7 November 2017 Discussion/Lecture VW und Mercedes: Komplizen der Militärdiktaturen in Brasilien und Argentinien?

Überlebende der Folter belasten Tochterunternehmen der deutschen Konzerne

Information

Event location

Rosa-Luxemburg-Stiftung
Münzenbergsaal
Franz-Mehring-Platz 1
10243 Berlin

Date

07.11.2017, 19:00 - 21:00 Hr

Themes

Participation / Civil Rights, Labour / Unions, Brazil / Paraguay

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VW und Mercedes: Komplizen der Militärdiktaturen in Brasilien und Argentinien?
«Genosse, wir werden dich rächen» – Versammlung der Metallarbeiter im November 1979 Archiv IIEP, Nils Brock

Abendveranstaltung mit: Lúcio Bellentani (ehemaliger Arbeiter von VW Brasil in São Paulo), Heike Hänsel (MdB, Die Linke), Wolfgang Kaleck und Claudia Müller-Hoff (beide ECCHR); Sprachen: Deutsch, Spanisch, Portugiesisch mit Simultan-Verdolmetschung; Eintritt frei!

Lúcio Bellentani arbeitete zwischen 1964 und 1972 bei Volkswagen do Brasil als Werkzeugmacher. Im Juli 1972 verhafteten ihn Geheimpolizisten an seinem Arbeitsplatz im VW-Werk in São Bernardo do Campo – unter den Augen des VW-Werkschutzes. Er wurde ins Folterzentrum DOPS verschleppt. Laut Bellentani war der Chef des VW-Werkschutzes aktiv an seiner Verhaftung beteiligt: Der VW-Mitarbeiter soll ihm bei der Verhaftung eine Waffe an den Rücken gehalten haben.

Héctor Ratto* wurde im August 1977 von Juan Tasselkraut, dem damaligen Produktionsleiter des Mercedes-Werks in Buenos Aires, in sein Büro gerufen, wo zwei Polizisten auf ihn warteten. Die Polizisten verschleppten ihn in eine Kaserne, wo er gefoltert wurde. Ratto sagte in einem Gerichtsverfahren aus, dass ihn Tasselkraut persönlich den Sicherheitskräften übergeben und diesen außerdem die Adresse des Mercedes-Arbeiters Diego Nuñez mitgeteilt habe. Nuñez „verschwand“ daraufhin, bis heute fehlt jede Spur von ihm.
*Der Gewerkschafter Héctor Ratto, musste seine Teilnahme leider aus gesundheitlichen Gründen absagen. Ein Videointerview mit ihm wird während der Veranstaltung eingespielt.

Welche Verantwortung tragen VW do Brasil und Mercedes Benz Argentina – und deren Mutterkonzerne in Deutschland – für die Verhaftungen und Folterungen von Gewerkschaftern während der Militärdiktaturen in Brasilien und Argentinien? Wäre die Mitwirkung von VW- und Mercedes-Managern an der Verhaftung als Beihilfe zur Folter zu werten? Folter und damit die Verbrechen gegen Bellentani und Ratto verjähren nicht. In Brasilien ermittelt seit 2015 die Staatsanwaltschaft; in Argentinien läuft seit Jahren ein schleppendes Verfahren gegen Mercedes Benz-Mitarbeiter. Was fordern die Überlebenden heute von den deutschen Konzernen? Gibt es in Deutschland rechtliche Mittel und Wege gegen VW und Mercedes Benz wegen der Beteiligung an den Diktaturverbrechen vorzugehen?

Eine gemeinsame Veranstaltung von: Rosa-Luxemburg-Stiftung, ECCHR, FDCL, Dachverband Kritische Aktionäre, KoBra, Lateinamerika Forum – Foro de las Américas Berlín, Lateinamerika Nachrichten, Nachrichtenpool Lateinamerika, Arbeitskreis Internationalismus der IG Metall, LabourNet Germany und medico international.

Der Geschichte von Lúcio Bellentani widmen sich zwei ARD-Features:

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Birte Keller

Unit Head, Senior Advisor for Central America and Mexico, Cuba, Brazil and Paraguay, Rosa-Luxemburg-Stiftung

Phone: +49 30 44310 289