22 September 2017 Convention/Conference Antfaschistisches Wochenende in Kiel

Information

Event location

Alte Meierei
Hornheimerweg 2
24113 Kiel

Date

22.09.2017, 16:00 - 24.09.2017, 16:00 Hr

Themes

Politics of Memory / Antifascism, Migration / Flight

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Strategien und Antworten der radikalen Linken in Zeiten von Krise und Rechtsruck

Ein Wochenende lang Workshops, Vorträge, Diskussion, Vernetzung, Organisierung

Trumps Wahlsieg, Erdogans vertiefende Diktatur, die Wahlerfolge von UKIP und Front National, rassistische und faschistische Mobilisierungen und Gewalt auf der Straße. Jeden Tag neue Meldungen zu geflüchteten Menschen, die vor den Küsten Europas ertrinken oder in angeblich „sichere Herkunftsländer“ abgeschoben werden, Politiker*innen, die meinen es habe Polizeigewalt bei den Protesten gegen den G20-Gipfel in Hamburg nicht gegeben, linke Freiräume, die geräumt werden, wie erst vor ein paar Wochen die Friedel54 in Berlin oder eine Bundesregierung, die im europäischen Süden autoritäre Verelendungsprogramme durchsetzt.

Dies sind nur ein paar Beispiele für aktuelle rechte Diskurse und Entwicklungen, die Liste könnte endlos weitergeührt werden. Umso wichtiger finden wir es, eine starke antifaschistische Gegenbewegung zu sein, die der Öffentlichkeit ihre emanzipatorischen und solidarischen Ideen entgegenhält. Doch wie drückt sich dieser Rechtsruck in breiten Teilen der Gesellschaft konkret aus? Was bedeutet linksradikale Antifa-Politik im Jahr 2017 und welchen Herausforderungen muss sie sich stellen? Welche Ziele und Perspektiven haben wir? Wie werde ich selber aktiv?

Wir wollen ein Wochenende lang einen Raum schaffen, um in Workshops und Vorträgen diese und ähnliche Fragen zu diskutieren, Neues zu lernen oder altes Wissen aufzufrischen, uns kennen zu lernen, zu vernetzen und zu organisieren.

22. - 24. SEPTEMBER 2017 | ALTE MEIEREI (Hornheimer Weg 2, Kiel)


WORKSHOPS & VORTRÄGE
- Tipps und Tricks für Antifas und Antiras
- Selbstbehauptung
- Graffiti
- Einführung in die marxistische Kapitalismuskritik
- Einführung in Faschismustheorien
- und vieles mehr!

AUßERDEM
– Essen gegen Spende das ganze Wochenende
– Infotische und -tafeln
– Lokale Strukturen stellen sich vor
– Freitag Abend Antifa-Kneipe mit Punk und Bier
– Samstag Abend Antifa-Lounge mit HipHop und Cocktails
– …

Wir freuen uns auf Dich, ganz egal welche Erfahrungen, welches Wissen und welche Vorkenntnisse Du hast. Bildet euch, bildet andere, bildet Banden! Den antifaschistischen Widerstand organisieren!
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DIE ZEICHEN DER ZEIT ERKENNEN„Die alte Welt liegt im Sterben, die neue ist noch nicht geboren: Es ist die Zeit der Monster.“

Mit diesem Zitat beschrieb der marxistische Theoretiker Antonio Gramsci die politische Übergangsphase nach dem Ersten Weltkrieg. Es war die Zeit der Krisen, Kriege und Revolutionen. Mit dem Wahlsieg Trumps, der vertiefenden Diktatur Erdogans, den Wahlerfolgen von UKIP und Front Nationa und den rassistischen und faschistischen Mobilisierungen auf der Straße, bekam dieses Zitat in den letzten zwei Jahren eine erschreckende Aktualität.

