariert worden der Vernichtung und Vertreibung ausgesetzt. Der Genozid an den Armeniern 1915 und die Vertreibung der übrig gebliebenen christlichen Bevölkerung im sogenannten „Türkischen Befreiungskrieg“ (1919-1923) sind zentrale Säulen dieser Gewaltpolitik. Die Kurden dagegen sollten als eigenständige Bevölkerungsgruppe aufgelöst und in die türkische Nation assimiliert werden. Dagegen wuchs Widerstand seitens der Kurden und in den kurdischen Gebieten im Osten der Türkei kam es immer wieder zur Aufständen, Militäroffensiven und Vertreibungen."

Referent:

Ismail Küpeli ist Politikwissenschaftler und Historiker. Er analysiert die Konflikte in der Türkei und im Nahen und Mittleren Osten. Er schreibt für Tages- und Wochenzeitungen (Neues Deutschland, Jungle World), Zeitschriften (Analyse&Kritik), gibt Interviews (ZDF, WDR, arte, RTL, Deutschlandfunk u.v.m.) hält Vorträge und moderiert Podiumsdiskussionen. Derzeit schreibt er eine Dissertation über die kurdischen Aufstände in der Türkei der 1920er und 30er Jahre am Institut für Diaspora- und Genozidforschung (Ruhr-Universität Bochum).

Die Veranstaltung wird unterstützt von der Rosa-Luxemburg-Stiftung Rheinland-Pfalz.

Location