2 April 2017 not specified Urteile

Ein dokumentarisches Theaterprojekt über die Opfer des NSU

Information

Event location

Bahnhof Langendreer
Wallbaumweg 106
44894 Bochum

Date

02.04.2017, 19:00 - 23:00 Hr

Am 29. August 2001 wurde Habil K. in seinem Obst- und Gemüseladen in München-Ramersdorf erschossen. Als Tatmotiv galt "organisierte Kriminalität". Am 15. Juni 2005 wurde Theodoros B. in seinem Geschäft in München-Westend erschossen. Die Zeitung schrieb: "Eiskalt hingerichtet – das siebte Opfer. Türken-Mafia schlug wieder zu". Die betroffenen Familien wurden nach den Morden von den Sicherheitsbehörden, Medien, aber auch von ihrem unmittelbaren Umfeld zehn Jahre lang zu Unrecht verdächtigt.

Die Regisseurin Christine Umpfenbach, bekannt für ihre dokumentarischen Theaterprojekte u. a. "Gleis 11", hat mit Journalisten, Rechtsanwälten und Politikern gesprochen, vor allem aber mit den Verwandten, Freunden und den Arbeitskollegen der Opfer. Sie sucht nach Leerstellen und Strukturen, die das Versagen der Sicherheitsbehörden und Medien möglich gemacht haben. Die Autorin Azar Mortazavi schreibt in poetischen Skizzen über die Ver- und Beurteilung im persönlichen Erleben einer Postmigrantin, über die alltäglichen kleinen "Morde" in Schule, Studium und Arbeit, die nach der Aufdeckung der NSU Verbrechen unerträglich geworden sind.
Das Buch „Urteile“ mit dem Theatertext und zahlreichen Texten über alltäglichen und strukturellen Rassismus ist mit Förderung der Rosa-Luxemburg-Stiftung im Unrast-Verlag erschienen.
Das Theater  Gegendruck aus Recklinghausen, bekannt für ästhetisch anspruchsvolles freies Theater mit politischem Tiefgang, bringt nach einem interkulturellen Erarbeitungsprozess „Urteile“ am 2.4. in einer szenischen Lesung auf die Bühne. Im Anschluss wird mit Christine Umpfenbach über den strukturellen Rassismus in Medien und Sicherheitsbehörden, aber auch über die aktuelle Entwicklung im NSU-Prozess diskutiert.
Das Internet-Portal nachtkritik.de schrieb zur Erstaufführung am Münchner Residenztheater: „URTEILE ist eine beklemmende Anklage […], führt vor, wie tief und selbstverständlich der Rassismus in unserer Gesellschaft verankert ist.“ (nachtkritik.de)

In Kooperation mit Bahnhof Langendreer und Theater Gegendruck.

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