Der Aufstieg dieser rechten Internationale ist die reaktionäre Antwort auf eine jahrelang währende Krise des neoliberalen Spätkapitalismus. Wirtschaftskrisen, jahrelange Sparpolitik, sinkende Lebensstandards, zunehmende soziale Ungleichheit und miese Zukunftsaussichten machen immer mehr Leuten deutlich, dass das kapitalistische Glücksversprechen auch in den westlichen Metropolen längst nicht für alle Menschen reserviert ist. Der ideologische Lack des Neoliberalismus ist ab und damit die Hegemonie des politischen Systems und der etablierten Parteien, welche dieses verwalten, am bröckeln. Dies konnten offenkundig vor allem rechte Bewegungen für sich nutzen und einen autoritär-konservativen Festungskapitalismus – zurück zum Nationalstaat, Grenzen dicht und die klassische Familie als Kern der Gesellschaft – in Stellung bringen. Doch eine Kritik von rechts bedeutet keineswegs, dass die etablierten liberalen Parteien für eine fortschrittliche Politik stehen, sondern im Gegenteil sind es die großen Parteien, die einen Rassismus der Mitte institutionalisierten. So war es die angebliche Flüchtlingskanzlerin Angela Merkel, die das Recht auf Asyl in Deutschland de facto abschaffte und den menschenverachtenden Flüchtlingsdeal mit der Türkei aushandelte. Auch in Frankreich, Großbritannien und den USA stimmten die Regierenden in den letzten Jahren immer wieder in rassistische Diskurse und Politiken mit ein und an.

Doch in der verschärften Krise treten auch linke Optionen immer wieder zu Tage. Massenmobilisierungen gegen Spardiktate und Kürzungspolitiken in Spanien, Frankreich und Griechenland, gegen die Verschärfung des Abtreibungsgesetztes in Polen oder hunderttausende Menschen die gegen die Amtseinführung Donald Trumps und dessen national-konservative Werte protestierten. Auch in Deutschland stellen sich immer wieder Leute den öffentlichen Auftritten der Rechten entgegen und lassen diese eben nicht zu einer ganz normalen Partei werden. Die unzähligen Initiativen in Solidarität mit den Geflüchteten, die vor allem im langen Sommer der Migration im Jahr 2015 die Grenzzäune Europas überwinden konnten, sind Teil einer Alltagskultur geworden. Und nicht zuletzt beim G20 in Hamburg artikulierten zehntausende Leute ihre Ablehnung dieses gewalttätigen kapitalistischen Systems und seiner reaktionären Monster auf vielfältige und kraftvolle Art und Weise.

Fernab von solchen notwendigen Analysen und großen Erzählungen haben diese Entwicklungen natürlich konkrete Einflüsse auf unseren Alltag und unser politisches Handeln. Gerade eine antifaschistische und antirassistische Bewegung musste sich auf lokaler Ebene mit den rassistischen Mobilisierungen und Übergriffen auseinandersetzen bzw. versuchen diesen Einhalt zu gebieten. Kampagnen gegen die Verschärfungen des Asylrechts und Forderungen für eine Ausweitung des Bleiberechts und eine menschenwürdige Perspektive für Geflüchtete versuchten den Rechtsruck auf institutioneller Ebene entgegenzuwirken. Gleichzeitig intensiviert sich in der radikalen Linken eine Debatte zur Neuausrichtung der Politik, hin zu Basisorganisierung und relevanter Gesellschaftsverankerung mit der Frage nach wirklich möglichen Alternativen zu neoliberaler Vereinzelung und Kapitalismus.

Mit dem Antifa-Wochenende wollen wir den jeweiligen Entwicklungen sowohl praktisch als auch theoretisch Rechnung tragen. Wir wollen gemeinsam die politischen Zusammenhänge zwischen Krise und autoritärer Gesellschaftsformierung analysieren, wir wollen uns praktische Skills für die tägliche antifaschistische Arbeit beibringen und wir wollen auch über die Ausrichtung linksradikaler Politik diskutieren und gemeinsam mögliche Schlüsse für unsere antifaschistische Arbeit vor Ort ziehen.

Das Antifa-Wochenende findet in Kooperation mit der Rosa Luxemburg-Stiftung Schleswig-Holstein statt.

WEITERE INFOS: antifawe.noblogs.org | www.antifa-kiel.org | sh.rosalux.de | www.altemeierei.de

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