News | International / Transnational Internationale Konferenz in Paris zu Fragen des Sozialismus im 21. Jahrhundert

Mehr als 150 Menschen trafen sich am 19. und 20. Mai in Paris, um über die Perspektiven eines Sozialismus und Kommunismus im 21. Jahrhundert zu diskutieren. Vertreterinnen und Vertreter linker Wissenschaft und Politik, von sozialen Bewegungen und Gewerkschaften aus zahlreichen europäischen und lateinamerikanischen Ländern diskutierten über gegenwärtige Herausforderungen, konkrete Alternativen und die Emanzipation der Linken.

Vier große Seminare und 14 Workshops gaben der Konferenz die Struktur, beginnend mit der Frage: „Wogegen und wofür kämpfen wir – Antikapitalismus und Emanzipation“. Kontrovers diskutiert wurden hierzu die neuen Qualitäten des Finanzmarktkapitalismus, die Entwicklung imperialer vs. imperialistischer Strukturen, die Möglichkeiten konkreten Eingreifens. Im zweiten Seminar wurde die Frage nach den Akteuren, dem Verhältnis von klassischen und neuen sozialen Bewegungen und der Herausbildung neuer sozialer, politischer und kultureller Allianzen gestellt. Was bedeutet dies für die Selbstveränderung und Ermächtigung der Akteure, für ihre Arbeits- und Organisationsweise? Die Arbeiterklasse – soweit war man sich einig – ist nicht mehr das, aber eines der zentralen Subjekte im Kampf für eine andere Gesellschaft, die über das kapitalistische System hinausgehen muss. Wie aber vollzieht sich der Übergang und was sind hierbei die wichtigsten Felder der Transformation? Dieser Frage widmete sich das 3. Seminar  unter Berücksichtung neuer Produktions- und Arbeitsweisen, Informations- und Kommunikationstechnik. Immer wieder stellt sich - nicht nur in diesem Seminar - die Frage nach alternativer Wirtschaftspolitik: Was kann die Linke dem „Terror der Ökonomie“ entgegensetzen? Gibt es alternative Regulationskonzepte über einen erweiterten Keynesianismus hinaus? Mit dem 4. Seminar zu den Transformationsprozessen wurde versucht,  deren ökonomische, soziale und kulturelle Dimension in ihrer Widersprüchlichkeit zu beschreiben, aus denen sich unterschiedliche Strategien der Linken ableiten müssen. Diese Strategien wurden in den einzelnen Workshops vertiefend diskutiert wie: die Neuorganisation des Marktes, neuen Formen von Produktion und Eigentum, die Stellung und Organisation der Arbeiterklasse, Identität und Diversität sozialer und politischer Bewegungen, Selbster–mächtigung und Selbstorganisation,  partizipative Demokratie, Feminismus, Städte als Plätze moderner sozialer Dynamik und wachsender sozialer Ungleichheit. Gerade vor dem Hintergrund der Ereignisse der letzten Monate in Frankreich fanden sich konkrete Anknüpfungspunkte für praktische Politik, für die Notwendigkeit, Transformation als ein im Heute beginnenden Prozess zu verstehen.

Die Breite und Vielfalt der Akteure und Themen war beeindruckend. Aber dennoch fiel es vielen Diskutanten schwer, im geschlossenen Kuppelbau der KPF, die Schranken ihres eigenen, im XX. Jahrhundert verwurzelten Denken zu verlassen.